Die Weihnachtsgans-Tragödie
TV-TIPP: 3SAT | Freitag, 04. Dezember 2015 | 20:15 Uhr
Die Weihnachtsgans wurde zum Billigprodukt degradiert. Kann man noch mit gutem Gewissen den Braten genießen? Unter welchen Bedingungen werden die Gänse gehalten und wie geschlachtet?
Zum Festtag kommt nur das Beste auf den Tisch! Eine Gans ist für viele der kulinarische Höhepunkt des Jahres. Ist der Festtagsbraten wirklich immer ein Luxusprodukt, oder hat die Realität längst nichts mehr mit diesem Klischee zu tun?
Tiefgekühlt bei Aldi, Rewe oder Lidl kostet eine Gans heute oft gerade mal zehn Euro. Gerechnet aufs Gewicht ist selbst Gehacktes oft teurer. Was also einst ein Luxusprodukt war, das sich die Familie nur zu Weihnachten gegönnt hat, ist zum Billigprodukt geworden. Rund 25.000 Tonnen Gänsefleisch essen die Deutschen zum Weihnachtsfest – eine Menge, die schon lange nicht mehr in Deutschland gezüchtet wird. Nur zehn Prozent stammen tatsächlich aus deutschen Landen, der Rest wird aus dem Ausland importiert. Was bedeuten diese Massen und die damit verbundene exzessive Zucht für die Tiere und die Verbraucher?
Reporter Michael Höft und sein Team fahren nach Polen und nach Ungarn, denn hier werden die meisten Gänse für den Festtisch gezüchtet. Wie werden die Tiere gehalten und wie ergeht es ihnen in ihrem kurzen Leben? Es gibt Hinweise auf schlimme Bedingungen bei der Zucht. Die Tiere sollen bei lebendigem Leibe gerupft werden und auch die bei uns längst verbotene Stopfmast soll noch zur Tageordnung gehören. Ob das stimmt will das Team rausfinden.
Der Reporter Michael Höft trifft bei seiner Recherche immer wieder auf eine Mauer des Schweigens. In Ungarn werden er und sein Team von Farmern bedroht und angegriffen, denn die Kameras sollten nicht dokumentieren, was dort geschieht. Das Team besucht Farmen und Schlachthöfe, hält die Zustände beim Transport und bei der Tötung fest.
Oft werden den Gänsen drei Mal bis zur Schlachtung die Federn bei lebendigem Leibe ausgerissen, eine Qual für die Tiere. Die Daunen sind mittlerweile zu einem besseren Geschäft geworden, als das Fleisch zu vermarkten. Das Luxusprodukt ist heute also fast zu einem Abfallprodukt geworden. Die Daunen hingegen finden sich in teuren Winterjacken und in Kopfkissen. Die Stopfleber wird in Frankreich zu hohen Preisen gehandelt. Die Brust oder die Keulen kosten fast nichts mehr.
Doch scheinbar hat ein Umdenken eingesetzt. Viele Farmen verzichten angeblich aufs „Lebendrupfen“ und Stopfleberproduktion, allein weil der Druck von Tierschutzorganisationen zu groß geworden ist. So steht selbst auf den Tiefkühl-Weihnachtsgänsen für zehn Euro heute: „Kein Lebendrupf“. Aber stimmt das auch? Kann man noch mit gutem Gewissen den Weihnachtsbraten genießen? Ein Film von Michael Höft.
TV-TIPP: 3SAT | Freitag, 04. Dezember 2015 | 20:15 Uhr