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Was Europas Flüsse aushalten

Landwirtschaft, Energieversorger und Industrie nutzen die Gewässer intensiv und verändern bzw. belasten sie.

Überschwemmungen im Norden, Dürren im Süden – der Klimawandel sorgt dafür, dass Europa seine Wasserbewirtschaftung überdenken muss, zumal weitere menschengemachte Probleme hinzukommen: Landwirtschaft, Energieversorger und Industrie nutzen die Gewässer intensiv und verändern bzw. belasten sie. Wie sich das auf die biologische Vielfalt und ihre Umweltfunktionen auswirkt, untersucht in den nächsten vier Jahren das Projekt MARS. Koordiniert wird es von der Abteilung Aquatische Ökologie der Universität Duisburg-Essen (UDE). Beteiligt sind 24 Partner aus 16 Ländern, die EU fördert es mit neun Millionen Euro.

„Früher litten Gewässer europaweit unter massiver Verschmutzung und Versauerung. Heute ist die Situation regional sehr unterschiedlich“, erklärt Prof. Dr. Daniel Hering, der MARS (Managing Aquatic Ecosystems and Water Resources under Multiple Stress) leitet. „Während in Südeuropa das Wasser knapp ist, weil die Landwirtschaft immer intensiver wird und die Temperaturen steigen, haben Flüsse und Seen in Mitteleuropa eher mit überschüssigen Nährstoffen und einer Mixtur von Schadstoffen zu kämpfen. Sie gelangen etwa durch Dünger oder industrielle Quellen ins Wasser, rauben ihm den Sauerstoff und damit Leben.“

„Dass außerdem Flüsse und Bäche begradigt wurden und oft Ufergehölze fehlen, stört wichtige ökologische Funktionen“, so Hydrobiologe Hering weiter. „In Nordeuropa dagegen sind es die Wasserkraftwerke: Wenn Flüsse gestaut werden, nimmt ihre Selbstreinigung ab. Ebenso steigen dort durch die Erderwärmung die Wassertemperaturen, und Überschwemmungen nehmen zu; darauf sind viele Organismen nicht eingestellt.“

Die Forscher schauen sich nun die sensiblen Ökosysteme an – von Skandinavien über Deutschland bis hin zu Portugal, Griechenland und dem Balkan. 16 Flüsse und ihre Einzugsgebiete untersuchen sie, darunter sind die Themse, die österreichische Drau, die untere Donau, die Sorraia in Portugal, sowie der Pinios; er zählt zu den längsten Flüssen Griechenlands, misst aber knapp zwei Kilometer weniger als die Ruhr. Die haben die Wissenschaftler ebenso im Blick wie die Elbe, die immer wieder für Land unter sorgt in deutschen und tschechischen Regionen.

Sie simulieren in Experimenten, was passiert, wenn mehrere Belastungen gemeinsam wirken; sie modellieren aufwändig, wie Phytoplankton, Wasserpflanzen, Wirbellose sowie Fische auf multiple Störfaktoren reagieren – auch in renaturierten Bereichen. „Denn hierzu weiß man bislang nur wenig“, so der Professor.

„Wir arbeiten eng mit Politik und Wasserwirtschaft zusammen, um zu definieren, welche Maßnahmen wo sinnvoll sind, damit der gute ökologische Zustand wieder hergestellt wird.“ Diesen fordert die europäische Wasserrahmen-Richtlinie bis 2027. Das Ziel hält Hering für ambitioniert, „da zurzeit etwa die Hälfte aller Gewässer diesen Status nicht erfüllt.“

Quelle

Universität Duisburg-Essen 2014

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