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Depositphotos | Angelique Johnson

© Depositphotos | Angelique Johnson

Vor der US-Präsidentschaftswahl: Halbe Energiewende rückwärts

Donald Trump wollte das fossile Amerika „great again“ machen. Zumindest bei der Kohle ist ihm das misslungen.

Dennoch ist der Schaden seiner Umwelt-Deregulierung groß. Sollte der nächste Präsident Joe Biden heißen, könnte das durchaus eine Rolle gespielt haben.

Energiewende ja. Aber rückwärts. Das war eines der wichtigsten Wahlversprechen von US-Präsident Trump anno 2016, mit denen er ins Amt kam.

Den „Krieg gegen die Kohle“ wollte er stoppen, den Vorgänger Barack Obama angekündigt hatte. Außerdem die USA zum größten Erdölproduzenten der Welt machen.

Und dann noch raus aus dem von der Obama-Regierung unterzeichneten Pariser Klimavertrag. Denn der, so Trump, knebele das Land und bremse das Wirtschaftswachstum.

Die Bilanz vier Jahre danach fällt gemischt aus. Ganz so düster wie befürchtet ist das Bild der amerikanischen Energiewelt nicht.

Auffällig vor allem, dass die USA ihren Treibhausgas-Ausstoß auch seit Trumps Amtsantritt weiter gesenkt haben, wenn auch bis zur Corona-Krise deutlich langsamer als unter Obama.

Von dem Land, das vom Kohle-Fan und Klimawandel-Leugner Trump regiert wird, hätte man eher einen Anstieg erwartet. Die Emissionen lagen 2019 um 0,5 Prozent niedriger als im letzten Obama-Jahr 2016, als eine Reduktion um rund zwölf Prozent gegenüber dem in den USA festgesetzten Basiswert von 2005 erreicht war.

2020 wird nun ein weiteres, diesmal spürbares Minus bringen, zehn bis elf Prozent gegenüber dem Vorjahr, so die Prognosen des europäischen Thinktanks „Climate Action Tracker“. Ausgelöst wird das allerdings vor allem durch die Corona-Folgen – weniger Verkehr und gesunkener Stromverbrauch.

Trumps Pro-Kohle-Politik jedenfalls schlug nicht durch. „Wenn wir gewinnen, bringen wir die Bergarbeiter zurück“, hatte der Präsidentschaftskandidat 2016 auf Wahlveranstaltungen in den von hoher Arbeitslosigkeit betroffenen Kohlestaaten wie West Virginia, Ohio und Pennsylvania vollmundig versprochen. Damit fing er viele Wählerstimmen ein.

Mehr Ökostrom als Kohlestrom – trotz Trump

Doch den Niedergang der Branche, der bereits im Jahrzehnt vorher begonnen hatte, konnte er nicht aufhalten. Und das, obwohl der Präsident den unter Obama aufgelegten „Clean Power Plan“ stark entschärfte, der niedrige Emissionsgrenzwerte für Kohlekraftwerke festgelegt hatte.  

Die Entwicklung ist dramatisch. Bis 2008 lieferte das „schwarze Gold“ noch rund die Hälfte der in den USA verbrauchten Elektrizität, in diesem Jahre werden es laut einer Prognose der US-Energie-Informations-Behörde nur noch 19 Prozent sein – das ist mehr als eine Halbierung.

Die Kohlebranche, bei Trumps Amtsantritt 2017 bereits von einst rund 250.000 Jobs auf 50.000 geschrumpft, wurde von einer ganzen Reihe weiterer Insolvenzen getroffen. Noch einmal rund 50 Kohlekraftwerke sind seit 2016 stillgelegt worden oder stehen kurz davor. Damit hat sich der Kohle-Kraftwerkspark binnen eines guten Jahrzehnts glatt halbiert. 

Die Energiewende im Stromsektor läuft weiter, Trump zum Trotz. Der Grund: Billiges Erdgas, das freilich mit der umstrittenen Fracking-Methode gewonnen wird, und die immer preiswerter werdenden erneuerbaren Energien nehmen der Kohle weiter Marktanteile weg.

Seit 2016 ist Erdgas der wichtigste Primärenergieträger zur Stromerzeugung, inzwischen liegt der Anteil bei 38 Prozent. Zudem übertreffen die Öko-Energien in diesem Jahr erstmals die Kohleverstromung – ein Meilenstein für die Energiewende.

Eine große Rolle spielen hierbei auch die Bundesstaaten, von denen viele die Erneuerbaren pushen. Nicht nur in „linken“ Staaten wie Kalifornien, auch in konservativen wie Illinois oder Texas boomt die Windkraft, und die Photovoltaik legt überall rasant zu, seit die Modulpreise im Keller sind. 

Lange „Erfolgsliste“ der Deregulierung von Umweltgesetzen

In anderen Bereichen allerdings konnte Trump die rückwärtsgewandte Energieagenda durchsetzen. Er brüstet sich gerne damit, dass die USA in seiner Amtszeit zum weltweit größten Erdölproduzenten aufgestiegen sind – vor allem eine Folge der Fracking-Technologie, mit der sich Öllager anzapfen lassen, die sich vorher nicht lohnten.

Die Genehmigungen für Öl- und Gasbohrungen wurden in seiner Amtszeit vervierfacht, und er gab bisherige Schutzgebiete in North Dakota und Alaska für Ölbohrungen frei. Proteste der Umwelt- und Naturschützer nützten nichts.

Zuletzt hob Trumps Regierung Vorschriften zur Kontrolle des besonders klimaschädlichen Methangases auf, das bei der Öl- und Gasförderung als Nebenprodukt ausströmt.

Trumps „Erfolgsliste“ bei der Deregulierung von Umweltgesetzen ist ohnehin lang. Umweltschützer bilanzierten, dass in seiner Amtszeit fast 80 Bestimmungen gekippt oder abgemildert wurden, die den Ausstoß von Kohlendioxid und Schadstoffen begrenzten.

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Quelle

Der Bericht wurde von der Redaktion „klimareporter.de“ (Joachim Wille) 2020 verfasst – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung (post@klimareporter.de) weiterverbreitet werden! 

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