Zehn Jahre Jahrhundertflut: Elbe-Hochwasserschutz nach wie vor mangelhaft
Zehn Jahre nach der Hochwasserkatastrophe an Elbe und Donau hat der BUND den Umgang mit den Flüssen in Deutschland gerügt.
Als sich am 8. August 2002 über Südmitteleuropa eine sog. „Fünf-B-Wetterlage“ herausbildete und zuerst Österreich von starken Regenfällen heimgesucht wurde, ahnte noch niemand, was sich kurz danach im Riesen-, im Erzgebirge und anschließend an der Elbe abspielen würde. Doch spätestens, als sich am 12. August das Flüsschen Weißeritz mit 100facher Wassermenge seinen Weg durch den Dresdner Hauptbahnhof bahnte, war klar, dass es sich hier um eine „Jahrhundertflut“ handeln würde. Am Ende betrug die Schadenshöhe rund 15 Milliarden Euro, Sachsen hatte 21 und Tschechien 17 Tote zu beklagen.
Die richtigen Schlüsse gezogen?
Die Reaktion der Politik kam – in Zeiten des Wahlkampfes – schnell. Schon wenige Tage nach der Flut standen Kanzler Schröder, Außenminister und EU-Ratspräsident in dem von der Müglitz völlig zerstörten Ort Weesenstein bei Dresden. In einer „beispiellosen Solidaritätswelle“ halfen sich die Bürger vor Ort gegenseitig, viele Menschen spendeten und auch die Politik machte großzügige Hilfszusagen.
Wurde dieses Geld korrekt eingesetzt und was ist neben dem Wiederaufbau seitdem beim Hochwasserschutz geschehen? Mit den nach 2002 investierten Geldern sind in den Überschwemmungsgebieten vor allem Gebäude und Verkehrswege wiederhergestellt worden. Hunderte Millionen Euro wurden für technische Hochwasserschutzmaßnahmen wie Deichverstärkungen, den Bau von Rückhaltebecken und Uferbefestigungen ausgegeben. Aus Sicht des BUND aber deutlich zu wenig zur Vorbeugung vor Überflutungen und für den ökologischen Hochwasserschutz. Es gibt zwar Verbesserungen wie erste Deichrückverlegungen und ein punktueller Rückbau von Siedlungen in Überschwemmungsgebieten. Diese dürfen jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass es bei einem wiederholten extremen Anstieg des Elbepegels wieder zu milliardenteuren Schäden und zum Verlust von Menschenleben kommen kann.
„Bundesregierung und Elbanrainer-Länderregierungen haben nach der Jahrhundertflut 2002 vor der Presse versprochen, den Flüssen mehr Raum zu geben. Und kaum hatten sie den Presseraum verlassen, war das Versprechen schon vergessen“, sagte BUND-Vorsitzender Hubert Weiger am Jahrestag der Elbeflut. Sämtliche bisher umgesetzten Maßnahmen könnten die Wassermassen von 2002 bei weitem nicht aufnehmen.
Schon vor 2002 hatte die internationale Kommission zum Schutz der Elbe 35.000 Hektar als mögliche Flächen für Auenrenaturierungen und Deichrückverlegungen identifiziert. Realisiert oder in Umsetzung begriffen sind weniger als fünf Prozent davon. Der Wasserrückhalt in der Fläche, die Einrichtung sogenannter Retentionsflächen, wird vernachlässigt. Und was an der Elbe gilt, gilt auch für die meisten anderen Flüsse Deutschlands.
Quelle
BUND 2012