Weltweite Ausgaben für Atomwaffen steigen um 1,4 Milliarden US-Dollar
Neue ICAN-Studie verweist auf Intransparenz und Lobbyinteressen
Trotz weltweiter Pandemie und des Inkrafttretens des Atomwaffenverbotsvertrags haben die neun Atomwaffenstaaten im Jahr 2020 insgesamt 72,6 Milliarden US-Dollar für den Ausbau ihrer Atomwaffenarsenale ausgegeben. Das geht aus der heute von ICAN veröffentlichten Studie „Complicit: 2020 Global Nuclear Weapons Spending“ hervor. Der Report listet nicht nur die Ausgaben im Detail auf, sondern benennt zudem Firmen und Konzerne, die von den Investitionen profitieren. Im Fokus stehen außerdem die wirtschaftlichen Interessen der Atomwaffenlobby.
Die IPPNW Deutschland verurteilt die Verschwendung öffentlicher Gelder zu Gunsten der Rüstungswirtschaft auf das Schärfste und appelliert an die Bundesregierung sich klar gegen Atomwaffen auszusprechen, dem Atomwaffenverbotsvertrag beizutreten und sich für ein Ende der nuklearen Teilhabe einzusetzen.
Insgesamt werden laut der ICAN-Studie pro Minute 137,666 US-Dollar ausgegeben – nach Einberechnung der Inflation wären das 1,4 Milliarden Dollar mehr als im Jahr davor. Die USA hätten mit 37,4 Millarden Dollar die mit am Abstand höchsten Ausgaben. China folgt mit 10,1 Milliarden Dollar. An dritter Stelle steht Russland mit 8 Milliarden Dollar, dicht gefolgt von Großbritannien mit 6,2 Milliarden und Frankreich mit 5,7 Milliarden Dollar. Auch Indien, Israel und Pakistan gaben mehr als eine Milliarden Dollar für den Ausbau ihres Atomwaffenarsenals aus. Nordkorea bildet mit 667 Millionen das Schlusslicht.
„In Zeiten einer globalen Pandemie so unvorstellbar viel Geld in Massenvernichtungswaffen zu investieren, ist aus ärztlicher Sicht absolut unbegreiflich“, kritisiert Angelika Claußen, Vorsitzende der ärztlichen Friedensorganisation IPPNW. „Die Milliarden in den Ausbau der Atomwaffenarsenale töten schon jetzt, vor allem im globalen Süden, wo der Covid-19 Impfstoff für Milliarden von Menschen fehlt.“ Das Geld sei besser im Gesundheitssystem und für die Hilfe anderer Staaten investiert.
Warum das nicht geschieht, zeigt die neue ICAN-Studie deutlich: Nicht die Frage der Sicherheit steht bei den Investitionen im Vordergrund, sondern der wirtschaftliche Machtkampf der Weltmächte – es geht um Business. Anhand tausender Verträge, Jahresberichte und Lobbyregister belegt die Studie, dass ein Dutzend Firmen 27,7 Milliarden US-Dollar für den Abschluss neuer Verträge bekommen haben, die in Zusammenhang mit dem Ausbau von Atomwaffen gebracht werden können. Diese Firmen hätten 117 Millionen Dollar dafür verwendet, Lobbyisten davon zu überzeugen, mehr Geld in die militärische Abwehr zu stecken. Des weiteren seien 10 Millionen Dollar in die Unterstützung von „Think Tanks“ rund um „politische Lösungen“ zur Atomwaffenfrage geflossen.
Die vollständige Studie (in englischer Sprache) finden Sie hier