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© pixabay.com | Tilgnerpictures | Infrastruktur ist wichtig, damit die Einzelnen überhaupt klimafreundliche Möglichkeiten wählen können.

MCC-Forscher geben Journal-Themenausgabe zu nachfrageseitigen Klima-Lösungen heraus

Sie bündelt in 22 Metastudien das Wissen zu Energiespar-Optionen. Diese ergänzen die angebotsseitigen Optionen für fossilfreie Energie und energieeffiziente Produktion.

Was können der oder die Einzelne für den Kampf gegen die Erderhitzung tun? Dass Klimaschutz nicht nur mit dem Angebot etwa von Wind- und Solarkraftwerken oder Wasserstoff-Pipelines zu tun hat, sondern auch mit dem persönlichen Konsumverhalten etwa beim Essen, Wohnen und Unterwegssein, ist inzwischen Gegenstand intensiver wissenschaftlicher Forschung. Die renommierte Fachzeitschrift Environmental Research Letters widmet entsprechenden „nachfrageseitigen Klima-Lösungen“ jetzt eine Themenausgabe. Herausgeber dieser Ausgabe sind neben der indischen Ökonomin Joyashree Roy zwei Gruppenleiter des Berliner Klimaforschungsinstituts MCC (Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change).

„Mit dieser großen Zusammenschau treiben wir das Thema Verhaltensänderungen in der klimapolitischen Debatte weiter voran und fördern die Vernetzung dazu in der Forschungscommunity“, erklärt Felix Creutzig, Leiter der MCC-Arbeitsgruppe Landnutzung, Infrastruktur und Transport. Die Themenausgabe umfasst 22 (einzeln bereits online veröffentlichte) Metastudien sowie ein ausführliches, von der Herausgeberin und den beiden Herausgebern verfasstes Editorial. Dieser neue Text bindet den Wissensstand zusammen, benennt Kernerkenntnisse und zeigt Erkenntnislücken. Felix Creutzig und Joyashree Roy brachten das Thema schon 2022 gemeinsam voran: Als „Koordinierende Leitautoren“ waren sie im Weltklimarat IPCC federführend für das im neuesten Sachstandsbericht erstmals enthaltene Kapitel zu nachfrageseitigen Lösungen.

Die in der Themenausgabe gebündelten Metastudien beschäftigen sich mit dem individuellen Lebensstil, dem Beitrag von Stadtverwaltung und Stadtentwicklung, den relevanten Bereichen Verkehr, Gebäude, Ernährung sowie mit den Aspekten Kreislaufwirtschaft, Materialeffizienz und Digitalisierung. Das Editorial rückt eine Dreiteilung in den Blick, die sich in der Forschung herausbildet hat: „Avoid – Shift – Improve“. Während einige nachfrageseitige Lösungen auf das Vermeiden zielen (Beispiel: Fliegen), geht es bei anderen ums Umstellen (Heizen mit Wärmepumpe) oder Verbessern (Gebäudedämmung).

Die meisten Treibhausgas-Emissionen lassen sich im Bereich Ernährung einsparen, hebt das Editorial hervor. Insgesamt können nachfrageseitige Lösungen die Emissionen bis 2050 um mindestens 40 Prozent reduzieren, mit Vorteilen auch für die Lebensqualität und die von den Vereinten Nationen definierten Ziele für nachhaltige Entwicklung. Damit die Einzelnen überhaupt klimafreundliche Möglichkeiten wählen können, ist es wichtig, dass die Politik entsprechende Infrastrukturen bereitstellt. Wie zum Beispiel Straßenbahnen oder Fahrradwege als Erleichterung für eine umweltfreundliche Verkehrsmittel-Wahl.

Dem Editorial zufolge kann die Forschung zu nachfrageseitigen Lösungen aus drei Gründen einen wichtigen Beitrag dazu leisten, Wege aus der Klimakrise zu weisen. Erstens wegen des Zeithorizonts: Solche Lösungen können Emissionen recht kurzfristig mindern, während etablierte Klimapolitik-Modelle eher auf Entwicklungspfade bis 2050 oder 2100 fokussieren. Zweitens mit Blick auf Interdisziplinarität: Dieses Themenfeld bringt wichtige neue Impulse zum Beispiel aus Psychologie, Soziologie, Politologie und Anthropologie. Und drittens wegen der Blickweitung: Nachdem Klima-Lösungen in Bezug auf das Energie-Angebot schon recht genau bekannt sind, wird jetzt auch das nachfrageseitige Bild feinkörniger. So plant der Weltklimarat für das Jahr 2027 einen Sonderbericht zu Emissionsvermeidung in Städten.

„Dass wir diese Ausgabe ausschließlich mit Metastudien gefüllt haben, ist Ausdruck des großen Erkenntnisreichtums in diesem jungen Zweig der Klimawissenschaft“, sagt Jan Minx, Leiter der MCC-Arbeitsgruppe Angewandte Nachhaltigkeitswissenschaft, 2022 ebenfalls ein Koordinierender Leitautor des IPCC und nun Co-Herausgeber bei der Themenausgabe. „Bei den nachfrageseitigen Lösungen ist jetzt die Forschungssynthese, also das Zusammentragen der relevanten Einzelstudien und das Herausfiltern der zentralen Ergebnisse, von entscheidender Bedeutung“, betont Minx. „Die Politik bekommt so die Entscheidungsgrundlage, um für klimafreundliche Lebensstile Anreize zu setzen und Infrastruktur zu schaffen. Angesichts der Dringlichkeit der Klimakrise darf sie dieses Handlungsfeld nicht vernachlässigen.“

Quelle

Berliner Klimaforschungsinstituts MCC (Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change) 2024

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