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SusCon fordert radikalen Paradigmenwechsel in Wirtschaft und Gesellschaft

Mehr als 450 Teilnehmer aus 37 Ländern haben die Green Economy mitten in den ehemaligen Bundestag nach Bonn gebracht. Die SusCon, International Conference on Sustainable Business and Consumption, stand unter dem Motto ‚Green economy – from intention to action‘.

Im Plenum des World Conference Center und in 12 Themenworkshops diskutierten Delegierte aus Unternehmen, Nichtregierungsorganisationen, Medien und der Wissenschaft über gemeinsame, konkrete Schritte zu einer nachhaltigen Wirtschaft und Gesellschaft. Höhepunkte der SusCon waren die engagierte Videobotschaft von Prince Charles, in der er die Notwendigkeit des ökologischen Landbaus für eine nachhaltige Entwicklung unterstrich und die engagierten Beiträge von Auma Obama, Alain Caparros, Helmy Abouleish, Pavan Sukhdev, Ernst-Ulrich von Weizsäcker sowie von Ulrich Hoffmann.

„Wir sind an eine Welt voll Verschwendung gewöhnt und nennen das Wohlstand“, rief der Philosoph Ernst Ulrich von Weizsäcker ins Plenum des ehemaligen deutschen Parlaments. „Wir müssen unsere Lebensweise fundamental ändern.“ Eine Maßnahme sei, die Energiepreise jährlich zu verteuern. „Uns bleibt nur wenig Zeit“ sekundierte Ulrich Hoffmann von der UN Welthandels- und Entwicklungskonferenz (UNCTAD). In ihren Plädoyers warben sie außerdem dafür, dass Politik und Demokratie eine größere Führungsrolle übernehmen müssten. Denn Märkte erzählten immer nur die Mär von ungebremstem Wachstum und unendlichen Ressourcen.

Alain Caparros, von der REWE Group, betonte die Pionierrolle seines Unternehmens sowie die Notwendigkeit, Nachhaltigkeitskriterien in alle wichtigen Entscheidungen und strategischen Zielsetzungen konsequent einzubeziehen. Er setzte einen Kontrapunkt, als er auf die hohe verbale Zustimmung von Verbrauchern und ihren Forderungen nach nachhaltigen bzw. ökologischen Produkten zu sprechen kam, aber gleichzeitig auf den noch sehr geringen Umsatzanteil dieser Produktgruppen verwies: Verantwortung ließe sich nicht einseitig zuweisen oder übertragen.

In zwei offen geführten Diskussionsrunden, die zugleich den Arbeitscharakter der SusCon unterstrichen, da dort Beteiligte aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft aufeinander trafen, stellten hochrangige Vertreter der Unternehmen Kraft Foods, Interface und Deutsche Post/DHL ihre unternehmensinternen Nachhaltigkeitsstrategien vor, die teilweise tief in der strategischen und wirtschaftlichen Unternehmensplanung verankert sind. In den Diskussionsbeiträgen zeigte sich die Sorge um die zukünftige Verfügbarkeit und Beschaffung von Lebensmittel(rohstoffe)n.

Mit der Green Economy als neuem Paradigma setzte sich Barbara Unmüßig, Vorstand der Heinrich-Böll Stiftung, programmatisch auseinander und kritisierte, dass sich unter dem Deckmantel der „Green Economy“ oftmals nur „business as usual“ verberge.

Die kenianische Entwicklungshelferin Dr. Auma Obama setzte sich kritisch mit dem Begriff der Nachhaltigkeit auseinander. Sie sprach sich für wirklich freie Handelsbeziehungen auf Augenhöhe aus und kritisierte Fair-Trade-Konzepte als im Trend paternalistisch. Auch Frauen müssten laut Obama wesentlich stärker in eine Green Economy einbezogen sein.

Marlehn Thieme, Vorsitzende des Rates für Nachhaltige Entwicklung, plädierte für „ein neues und partnerschaftliches Verständnis von Politik und Wirtschaft“, um Nachhaltigkeit zum Erfolg zu verhelfen, „eines, das alle Akteure und Interessensgruppen einbezieht“.

