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Wasserkraft schützt in Deutschland Millionen vor den Fluten

Rekordmarken beim Hochwasser. Mit Milliarden-Schäden. Doch es könnte schon heute weit schlimmer sein. Wenn es Wasserkraft-Stauseen nicht gäbe.

Sie schützen Städte wie München, Augsburg und Ravensburg. Und damit Millionen von Leuten. Solche Rückhaltebecken könnten noch viel mehr. Voraussetzung: politischer Wille. Darauf hat jetzt die „Arbeitsgemeinschaft Wasserkraftwerke Baden-Württemberg eV“ aufmerksam gemacht.

Der Forggensee im Lech südlich von Augsburg. Der Sylvenstein-Speicher der Isar oberhalb Münchens. Der Flappach-Weiher östlich von Ravensburg. Sie alle dienen als Energiespeicher für Wasserkraft. Und sie halten damit Milliarden von Litern Nass zurück, das sonst Orte unterhalb überfluten könnte. Auch bei Hochwasser. Wasserkraft – aktuell starke Lebensretterin.

Dabei könnte die Wucht des tosenden Nass weit mehr. Wenn sie politisch gewollt würde. Derzeit liefern Wassertriebwerke in Deutschland rund 20 Milliarden Kilowattstunden Strom pro Jahr. Genug für 13 Millionen Privatpersonen. Also in etwa die Bevölkerung Bayerns.

Ganz ohne die Luft mit dem Klimagas Kohlendioxid zu belasten. Ebenso wenig mit Schwefel, Stickstoff oder Staub. Diese heimisch erzeugte Elektrizität entsteht in rund 8.000 Wasserkraftanlagen zwischen Waterkant und Watzmann. Doch noch um 1900 arbeiteten auf deutschem Boden 80.000 Wassertriebwerke. Also zehn mal mehr als heute.

Mehr noch. Praktisch erfahrene Fachleute und Wissenschaftler weisen immer wieder darauf hin, dass Wasserkraftanlagen durch Optimierung und Sanierung in manchem Triebwerk teils doppelt so viel Strom liefern könnten. Dies wiesen die Praktiker vor Ort immer wieder nach.

Tausende von Stauweihern sorgten einst hier zu Lande dafür, dass Mühlen dann Wasser hatten, wenn die Müller mahlen mochten. Wasserkraft – speicherbare Energie.

Ideal auch als Rückhaltebecken für bei Hochwasser. Und bestens geeignet für Badespaß und Erholung. Jeweils ein Gewässer – meist mehrere Nutzungen.

So dienen auch modernere Speicher wie der Forgensee und Sylvenstein mehreren Aufgaben. Allein der Sylvenstein-Speicher südlich von München hält deshalb 124 Milliarden Liter Wasser von München ab.

Warum wird Wasserkraft hier zu Lande nicht mehr genutzt? Wichtigste Hürde dabei: die Bürokratie. Wer in Deutschland ein Wassertriebwerk errichten möchte, wartet auf die Genehmigung dazu 7 Jahre – im Durchschnitt. So der „Verein Deutscher Ingenieure“ (VDI). Manche harren gar Jahrzehnte.

Dabei weisen immer mehr Wassertriebwerke noch einen weiteren Vorteil auf: „Durchlässigkeit“ für Flossentiere. „Fischpässe“ oder „Fischumgehungen“ um Stauwehre lassen sich aus dem Stromverkauf von Wasserkraftanlagen bezahlen. Also ohne Steuergelder. Derweil dienen die meisten der Stauwehre heute noch nicht der Elektrizität. 100.000 solcher „Querbauwerke“ soll es in deutschen Bächen und Flüsse geben – davon dienen nur 8.000 der Wasserkraft.

Wasserkraft – eine weit unterschätzte Energieträgerin. Und Hochwasser-Rückhalterin. Ernst Ulrich von Weizsäcker: „Da gibt es wieder viel zu tun.“

Infos: www.wasserkraft.org und www.strom-fuer-millionen.de

Quelle

Julian Aicher 2013rio’s 2013

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