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Peter Hammer Verlag | Geschichte eines bunten Kontinents: Neu erzählt mit afrikanischen Stimmen

© Peter Hammer Verlag | Geschichte eines bunten Kontinents: Neu erzählt mit afrikanischen Stimmen

Afrika – Geschichte eines bunten Kontinents

Zu einem bunten Afrika Geschichtsbuch – Einzigartig diese schnell geschriebene Geschichte des Kontinents, die aber zu sehr um Apologie und Verteidigung afrikanischer Siege und Leistungen bemüht ist. Von Rupert Neudeck

Allein mit Nelson Mandela, mit Patrice Lumumba, mit Thomas Sankara wird man den Kontinent nicht voranbringen, wenn weiter erkennbar ist, wie sich die Eliten Afrikas, die sich mit ihren glanzvollen Garderoben und drei Handies auf den internationalen Konferenzen sonnen, aber das Schicksal ihrer jungen Menschen in ihren Ländern sie nicht im geringsten interessiert.

Das beste Beispiel bietet das Ertrinken von hunderten, mittlerweile tausenden junger Afrikaner aus 30 Ländern des Kontinents, dass die Präsidenten der Afrikanischen UNION überhaupt nicht interessiert sind, nicht ein Wort der Trauer, nicht ein Besuch in Lampedusa oder Malta oder Sizilien eines afrikanischen Staatschefs hat es gegeben.

Es wird im Vorwort die Antwort von Bischof Desmond Tutu zitiert auf eine Interviewfrage eines europäischen Reporters. Die Frage lautete, ob es Bischof Tutu nicht bitter aufkommt, dass der Kontinent Afrika immer noch von so zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzungen beherrscht scheint. Tutu antwortet: ja, es mache ihn sehr traurig zu sehen, „dass der europäische Kontinent auch aus zwei von hier begonnenen Weltkriegen so wenig gelernt zu haben scheint. Was soll aus Europa nur werden, was aus Irland, dem spanischen Baskenland, den Länder Ex-Jugoslawiens?“

Ich fürchte, dass eine so trickreiche Antwort das Elend der Völker Afrikas nicht mehr beseitigt. Sie brauchen eine revolutionäre Bewegung von unten, wie sie Nelson Mandela und Tomas Sankara angestoßen haben. Aber auch Intellektuelle, die oft nicht so bekannt werden wie sie es verdienen: Axelle Kabou hat eine Streitschrift vor Jahrzehnten verfasst, die so revolutionär war, dass sie aus ihrem Heimatland Kamerun fliehen musste. Sie erklärte, die Afrikaner haben es mit „Betrug auf allen Ebenen“ zu tun. Erstens werde die politische Klasse Afrikas von jedem Verdacht der Inkompetenz reingewaschen, „indem man die Aufmerksamkeit der Afrikaner auf ein permanentes internationales Komplott ablenkt. Je länger dies andauert, desto mehr Gründe hat die politische Klasse an der Macht zu bleiben“.

Wie jetzt in Burundi, das wir kaum wahrnehmen, was aber wichtig ist, weil sich dort vielleicht zum ersten Mal so etwas gebildet hat, das sagt: Bis hierher und nicht weiter. Bisher gilt es als kennzeichnendes Wahrzeichen Afrikanischer Präsidenten und Regierungschefs, dass sie sich in ihrem exorbitanten Machtstreben von keiner Verfassung beirren lassen, bis ans Lebensende die Macht zu behalten. In Burundi scheint es das erste Mal so zu sein, dass eine in der Mehrzahl blutjunge Bevölkerung sich das nicht mehr gefallen lässt.

