Weniger Eis in der Arktis- mehr Schadstoffe
Meereisrückgang und Ausbreitung chemischer Schadstoffe in der Arktis hängen zusammen.
Eine neue internationale Studie unter Beteiligung der Universitäten Hamburg und Bremen belegt: Durch den drastischen Rückgang des Meereises in der Arktis im vergangenen Jahrzehnt wird verstärkt Brom freigesetzt – mit Folgen. Zum einen wird dabei Ozon abgebaut, zum anderen lagert sich giftiges Quecksilber in der arktischen Lebenswelt ab.
Der Rückgang der Eisdecke im Arktischen Ozean ruft Interaktionen zwischen dem Salz im Meereis, frostigen Temperaturen und Sonnenlicht hervor. Das salzige Eis setzt dadurch vermehrt Brom frei und startet eine Kette chemischer Reaktionen, „Bromexplosion“ genannt, die zu immer mehr Brommolekülen in der Atmosphäre führt. Brom reagiert dann mit einer gasartigen Form von Quecksilber und verwandelt es in einen Schadstoff, der auf die Erdoberfläche fällt.
Unter der Leitung von Son Nghiem vom Jet Propulsion Laboratory der NASA kombinierten die Wissenschaftler aus Kanada, Deutschland, Großbritannien und den USA Satellitenmessungen, Beobachtungen sowie ein Modell zur Darstellung der Luftbewegungen in der Atmosphäre.
Ziel war es, Veränderungen des arktischen Meereises mit den Bromexplosionen über der Beaufortsee bis hin zum Amundsen-Golf in der Kanadischen Arktis in Verbindung zu bringen.
Außerdem untersuchten sie, wo in der Atmosphäre sich die Bromexplosionen ereignen – in der Troposphäre, der untersten Schicht und damit in der Luft, die wir atmen, oder in der darüber liegenden Stratosphäre. Die Umweltphysiker nehmen an, dass Bromexplosionen in Zukunft vermehrt auftreten, wenn Meereis weiterhin von jüngerem, salzhaltigerem Eis dominiert wird und aufgrund des Klimawandels häufiger extreme Kälteperioden in der Arktis auftreten.
„Andererseits könnte die Erwärmung auch zu einer Abnahme der Bromexplosionen und damit zu einer Zunahme der bodennahen Ozonkonzentrationen führen“, erklären die Professoren Lars Kaleschke von der Universität Hamburg und John Burrows von der Universität Bremen bestehende Unsicherheiten.
Die Quecksilbermenge, die aufgrund von Bromexplosionen in die Umwelt gelangt, ist deshalb ein Gebiet für weitere Untersuchungen. So läuft derzeit eine neue Messkampagne in der Arktis, das so genannte Brom-, Ozon- und Quecksilber-Experiment der NASA (BROMEX). Beteiligt sind mehr als 20 Institutionen, darunter auch erneut die Universitäten Bremen und Hamburg.
Quelle
Universität Hamburg 2012Universität Bremen 2012