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Alexander Neureuter

© Alexander Neureuter

„Fukushima 360º“

Das Buch „Fukushima 360º – Das atomgespaltene Leben der Opfer vom 11. März 2011“ ist Umweltbuch des Monats Juni 2014.

Erst vor wenigen Wochen (Mai 2014) wurden im französischen Atomkraftwerk Cattenom bei einem Zwischenfall zehn Mitarbeiter verstrahlt. Das zeigt: auch 3 Jahre nach der Katastrophe von Fukushima sind wir in Europa mit dem Atomausstieg noch nicht viel weiter gekommen. Während sich die Langzeitfolgen für die Opfer in Japan langsam bemerkbar machen, sind ihre Geschichten und Schicksale längst aus den Schlagzeilen verschwunden. 

Aus diesem Grund machte sich Alexander Neureuter im Sommer 2013 auf Spurensuche. 1000km, 17 000 Bilder und 87 Gespräche später sind die Ergebnisse in dem eindrucksvollen, bewegenden und fundiert recherchierten Buch „Fukushima 360º“ erschienen. 

Auf 200 Seiten spannt Neureuter einen Bogen von umfassendem Hintergrundwissen zu bewegenden Einzelschicksalen. Berichte über die technischen und politischen Ursachen des GAUs, eine chronologische Auflistung der Ereignisse, sowie Information zu TEPCO und der Atomlobby bieten auch für Uneingeweihte eine spannende Lektüre. 

Wirklich herausragend sind allerdings die 44 Reportagen, die die tiefgreifenden Veränderungen im Alltag der Menschen von Fukushima zwischen Hoffnung und Resignation zeigen: Da ist die Geschichte von dem Wirtschaftsprofessor aus Osaka, der wegen einer Demonstration über 3 Wochen ohne Anklage eingesperrt wurde. Oder der Zahnarzt, der aus Spendengeldern ein eigenes Messzentrum aufbaute, damit die Bürger von Iwaki ihre Lebensmittel auf Strahlenbelastung untersuchen können.

Auch berichtet Neureuter von den „Wegwerf-Arbeitern“ der Sub-Sub-Unternehmen von TEPCO, die ab einem bestimmten Strahlen-Grenzwert ohne Entschädigungsansprüche fristlos entlassen werden. Daneben finden sich auch kleine Erfolgsgeschichten, beispielsweise die Kleingärten der Punkmusiker aus Tokyo, die zusammen mit Flüchtlingen Reisfelder wieder urbar machen und jedes Wochenende zwischen Zechgelagen und Mäharbeiten alle Ideologien und Vorurteile überwinden. 

Dieses Buch sollte – nicht nur für unsere Politiker – zur Pflichtlektüre werden, um die Frage zu beantworten, ab welchem Punkt die Risiken einer Technologie gesellschaftlich, wirtschaftlich und ethisch untragbar werden.

Alexander Neureuter wurde 1965 in Weert in den Niederlanden geboren und wuchs im Landkreis Lüchow-Dannenberg auf keine 20 Kilometer vom Atommüllzwischenlager Gorleben entfernt. Nach seinem Jurastudium hat er als Executive Manager bei multinationalen Konzernen wie Daimler-Benz, AXA und Microsoft in Europa, den USA und Indien gearbeitet, bevor er das Schreiben und Fotografieren zu seinem Beruf gemacht hat. 

Der Umweltjournalist lebt heute wieder im Wendland und arbeitet insbesondere an den Themen Atomenergie , Erdgas-Fracking , Braunkohle-Tagebau und Chemie-Altlasten. 2012 hat er zusammen mit dem bundesweiten Anti-Atom-Bündnis .ausgestrahlt die Fotoausstellung Was wäre, wenn … in über 20 deutschen Städten gezeigt und den gleichnamigen Bildband mit Fotos seiner Tschernobyl-Expeditionen herausgebracht.

Quelle

Deutsche Umweltstiftung 2014

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