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Video: Feindbild Islam

Der Westen muss die muslimische Welt genau so fair behandeln wie Israel. Zu einer Programm-Streitschrift von Jürgen Todenhöfer gibt es jetzt auch ein Video. Von Rupert Neudeck

Das ist kein Buch/Video, das ist kein Parteiprogramm, das ist kein Essay, das ist keine Abhandlung. Aber das sind zehn Thesen, die es in sich haben. Auf jeder Seite ein hammerharter Vorwurf oder Vorschlag. Alles ganz quer zur politischen Korrektheit unserer politischen Öffentlichkeit. Aber ausgeschrieben mit der gewinnenden Verve eines unabhängigen Menschen in unserem Lande.

Unabhängig war er nicht immer. Er war seinerzeit ein Hardliner der rechtskonservativen CDU. Jürgen Todenhöfer CDU-MdB, vor dem Namen schon bekamen manche eine Gänsehaut. Er war nächst Franz Josef Strauss der größte Scharfmacher im Bundestag.

Dann machte er eine politische Konversion durch, die mit diesem „Feinbild Islam – Zehn Thesen gegen den Hass“ ihren wirklichen Höhepunkt erreicht.

Denn recht eigentlich geht es um diese Frage: Bleiben wir beim Hass und beim Feindbild Islam oder gehen wir auf die überwiegende Mehrheit dieser Menschen mit Freundlichkeit, Respekt und Anerkennung zu? Versuchen wir etwas gemeinsam auf dieser Welt zu betreiben: den Weg zum Frieden?

Wo man diese schmale Flugschrift – so stelle ich mir im 18. Jahrhundert den „Hessischen Landboten“ von Georg Büchner vor – aufschlägt, stößt man auf Tabubrüche und Forderungen, die so unzeitgemäß und sensationell sind, dass man aufhorchen möchte. Das Gute: Todenhöfer ist kein Nobody auf dem politischen Parkett.

Die achte These erschüttert eine unberührbare politische Säule unseres Politikbetriebes. Der Westen, schreibt Todenhöfer, „muss die muslimische Welt genauso fair und großzügig behandeln wie er Israel behandelt. Muslime sind genauso viel wert wie Juden und Christen“.

Damit zerschlägt der Autor Tabu-Porzellan auf mehreren Ebenen. Israel auf eine Stufe mit den hergelaufenen und windigen Arabern zu stellen, das gehört sich nicht. Und großzügige Behandlung, die ist nun Israel vorbehalten und – nicht der muslimischen Welt. Allenfalls Saudi Arabien, dem wir 270 Leopard Panzer verkaufen.

Die zweite Unberührbaren-Säule unserer politischen Diskurse: Nicht die USA verärgern. Aber das tut Todenhöfer lautstark: Er zitiert den Wahnsinn der Antiterrorkriege der USA gegen muslimische Länder. Diese Kriege werden den USA am Ende 3.000 Milliarden US Dollar gekostet haben. In Afghanistan geben die USA für den Krieg 100 Mrd., für den Wiederaufbau mal gerade 5 Mrd US-Dollar aus. Eine Mio US-Dollar kostet ein US-Soldat in Afghanistan jährlich. Dafür könnte man 20 Dorfschulen oder drei mittelgroße Schulen bauen. Bei den Grünhelmen sogar 25 Dorfschulen und zehn mittelgroße mit 16 Klassenzimmern.

Natürlich müssen wir unsere Muslime auffordern, dem „muslimischen Terrorismus“ die religiöse Maske vom Gesicht zu reißen. (These 9) das ist genau das, was einige verfolgte und vom Hunger gejagte Somalis uns baten: warum wir die Verbrecher von Al Shaabab mit dem ehrwürdigen Namen des Propheten und des Islam in Verbindung bringen würden?

Mohammed war kein Reaktionär. Er war in der Tat mit mehreren Frauen verheiratet. Aber das waren auch unsere christlichen Urväter Abraham, Moses und König Salomo, der laut der Bibel tausend Haupt- und Nebenfrauen gehabt haben soll. Mohammed mahnte: „Wer einem Juden oder Christen Unrecht tut, dem werde ich am Tage des jüngsten Gerichts entgegentreten“. Das sollten muslimische Extremisten bedenken, die allerdings meistens nicht Koranfest sind.

Es geht um Abrüstung auf vielen Ebenen. Es gibt in Teheran christliche Kirchen, im Iran insgesamt 100 Synagogen. 1500 jüdische Kinder besuchen jüdische Schulen, vier davon allein in Teheran. Es gibt jüdische Kindergärten, sechs koschere Metzger, drei koschere Restaurants, ein jüdisches Krankenhaus. Juden und Christen haben im Iran nicht die gleichen rechte. Aber gewähren wir den Muslimen selbstverständlich die gleichen Rechte wie Christen und Juden? Und, fragt Todenhöfer: „Gewährt Israel seinen arabischen Mitbürgern die gleichen Rechte in der täglichen Praxis wie seinen jüdischen Bürgern?“

Die USA müssen sich mit dem Iran an einen Tisch setzen, so wie das andere  ja schon längst tun. Die USA müssen dem Iran Sicherheitsgarantien anbieten „gegen Zugeständnisse im Nuklearbereich und gegen einen nachprüfbaren Verzicht des Iran auf jede Form der Einmischung im Irak“.

Nichts fördert den Terrorismus mehr (These 2) als die Antiterror Kriege des Westens. „Sie sind ein Terrorzuchtprogramm“. Wer den Terrorismus muslimischer Extremisten verstehen will, sollte die Welt mal aus der Sicht eines Muslims verstehen versuchen. Ein junger Muslim der die TV-Nachrichten verfolgt, sieht Jahr für Jahr wie im Irak, in Bosnien, in Afghanistan, in Pakistan, in Palästina, in Tschetschenien muslimische Frauen, Kinder und Männer durch westliche Waffen, westlichen Verbündete und westliche Soldaten sterben.

Todenhöfer macht mit der simplen Tatsache vertraut, dass 17 der 29 von der EU offiziell als terroristisch eingestuften Organisationen mit dem Islam nichts zu tun haben. Wir haben hinduistische oder Sikh Terrororganisationen, in Uganda die „Lord Resistance’s Army, die auf der Zehn Gebote Basis einen christlichen Gottesstaat errichten will, in Spanien die baskische ETA usw.. In den Ländern der EU gab es im Jahre 2010 249 Terroranschläge. Davon gingen drei (!) auf „islamistische Attentäter zurück“.

Das Büchlein ist eine Programmschrift zur Gründung einer Bewegung, die dazu führt, dass wir uns nicht gleich in Empörung auflösen, wenn der Bundespräsident uns sagt, dass der Islam zu Deutschland gehört. Wenn wir gelassen die Lücke von 6 Mio Facharbeitskräften, die für 2030 in Deutschland erwartet wird, auch von Arabern und Afrikanern auffüllen lassen, selbst wenn sie Muslime sind.

Quelle

Rupert Neudeck 2011Grünhelme 2011

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