Wichtig ist es den langen Weg zur Freiheit auszuschreiten in diesem Buch. Das tut der Autor in dem Kapitel Afrikanische Befreiungen. Warum der Weg zur Freiheit so lang ist. Der Weg von dem Mord an dem großen Volksführer Patrice Lumumba bis zum Mord an Thomas Sankara zeigt, wie verführbar die Konkurrenten durch Geld, Geheimdienste, Pfründen sind. Der kongolesische Volksheld wird von seinem Nachfolger Sese Seko Mobutu dem Tod durch erdrosseln im Flugzeug anheimgegeben. Es beginnt eine Herrschaft, die das riesengroße Land bis in seine Grundfesten erschüttert und verfaulen lässt. Wie der Kongo aus dieser Mobutu Misere je herauskommen will, ohne eine Revolution an Haupt und Gliedern zu machen, ist mir schleierhaft. Alles funktioniert im Kongo weiter mobutistisch. Und das ist deshalb eine solche Katastrophe, weil der Mobutu den Staatsapparat aufgelöst hat und jeden Mann, der ein Staatsamt hatte, aufgefordert hat, sich selbst seinen Lohn bei der eigenen Bevölkerung zu nehmen. Deshalb verstehe ich dieses Buch, aber ich würde den Afrikanern nicht mehr Geduld anempfehlen, sondern Ungeduld. „Millionen von Kindern und Jugendlichen, von Frauen und Männern, voller Ideen, Träume und Hoffnungen, die warten, die hungern, die in irgendwelchen Lagern hocken oder wochenlang über staubige Straßen ziehen, die sterben in Armut und Krankheiten, die behandelbar sind“. 

Übertroffen wurde Mobutu von dem nigerianischen Militärdiktator Sani Abacha, der in den wenigen Jahren seiner Diktatur 1993 bis 1998 tatsächlich schaffte, rd. 220 Milliarden US-Dollar in die eigene Tasche bzw. die ausländischen Konten zu bringen. Das entspricht der gesamten westlichen Entwicklungshilfe für ganz Afrika über einen Zeitraum von 40 Jahren (1960 bis 2000). Das Beschämende: Sowohl Mobutu wie Sani Abacha in Nigeria werden zu den führenden Herrschern ihrer Länder gerechnet und spielen im Kanon der Vorbilder weiter eine völlig unangemessene Rolle. Die Jugend der Länder Afrikas wird noch einige Politiker-Götter stürzen müssen, auch in der eigenen Geschichtsschreibung. Der Nachfolger Goodluck Jonathan entblödete sich 2014 nicht, Abacha für seine „Verdienste um die wirtschaftliche Entwicklung Nigerias posthum“ zu ehren.

Das Buch ist geschrieben wie in einem Museum: der Leser kommt jeweils in einen neuen Saal, wird dort mit dem neuen Kapitel, dem neuen Helden und meist einem langen Zitat konfrontiert, was der Geschichtsschreibung ein Höchstmaß an Authentizität verschafft. Es gibt drei große Teile, die sich dem ältesten und dem jüngsten Kontinent zuwenden bis 1500 n. Chr. Dann kommt das eindrucksvolle Kapitel über Afrikas Unterdrückung, von 1500 bis 1945, das alle Tragödien des Kontinents in kleinen Kapiteln behandelt: die Bakongo und die Portugiesen, die Geschichte einer gescheiterten Anpassung. Die furchtbare Katastrophe der Jagd auf Afrikaner für den Gebrauch als Sklaven. Die Geschichte der Unterwerfung der Zulus durch die Briten. Die Geschichte des Kontinent-Ausverkaufs auf dem Berliner Kongress. In der Fortsetzung der Völkermord an den Hereros, den die Deutschen immer noch nicht zugestanden haben.

Der Letzte Teil des Buches ist der Gegenwart gewidmet und der Zukunft: „Warum der Weg zur Freiheit so lang ist“. Natürlich muss das Buch unter den geschichtsträchtigen Konflikten, Krisen, Massenmorden, Gewaltausbrüchen auswählen. Aber dem Neuanfang nach dem Ende der Apartheid ist ein vorzügliches Kapitel gewidmet wie nach dem Völkermord in dem kleinen Ruanda und dem Neuanfang in diesem Land. Der Ausblick kann nur optimistisch sein, weil die Menschen es weiter sind. China in Afrika ist ein Thema, das ganz viele Afrikaner umtreibt. Aber Faktum ist, was David van Reybrouck schreibt: „Waren die europäisch-amerikanischen Beziehungen die wichtigsten internationalen Kontakte im 20. Jahrhundert, dann werden die chinesisch-afrikanischen die wichtigsten im 21. Jahrhundert sein“.  Wir Europäer möchten nicht hören, dass China für den Kontinent vielleicht mehr geleistet hat als unsere geballte sog. Entwicklungshilfe in 60 Jahren zusammen. Aber der Autor macht es deutlich. Allein die Tatsache, dass es bisher 20.000 junge Leute aus Afrika gibt, die in China zu einem Studium eingeladen werden, zeigt, dass die Politik Chinas in Afrika nicht nur räuberisch, brutal und imperial ist. Es gibt mittlerweile tägliche Linienflüge zwischen einigen afrikanischen Hauptstädten und China. Die meisten Routen sind die von Kinshasa, von Nairobi und von Addis Abeba nach – Guangzhou. Der Autor wundert sich selbst, den Namen haben wir kaum gehört. Guangzhou ist mit 13 Mio Einwohnern die drittgrößte Stadt Chinas. Sie liegt 120 km nordwestlich von Hongkong.

