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„Wunderlinge“ ab sofort im Handel

REWE und Edeka verkaufen krummes Gemüse.

Heimisches Obst und Gemüse schmeckt, aber derzeit landet noch einiges davon wieder am Acker, weil es nicht ganz gerade gewachsen ist. Das ist eigentlich Lebensmittelverschwendung. Eine konkrete Maßnahme gegen diese Wegwerfkultur wurde gestern vorgestellt: Saisonal wird ab 2. Oktober von der REWE International AG unter der neu geschaffenen Eigenmarke „Wunderlinge“ Obst und Gemüse angeboten, das trotz eigenwilligem Aussehen einwandfrei in Qualität und Geschmack ist – zu einem günstigeren Preis. Gestartet wird mit Äpfeln, Karotten und Erdäpfeln aus Österreich.

„Wunderlinge“, deren Aussehen von der Norm abweicht, wurden bisher im Handel nicht verkauft. Das soll geändert werden. REWE will damit das Bewusstsein und die Wertschätzung für die Qualität heimischer Lebensmittel schärfen und einen weiteren Schritt für ein Gegenmodell zur Wegwerfkultur setzen.

Erst vor wenigen Monaten wurde die Idee geboren, Obst und Gemüse mit „Schönheitsfehlern“ in die Regale zu bringen, inspiriert unter anderem durch das Vorbild von Coop in der Schweiz. An der Realisierung wurde seit August auf Hochtouren gearbeitet. Die ersten Produkte sind unter der neu geschaffenen Eigenmarke „Wunderlinge“ bei BILLA, MERKUR und ADEG erhältlich.

Es handelt sich dabei um Obst und Gemüse, das bisher aufgrund optischer Mängel im Lebensmittelhandel nicht verkauft wurde, obwohl es qualitativ einwandfrei ist und gut schmeckt. Welche Sorten angeboten werden, wird saisonal und anlassbezogen wechseln, denn derartiges Obst und Gemüse ist nicht immer verfügbar.

Keine zweite Wahl, sondern durch einen günstigen Preis oft die bessere Wahl

„Von diesem Projekt profitieren beide Seiten – der Konsument freut sich über günstigeres Obst und Gemüse, das sich vor allem zum Kochen und Weiterverarbeiten bestens eignet. Und unsere Lieferanten können zusätzliche Ware absetzen, die sie bislang nicht an den Lebensmittelhandel verkaufen konnten. Bisher bleibt dieses Obst und Gemüse am Feld liegen, wird an Tiere verfüttert, in der Industrie verarbeitet oder teilweise tausend Kilometer weit weg transportiert, und dort vermarktet“, erzählt dazu Alfred Propst, Direktor Zentraleinkauf Frische bei REWE International AG.

„Wir haben uns nicht aus wirtschaftlichen Gründen entschieden, dieses Projekt zu realisieren, die ‚Wunderlinge‘ sind für uns eine Herzensangelegenheit. Wir denken laufend über Maßnahmen in unserem Einflussbereich nach, die zu einem gesellschaftlichen Umdenken in Hinblick auf den Wert von Lebensmitteln beitragen. Die neue Eigenmarke ist ein kleiner, aber in unseren Märkten direkt erlebbarer Schritt. Dem Konsumenten wird vor Augen geführt, dass die Natur die wunderlichsten Formen hervorbringt – herzförmig statt rund, krumm statt gerade, eben vielfältig statt uniform. Die ‚Wunderlinge‘ machen sichtbar, dass gutes Aussehen nicht zwangsläufig deckungsgleich mit Qualität und Geschmack sein muss“, führt Martina Hörmer, Geschäftsführerin der Eigenmarken bei REWE International AG aus.

Im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie wird von REWE daran gearbeitet, Lebensmittelabfälle zu reduzieren. Besonders wichtig ist dabei, den Bedarf so gründlich und vorausschauend wie möglich zu planen und ihm mit optimal abgestimmter Bestellung und Logistik möglichst treffsicher zu machen. Außerdem wird eng mit entsprechenden karitativen Organisationen wie den Tafeln, dem Roten Kreuz, der Caritas, den SOMA- und Vinzi-Märkten zusammengearbeitet.

Das Unternehmen ist auch Partner der Initiative „Lebensmittel sind kostbar!“ des Lebensministeriums, die sich eine nachhaltige Vermeidung beziehungsweise Verringerung von Lebensmittelabfällen zum Ziel gesetzt hat und dazu Kooperationen mit der Wirtschaft, den Konsumenten, Gemeinden und sozialen Einrichtungen eingeht.

Umweltschützer begrüßen „Wunderlinge“ als Schritt in die richtige Richtung

Bei Erdäpfeln und Karotten werden derzeit oft über dreißig Prozent aussortiert, weil sie zu groß, zu klein oder krumm gewachsen sind. „Das ist eine enorme Verschwendung von Ressourcen, denn auch für aussortierte Lebensmittel wurden Dünger, Diesel, Wasser und Pestizide eingesetzt, die die Umwelt belasten“, erkärt Kewin Comploi, Nachhaltigkeitsexperte bei GLOBAL 2000: „Wir begrüßen daher die ‚Wunderlinge‘ von Rewe als wichtigen Schritt in die richtige Richtung.“ „Statt makellosem Äußeren und genormten Größen, Farben und Formen sollte der Geschmack und die innere Qualität von Obst und Gemüse im Zentrum stehen“, stellt Comploi fest.

Hier sollten sich alle österreichischen Handelsketten ein Beispiel an Rewe nehmen und ihre allgemeinen Qualitätsrichtlinien entsprechend weiterentwickeln: „Akzeptiert man im Supermarktregal beispielsweise beim Lauch minimale Schäden wie etwa winzige weiße Punkte, könnte der Pestizid-Einsatz auf dem Feld und in weiterer Folge die Pestizidrückstände auf dem Lauch stark gesenkt werden“, erklärt Comploi.

Aber nicht nur der Handel, auch der Gesetzgeber ist gefordert: „Einige Obst- und Gemüsesorten unterliegen in Österreich eigenen Verkaufsnormen, die die Menge der verwendbaren Früchte unnötig einschränkt. Das entspricht aber nicht den Wünschen der KonsumentInnen und ist auch ökologisch unsinnig“, sagt Comploi. GLOBAL 2000 fordert eine Anpassung dieser nationalen Normen zugunsten größerer Vielfalt. Damit könnte nicht nur eine Menge an Pestiziden eingespart werden, sondern auch eine höhere Effizienz in der gesamten Produktionskette erreicht werden.

Quelle

Relations REWE International AG 2013

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