Bye-bye Bargeld
Der totale bargeldlose Zahlungsverkehr ist technisch sehr bald möglich. Wie kann eine Gesellschaft bargeldlos funktionieren?
Ohne Bargeld in die Zukunft?
Wird es bald kein Bargeld mehr geben? Technisch ist es sehr bald möglich, völlig auf Bargeld im Zahlungsverkehr zu verzichten. Schweden ist ein Vorreiter auf diesem Gebiet und auf dem besten Weg – bereits 95 Prozent aller Umsätze im Einzelhandel werden dort digital abgewickelt. Und wie ist es in Deutschland? Der deutsche Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hat eine Grenze von 5.000 Euro für Bargeldgeschäfte ins Gespräch gebracht, außerdem befürwortet er den EZB-Vorschlag zur Abschaffung des 500-Euro-Scheines. Die Dokumentation „Bye-bye Bargeld“ von Michael Wech geht der Frage nach, was passieren würde, gäbe es kein Bargeld mehr. Könnte eine Gesellschaft tatsächlich ohne Bargeld funktionieren? Wäre sie demokratischer oder im Gegenteil weniger frei: Treten die Bürger in einer bargeldlosen Gesellschaft die Kontrolle über das Geld an die Banken und den Staat ab?
Die Bundesbank betont, jeder solle bezahlen können, wie er will, heißt es. Bargeld ist das beliebteste Zahlungsmittel der Deutschen – die Mehrzahl aller Einkäufe wird (noch) bar bezahlt. Doch ob Hotelbuchung, Tanken oder Shoppen – der Einsatz von EC- und Kreditkarten nimmt immer mehr zu. Datenschützer warnen, es entstehe der „gläserne Zahler“. Profitieren werden von diesen Entwicklungen insbesondere der Staat und die Banken, da sie auf sensible Daten der Geldtransaktionen Zugriff haben und Kontogebühren sowie Zinssätze für Kredite und Sparguthaben steuern und festlegen können. Digitale Geldflüsse böten überdies kriminellen Hackern mehr Chancen, Geld zu erbeuten.
Für die Abschaffung des Bargelds sprechen aber auch Argumente wie der Zahlungskomfort und die Reduzierung von Kriminalität in Form von Steuerhinterziehung, Schwarzarbeit, Geldwäsche und Drogenhandel und schlicht Banküberfällen. Zudem ist die Benutzung von Bargeld recht teuer – von der Prägung der Münzen und dem Druck der Scheine über die Verteilung durch Geldtransporte bis zu Versicherungskosten. Längst drängen bislang branchenfremde Akteure wie die Internetgiganten Apple und Samsung auf diesen Markt der digitalen Bezahlmethoden.
Im Rahmen von „Wissenschaft am Donnerstag“ diskutiert Gert Scobel anschließend, um 21.00 Uhr, unter dem Titel „scobel – Ohne Bargeld in die Zukunft?“ mit seinen Gästen – Constanze Kurz, Informatikerin, Jürgen Moormann, Betriebswirtschaftler, sowie Ulrich Horstmann, Buchautor und Finanzanalyst – über weitere Aspekte des Themas.