Hier werden heute weltweit die meisten Computer und Handys produziert, auch Plastikspielzeug und Kleidung. Aber auch die Beziehung China / Afrika bleibt vorläufig noch eine einseitige: Die Flüge aus Afrika kommen mit leeren Gepäckräumen an. Der Autor fragt zu recht: „Was chinesische Geschäftsleute in Afrika tun, können Afrikaner auch selbst tun?“ In dem Stadtteil Xiaobei leben geschätzt zwischen 10 und 1000.000 Afrikaner nachdem ihr Touristenvisum abgelaufen ist. Es riecht alles nach Goldrausch, ist künstlich, sei aber in der Regel Plastik oder Imitat, was eingekauft wird und in Pappkartons verpackt nach Lagos, Accra und Kinshasa gebracht wird, um dort für das Fünf- bis Zehnfache verscherbelt zu werden. Der Ort Xiaobei heißt in China auch „Chocolate City“. Die USA wollen aufholen. Im August 2014 lud Obama die Staatschefs der Länder Afrikas nach Washington ein. 50 von 54 Regierungen kamen mit hochrangigen Vertretern.  

Wunderbar ist das Buch mit den wenigen Vorbildern in afrikanischer Zeitgeschichte illustriert. Der junge Präsident Patrice Lumumba wird mit seinen furchterregten und terrorisierten Augen gezeigt, wie er bei seiner Verhaftung im Dezember 1060 geschlagen wird. Mobutu hat ihn seinen ehemaligen Kampfgefährten an den Erzrivalen Tschombe in Katanga ausgeliefert. Am 17. Januar 1961 werden Patrice Lumumba und seine beiden Vertrauten nach schrecklichen Folterungen und in Anwesenheit belgischer Offiziere erschossen. Das ist ein bleibendes Menetekel afrikanischer Geschichte. Es kann nicht sein, dass Patrice Lumumbas tot so ungesühnt bleibt.

Mindestens genauso wichtig für die Zeitgeschichte und die Befreiung der Köpfe in Afrika ist die vierjährige Präsidentschaft von Thomas Sankara in Obervolta, dessen Namen er, Sankara, in Burkina Faso änderte: Land der aufrechten Menschen“. Seine Eltern, Angehörige der Silmi Missi, wollten, dass er katholischer Priester würde. Aber er entscheidet sich für die Musik und dann für eine Karriere in der Armee. Mit 27 Jahren schließt er als Kommandant eines Ausbildungslagers Freundschaft mit Blaise Compaore, der ihn später verraten wird. Unter Sankara erlebt ein Land Afrikas genau das, was die Welt immer erwartet und was realisierbar ist. Der Präsident setzt alles daran, für die großen Massen des Volkes Verbesserungen zu schaffen: Also: 1984 erhalten alle 2,5 Millionen Kinder das, was bei uns in Europa selbstverständlich ist: Schutzimpfungen. 1985 werden zehn Millionen Bäume gepflanzt, um gegen das Vordringen der Wüste aus dem Norden anzukämpfen. 1987 noch kurz vor seinem Tod startet er den nächsten Coup, eine landesweite Alphabetisierungskampagne. Der Autor schreibt, es sei nicht bekannt, ob er sich der drohenden Gefahr des Putsches gegen ihn bewusst gewesen sei. Das hat einer seiner besten Freunde, Jean Ziegler, bestätigt, der ihn bei seinem letzten Auslandsaufenthalt, bei einer Sitzung der Organisation afrikanischer Einheit sah, als er ihm, dem vertrauten Afrika-Freund aus der Schweiz, offenbarte, dass er etwas kommen sah bei seiner Rückkehr.

