TV-TIPP: Strom des Lebens
2018 wird laut Prognosen das Jahr mit dem bisher höchsten Energieverbrauch aller Zeiten werden – und der Stromverbrauch wird Schätzungen zufolge weiter drastisch steigen. 3SAT | 17.10.2018 | Teil 1: 20:15 Uhr und Teil 2: 21:05 Uhr
Strom des Lebens / Teil 1 von Natalie Derbort (20:15 Uhr)
Gleichzeitig allerdings gehen die Reserven an fossilen Energieträgern – Öl, Gas, Kohle – langsam zur Neige. Wie weit sind überhaupt Technologien vorhanden, die unseren wachsenden Hunger nach Strom abdecken und eine neue Strom-Ära bringen?
Nahe der marokkanischen Wüstenstadt Ouarzazate entsteht derzeit das größte und leistungsfähigste Solarkraftwerk der Welt. Das Solarkraftwerk Noor, auf Arabisch „Licht“, soll bis 2020 fertiggestellt sein und umfasst dann vier Blöcke. In seiner Endausbaustufe soll Noor insgesamt 1,3 Millionen Haushalte mit Strom versorgen. Die Sonne ist der leistungsfähigste Energielieferant unserer Galaxie und könnte theoretisch die gesamte Menschheit mit Strom versorgen. Doch sind die Technologien vorhanden, die uns in diese neue Strom-Ära bringen sollen?
Ist Windkraft die vielversprechendere Alternative? Weltweit werden auf Hochtouren Windparks errichtet, um die Energieversorgung durch Wind auszubauen. Doch wie steht es um die Kosten-Nutzen-Rechnung der Windenergie? Lohnt sich die teure Investition in Windräder überhaupt, und kann diese Technologie unseren Hunger nach Strom abdecken?
Wie schnell man den Umstieg von fossilen auf erneuerbare Energieträger vorantreiben kann, zeigt das Beispiel China. Chinas enormes Wirtschaftswachstum in den letzten Jahrzehnten hat das Reich der Mitte zum weltweit größten Energiefresser gemacht. Doch China ist gleichzeitig auch der größte Energieproduzent der Welt. Derzeit ist eine regelrechte Energie-Revolution im Gange. Fast 20 Prozent des immer weiter steigenden Energiebedarfs werden mittlerweile mit erneuerbaren Techniken gedeckt, und bereits heute kommt ein Großteil der weltweit eingesetzten Solarzellen aus China. Was kann Europa von China lernen?
Ein Schlüssel zur Vermeidung einer Stromkrise könnte Dezentralisierung sein: durch Kundenanlagen, sogenannte Microgrids. Ein beschauliches Städtchen im schwäbischen Allgäu zeigt, wie es möglich ist, acht Mal so viel Strom zu produzieren, wie man selbst benötigt.
Strom des Lebens / Teil 2 von Andrea Hauner (21:05 Uhr)
Der Umstieg auf erneuerbare Energien wird nicht ohne Konsequenzen bleiben. Und diese betreffen den Alltag aller Menschen auf der Erde. Werden wir unseren Stromkonsum einschränken müssen?
Ist genug Energie für alle da? Werden wir uns um unsere Energieversorgung vielleicht sogar selbstständig kümmern müssen? Wie bleiben wir künftig mobil ohne Öl, Gas und Kerosin?
Die Mobilität ist einer der weltweit größten Treiber des Energieverbrauchs. Der Transport von Personen und Gütern auf Straße, Schiene und in der Luft ist für rund 34 Prozent des anfallenden Energieverbrauchs verantwortlich. Die Elektrifizierung der Mobilität hat bereits begonnen und könnte – wie das Beispiel Norwegen zeigt – eine Lösung sein. Allerdings nicht für Lkw und Industriefahrzeuge.
Ist Brennstoffzellentechnologie die Alternative? Japan glaubt fest daran. Kann Elektrifizierung auch den Luftverkehr revolutionieren? Siemens und Airbus wollen hier Luftfahrtgeschichte schreiben: Sie arbeiten an einem Regionalflugzeug mit einem hybridelektrischen Antrieb. Für Langstreckenflugzeuge geht das nicht. Doch Wissenschaftler der ETH Zürich und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt arbeiten an einer spektakulären Lösung: synthetisches Kerosin aus Sonnenlicht.
Auch in der Schifffahrt wird eine Alternative zum Schweröl gesucht. Für die gigantischen Kreuzfahrer und vor allem die Containerschiffe, die einen Großteil des Welthandels bestreiten, funktionieren weder Elektroantrieb noch Brennstoffzellen. Methanol, nachhaltig erzeugt, könnte hier funktionieren. Eine erste Großfähre ist versuchsweise in Betrieb.
Neben der Mobilität ist die Digitalisierung einer der großen Stromfresser des 21. Jahrhunderts. Streaming-Dienste, Cloud-Computing, das Internet der Dinge steigern unseren Energiebedarf weiter. Experten rechnen mit einem Mehrverbrauch von rund 40 Prozent in den nächsten zwölf Jahren. Allein die Serverfarmen von Microsoft werden so viel Strom verbrauchen wie ein mittelgroßer europäischer Staat. Woher soll dieser Strom kommen? Ohne Sparen wird es nicht gehen.
Das gilt auch für unser Wohnen in Zukunft. Das erste energieautarke Mehrfamilienhaus der Welt steht in der Schweiz und zeigt, wie man sich in Sachen Energieverbrauch unabhängig machen kann. Die Zukunft werden vernetzte Häuser sein, die ihren Strom untereinander austauschen.