Verbraucher zahlen für Mehrverbrauch drauf
Angaben zum Kraftstoffverbrauch von Autos müssen realistisch sein.
Autos verbrauchen in der Realität mehr als die Hersteller angeben. Der reale Verbrauch liegt inzwischen um ein Drittel höher als von den Herstellern angegeben. Das belegt eine neue Studie des Forschungsinstituts ICCT. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) fordert die Bundesregierung auf, für realistische Angaben zum Kraftstoffverbrauch von Autos zu sorgen „Wir brauchen behördliche Nachtests, wie sie bei Elektrogeräten längst schon Standard sind. Das Testverfahren muss aus den Testlaboren auf die Straßen verlagert werden“, sagt Klaus Müller, Vorstand des vzbv.
Die Studie des ICCT zeigt, dass Normverbrauch und Verbrauch in der Realität immer weiter auseinanderklaffen. Danach liegt heute der Kraftstoffverbrauch von Neuwagen durchschnittlich um ein Drittel höher als der von den Herstellern angegebene Testverbrauch. Für den durchschnittlichen Autofahrer bedeutet das Mehrkosten von 450 Euro im Jahr. Vor zehn Jahren betrug die Abweichung zwischen Normverbrauch und realem Verbrauch im Durchschnitt nur zehn Prozent.
Mehrkosten von durchschnittlich 450 Euro
Ähnliche Ergebnisse hat die italienische Verbraucherorganisation „Altroconsumo“ erhalten, als sie einen Fiat Panda und einen VW Golf in einem zertifizierten Testlabor nachtesten ließen. Der Fiat Panda verbrauchte in dem Nachtest 18 Prozent mehr als der Hersteller angegeben hatte, der VW Golf sogar 50 Prozent mehr.
Anlässlich dieser Erkenntnisse fordert der vzbv die Bundesregierung auf, für realistische Angaben zum Kraftstoffverbrauch von Autos zu sorgen. Das angekündigte neue Testverfahren „Worldwide Harmonized Light Duty Test Procedure“ (WLTP) werde die Kluft zwischen Normverbrauch und realem Verbrauch alleine nicht schließen. Deshalb fordert der vzbv, dass zusätzlich zu den herstellereigenen Tests ein behördlicher Nachtest eingeführt wird.
„Bei Elektrogeräten ist es längst Standard, dass man sich nicht unbesehen auf die Angaben der Hersteller verlässt – was für Kühlschränke oder Fernseher gilt, muss auch für Autos gelten. Denn hier bezahlen die Verbraucher den Mehrverbrauch viel teurer“, sagt Müller.
Vom Labor auf die Straße
Realistische Messergebnisse seien nur zu erwarten, wenn das Testverfahren vom Labor auf die Straße verlagert würde. Das ist bereits Standard, wenn es um die Schadstoffemissionen von Nutzfahrzeugen geht. Die Einhaltung der Grenzwerte wird hier mit sogenannten PEMS (Portable Emission Measurement Systems) im realen Straßenverkehr überprüft. Demnächst wird dasselbe Messverfahren auch für die Schadstoffemissionen von PKW eingeführt werden. „Es wäre ein leichtes, dann auch die CO2-Emissionen und den Kraftstoffverbrauch der Autos zuverlässig und genau zu erfassen“, so Müller.
Quelle
Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. 2014