Deutlich wurde auch der Gründer der Kampagne Corporation 2020, Pavan Sukhdev, ehemaliger Manager bei der Deutschen Bank, als es um die Verantwortung von Werbung für Nachhaltigkeit ging: „Werbung erinnert mich an das Gesetz des Dschungels, nur dass Werbung noch schlimmer ist.“ Werbetreibende könnten sich nicht mit der Begründung aus der Verantwortung stehlen, sie seien nur Werkzeuge, die täten, was deren Auftraggeber von ihnen verlangten. Daher forderte er auf der SusCon, Werbung, die Verbraucher in die Irre führe, zu regulieren. Sein Buch ‚Corporation 2020‘ feierte auf der SusCon Deutschlandpremiere.

Auch Florian Haller, CEO der Agentur Serviceplan appellierte an die Eigenverantwortung der Kommunikationsbranche: „Greenwashing ist nicht smart. Wenn es nichts zum Thema Nachhaltigkeit zu sagen gibt, sollte man lieber ruhig sein.“

Helmy Abouleish, Geschäftsführer der Sekem Gruppe, warb dafür, der ökologischen, bio-dynamischen Land- und Lebensmittelwirtschaft als preiswerter und gleichzeitig effektiver Alternative, weltweit den Vorzug zu geben. Man müsse dem sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Aspekt der Nachhaltigkeit noch die ethische und kulturelle Dimension hinzufügen.

„Als Veranstalter der SusCon war es unser Ziel, all diejenigen zusammenzubringen, die etwas zu einer nachhaltigen Welt beitragen können. Unternehmen, Politik, Medien und NGOs tauschen sich aktiv aus – das macht die SusCon einzigartig“, unterstreichen die Veranstalter Fritz Lietsch von forum Nachhaltig Wirtschaften, Bernward Geier von COLABORA und Gerald A. Herrmann von Organic Services. „Wir sind mit dem Ergebnis der Plenarveranstaltungen, aber insbesondere der Themenworkshops sehr zufrieden“. So entstand aus dem Themenworkshop „Mobilität und Transport“ ein neues Projekt, in dem Vertreter aus Tourismus, Automobilindustrie und Energiewirtschaft Biodiversität und nachhaltige Lebensstile für Reisende erlebbar machen werden.

Zum Abschluss der Konferenz veröffentlichten die Veranstalter zusammen mit elf Konferenzpartnern die „Bonner SusCon Deklaration“. Sie formuliert Vorschläge an Politik und Wirtschaft, um die Entwicklung einer wirtschaftlich, sozial und ökologisch nachhaltigen Zukunft und den dafür notwendigen Paradigmenwechsel, zu realisieren.

Die SusCon-Veranstalter bedanken sich bei allen Partnern, Unterstützern, Referenten und Teilnehmern für eine erfolgreiche Rio+20 Folgekonferenz. Die positiven Rückmeldungen der Teilnehmer zu Inhalt und Organisation der Konferenz sowie zur Erfüllung ihrer Erwartungen unterstreichen den Erfolg der SusCon. Besonderer Dank gebührt dem European Regional Development Fund und dem Ministerium für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien des Landes Nordrhein-Westfalen.

Die Nachfrage nach einer vierten SusCon ist groß. Sie wird vom 20. bis 21. Mai 2014 erneut im World Conference Center in Bonn stattfinden. Denn Nachhaltigkeit ist gemäß einem chinesischen Sprichwort, das Hartmut Vogtmann, erster Vizepräsident des Deutschen Naturschutzrings, in seiner hervorragenden, als auch kritisch die Konferenzergebnisse zusammenfassenden Analyse zitierte, erst dann erreicht, wenn Erwachsene Bäume pflanzen, in denen nicht sie, sondern ihre Kinder sitzen werden.

Mehr Infos unter suscon.net

Quelle

Forum Nachhaltig Wirtschaften 2012

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