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Unter der Dusche Energie sparen

Täglich verbrauchen wir beim Duschen große Mengen an Energie. Das warme Abwasser fließt in die Kanalisation – damit geht viel Energie verloren.

Das Bieler Unternehmen Joulia.com hat nun eine Dusche auf den Markt gebracht, mit der sich Wärme aus dem Duschwasser zurückgewinnen lässt.

Nach einem Winterspaziergang in der Kälte gibt es nichts Schöneres, als sich unter die heiße Dusche zu stellen und sich ausgiebig aufzuwärmen – wenn nur das schlechte Gewissen nicht wäre. Wer umweltbewusst ist, möchte nicht zu viel Wasser und Energie verbrauchen. In diesem Dilemma steckte auch Christoph Rusch. Der Ingenieur duscht gerne warm und lang. Daher stellte er sich die Frage, wie man die Wärme des abfließenden Wassers nutzen könnte.

Beim Duschen wird eine Unmenge an Warmwasser in die Kanalisation gespült – bis zu 18 Liter Wasser pro Minute fließen aus einem herkömmlichen Duschkopf. Dies belastet nicht nur das Portemonnaie, sondern auch die Umwelt. Nun gibt es eine Duschwanne, mit der sich ein Teil der Wärme zurückgewinnen lässt: Wenn sie in allen Schweizer Vier-Personen-Haushalten eingebaut wäre und jede Person damit täglich sechs Minuten lang duschen würde, könnte jedes Jahr so viel Energie eingespart werden, wie in einem 75 Kilometer langen Heizöl-Tanklastzug steckt – oder wie Kochherd, Backofen, Kaffee- und Waschmaschine, Fernseher und Radio zusammengerechnet verbrauchen.

Von der Idee zur Marktreife

Seit sich Christoph Rusch die ersten Gedanken zum Energiesparen beim Duschen machte, sind über fünf Jahre vergangen. Heute ist eine Duschwanne mit Wärmerückgewinnung auf dem Markt. Joulia, so ihr Name in Anlehnung an den Physiker James Prescott Joule, wurde im Innovationshaus Creaholic entwickelt. Dort darf sich jeder Mitarbeiter bis zu 100 Arbeitsstunden pro Jahr Zeit nehmen, um neben seiner produktiven Arbeit an neuen Ideen zu tüfteln.

So bauten Christoph Rusch und der Designer Reto Schmid einen Prototyp und überzeugten ihre Kollegen. Allen war von Anfang an klar, dass nur ein erfolgreiches Produkt entstehen kann, wenn alle beteiligten Disziplinen in die Entwicklung einbezogen werden. Sie involvierten Architekten, Energiefachplaner und Sanitärinstallateure. Auf diese Weise schufen sie nicht nur eine Duschwanne, die Energie spart und bodeneben eingebaut werden kann, sondern auch ein neues Designelement: Man steht beim Duschen auf dem sogenannten Showerdeck, das bald in verschiedenen Farben und mit Echtholz-Decklage erhältlich sein wird.

Einfach und effizient

Effizienz und Einfachheit – in Technik, Einbau und Gebrauch – waren die Hauptziele der Entwickler: Joulia lässt sich einfach anstelle einer herkömmlichen Duschwanne installieren. Dazu braucht es weder Strom noch zusätzliche Pumpen oder Speicher.

Auch die Technik ist rasch erklärt: Im Wannenboden ist ein Wärmetauscher integriert. Das kalte Frischwasser fließt nicht direkt zur Mischbatterie, sondern wird zuerst durch die Duschwanne geleitet. Das warme Abwasser fließt über den Wannenboden und gibt dabei Wärme an das Frischwasser ab. Abwasser und Frischwasser kommen nicht in Berührung. Wenn das Frischwasser an der Mischbatterie ankommt, hat es eine Temperatur von etwa 25°C anstatt 10°C, wie bei einer herkömmlichen Installation. Dadurch muss deutlich weniger Heißwasser zugemischt werden, um die eingestellte Duschtemperatur zu erreichen.

In einem Vier-Personen-Haushalt lassen sich damit jährlich bis zu 1000 Kilowattstunden Energie sparen. Dies entspricht je nach Heizung bis zu 200 Franken Nebenkosten im Jahr. Joulia ist in der Anschaffung zwar etwas teurer als eine einfache Wanne, doch die Mehrkosten sind in sechs bis sieben Jahren amortisiert.

Ein Loch in der Dämmung gestopft

Die Neuentwicklung schließt eine Lücke: Während bei Gebäudehüllen gute Dämmungen für kleine Verluste sorgen und Lüftungsanlagen Wärme aus der Abluft zurückgewinnen, gab es für das Heißwasser bislang keine geeignete Lösung. Wärmerückgewinnung aus dem Abwasser war bis anhin erst ab mehreren Haushalten möglich – obwohl in Neubauten bereits doppelt so viel Energie für die Warmwasseraufbereitung wie für das Heizen verbraucht wird.

Die Einsparung von Heißwasser hat auch Einfluss auf andere Systeme im Haus: So kann zum Beispiel der Boiler kleiner ausgelegt werden. Vorteile zeigen sich auch in Kombination mit Solaranlagen. Das solar erwärmte Wasser reicht länger und Schlechtwetterperioden können eher ohne zusätzliche Energie überbrückt werden. Oder das Kollektorfeld kann kleiner ausgelegt und damit kostengünstiger gebaut werden.

Die ersten Duschwannen sind bereits in Betrieb. Seit Mitte Juni 2012 sparen die Sportler im Neubau Swisstennis in Biel mit 20 Joulia-Wannen täglich Energie beim Duschen.

Quelle

oekonews.at | Silvana Ripa 2013

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