Am 15. Oktober 1987 wird Blaise Compaore die Verhaftung von Thomas Sankara und zwölf seiner Vertrauten verfügen. Sankara und die zwölf werden am gleichen Tag erschossen. Erst im Oktober 2014 kommt es zu landesweiten Protesten vor allem junger Leute gegen den Diktator Compaore, der nach 27 Jahren Alleinherrschaft vorhatte, die Verfassung zu ändern, um eine erneute Präsidentschaftszeit für ihn zu ermöglichen. Der Präsident muss ins Nachbarland Elfenbeinküste wie ein räudiger Hund ins Exil fliehen, das ihm das Exil auch gewährt „a frere cochon“(wie der Bruder Schwein), wie die Franzosen sagen. Das könnte zusammen mit dem Aufstand in Burundi der Beginn eines west) afrikanischen Frühlings sein… Es gibt noch weitere Dinosaurier in Afrika. In Äquatorialguinea und in Angola sind die beiden Herrscher seit 1979 an der Macht: Teodoro Obiang und Jose Eduardo dos Santos. In Kamerun ist Paul Biya mit allen Tricks Präsident seit 1982 geblieben. Paul Biya hat sogar ein Gesetz nach 26 Jahren Herrschaft durchgesetzt, dass er – auch wenn er nicht mehr Präsident sein sollte – nicht für Verbrechen bestraft werden darf, die er während seiner Regierungszeit begangen hat. Eigentlich sehr peinlich.

Der Autor führt eine Reihe von wunderbaren Frauen auf, die sich um Afrika und im Dienst Afrikas verzehrt haben. Er beginnt die Geschichte mit Sarah Bartmann, die am Ostkap geboren wurde und 1885 in Paris gestorben ist. Sie wurde als „Hottentotten Venus“ nackt in einem Käfig ausgestellt, erst als das auch noch in London am Piccadilly geschah, kam es zu Protesten von Gegnern der Sklaverei. Ein Arzt verkaufte daraufhin Sarah an einen Tierhändler. Selbst gestorben hatte sie keine Ruhe. 24 Stunden nach ihrem Tod wurde sie dem damals führenden Anatomiepapst in Paris, Baron Georges Cuvier vorgestellt, der ihren Leichnam nicht nur untersuchte, sondern systematisch zerlegte. Ziel der Anatomie war die Beantwortung der Frage, ob Sarah Bartmann eher ein Mensch oder ein Tier gewesen sei. Immerhin gelang es 1995 heutigen Angehörigen der Khoikhoi und San Verhandlungen mit der französischen Regierung aufzunehmen, um die sterblichen Überreste in der afrikanischen Heimaterde überwiesen zu bekommen. Es sind in wechselnder Folge dann noch die Mama Afrika Miriam Makeba, die Ökologin und Nobelpreisträgerin Wangari Maathai und die erste Präsidentin von Malawi, in Deutschland gänzlich unbekannt, Joyce Banda, die leider 2012 schon starb.

Und kurz vorher sich durch Sätze wie diese auszeichnete: Es sei höchste Zeit für die Afrikaner, „dass wir uns von Entwicklungshilfe verabschieden und lernen, unsere Wirtschaft selbst zu entwickeln. Durch vielfältigeren Ackerbau, mehr Tourismus und vor allem die eigenen Nutzung unserer Rohstoffe. Es ist möglich, jetzt!“ Sie wurde auch bekannt, weil sie es als erste Staatspräsidentin schaffte, Vorbild zu sein. Sie ließ 60 Luxuslimousinen der Regierung und den vom früheren Diktator erworbenen Privatjet verkaufen und verzichtete auf 30 Prozent ihres Gehaltes. Wie wir durch die Zeitungen im Juli 2015 erfahren, soll der neugewählte Präsident Nigerias Buhari einen ähnlichen Weg einschlagen und auf 50 Prozent seines Gehaltes verzichtet haben.

Es gibt aber immer noch mehr Enttäuschungen. Eine große Enttäuschung war für die total verlassene Bevölkerung Zimbabwes die Rolle des Chefs der alternativen Partei, MDC (Movement for Democratic Change), Morgan Tsvangirai, der sich wieder der alten Privilegien annahm und gar nichts kämpferisch fürs eine arme Bevölkerung herausholte, was alles möglich gewesen wäre. Er wohnt in rüdem Wohlstand und Luxus in Botswana.

Der Autor vermerkt die Ambiguität der christlichen Mission, insbesondere der Vorbilder dieser Mission in Afrika. In dem Kapitel über Missionare und Helfer stellt er den nigerianischen Historiker Don C. Ohadike und den weltberühmten nigerianischen Schriftsteller Chinua Achebe vor, aber eben auch die Zwiespältigkeit in den christlichen Missionen. Trotz aller Nächstenliebe bedeuteten diese Hilfen für Afrika nicht Partnerschaft oder auch Dialog, sondern Bevormundung und Verlängerung von Abhängigkeit. Auch die fast unumstrittenen Figuren wie Albert Schweitzer müssen sich in dem Buch kritische Anmerkungen gefallen lassen.

Für Albert Schweitzer waren die Afrikaner nie gleichberechtigte Partner. Schweitzer selbst beschreibt das mit dem Bild: „Ich bin dein Bruder, aber dein älterer Bruder. Er schildert wie er die „Schwarzen“ andauernd beaufsichtigen musste, damit sie ihre Arbeiten auch ausführten. Die Afrikaner wurden noch mehr als durch körperliche Ausbeutung durch die Überlegenheits-Mythos der Europäer beleidigt- „Wir sind mehr wert als du, wir sind gebildeter, klüger, zivilisierter!“ Der Autor zitiert einen jungen Deutschen um 1883, der damals über die Name in sein Tagebuch schreibt: „Das Volk verhungert lieber, ehe es sich zu ernstlicher Arbeit entschließt. Und mir sagte neulich ein Missionar, dass man beim besten Willen das Fluchen nicht lassen könne, wenn man mit diesem Pack arbeitet“.

Afrika stößt an den Nachbarkontinent im Norden. Am 3. Oktober 2014 z.B., als in der Nacht ein Boot total überladen mit 545 Flüchtlingen kentert und nur 155 gerettet werden können. Europa bedeutet für die jungen Afrikaner Malta, Melilla, Ceuta, Gibraltar, die italienische Küste: die kann man ganz einfach erreichen, wenn man nicht nur 3000 US-Dollar für die Menschenschmuggler hat für einen Platz auf einem überfüllten Boot, sondern 500.000 Euro, mit denen man sich eine europäische Aufenthaltsgenehmigung in Spanien und Portugal kaufen kann. In Ungarn kann man ein Schengenvisum bekommen, wenn man dem Staat ein zinsfreies Darlehen von 250.000 Euro gibt. In Malta kann man gleich die Staatsbürgerschaft kaufen. Das Buch besteht aber darauf, dass die Aufgaben für die Europäer und die Afrikaner klar sind. Die Afrikaner müssen ihre Vergangenheit aufarbeiten. Dafür hat der amtierende Präsident Ugandas eine klare Forderung ausgesprochen, die auch dann gilt, wenn er sie als Lebenslanger Präsident seines Landes schon längst vergessen hat: Als der BBC-Journalist George Alagiah (selbst in Ghana geboren) Yori Musenevi interviewte über die Anfänge des Kolonialismus in Afrika, sagte dieser: „Sie können nicht über Kolonialismus sprechen, ohne über afrikanische Anführer zu sprechen. Kolonialismus kam in ein offenes Haus. Wie wenn der Räuber in ein Haus will und jemand ihm von innen die Tür öffnet“.

Das Buch liest sich gut, man muss sich auseinandersetzen, auch wenn man glaubt, viele Seiten des Kontinents zu kennen, wird einem in diesem Buch noch die eine und andere Tür geöffnet zu einem Raum und Volk und einer Kultur, die man so noch nicht kennt.

Lutz van Dijk „Afrika Geschichte eines bunten Kontinents“ Peter Hammer Verlag Wuppertal – online bestellen!

Quelle

Rupert Neudeck 2015 | Grünhelme 2015

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