320.000 Stromsperren im Jahr 2012
Wer seinen Strom nicht bezahlen kann, kriegt ihn schlicht abgedreht: 2012 ging das mehr als 320.000 Menschen in Deutschland so.
Damit ist die Tendenz steigend, im Vorjahr waren es noch 7.500 Fälle weniger gewesen. Das ergibt die Antwort des Bundeswirtschaftsministeriums auf eine Anfrage der Linkspartei, aus der die Tageszeitung Die Welt heute bereits vorab zitierte.
Die Linkspartei wiederholt ihre Forderung nach einem Verbot der Stromsperren. „Es ist absolut unverhältnismäßig, dass Familien wegen ein paar Euro im Dunkeln sitzen müssen“, sagte Caren Lay, Fraktionsvize der Linken im Bundestag, der Welt. „Wir brauchen außerdem einen Härtefallfonds, der Haushalten mit Zahlungsrückständen kurzfristig unbürokratisch hilft“, so die Politikerin. Auf ihrer Website fordert Lay heute zudem die Erhöhung des Wohngeldes – um einen Energiezuschuss.
Das Bundeswirtschaftsministerium hält aber die geltenden Regelungen für ausreichend, berichtet die Welt. „Durch das Sozialrecht wird der Strombedarf von Empfängern staatlicher Transferleistungen angemessen gesichert“, heißt es in der Antwort auf die Linke-Anfrage. Die Entwicklung des Strompreises werde „angemessen berücksichtigt“.
Alternativmodelle zum Umgang mit Stromkunden, die in Zahlungsverzug kommen, existieren indes schon lange. Michael Kopatz vom Wuppertal Institut hatte bereits 2012 ein Gesetz vorgeschlagen, das dem Kunden bei einem Zahlungsverzug die kostenlose Installation eines Prepaid-Zählers garantiert. Kompliziert sei dieses System nicht: „In Deutschland gibt es rund 40 Millionen Prepaid-Handys, deren Konzept jedes Kind versteht.“ Damit ließe sich das Problem der Energiearmut lindern, auch weil Prepaid-Kunden erfahrungsgemäß bewusster mit Strom umgingen, hatte Kopatz erklärt.
Das Prepaid-Modell reagiert so auch auf den Vorwurf mancher Klimaschützer, ein Verbot der Stromsperren würde dazu führen, dass der Wert von Energie und deren Umweltauswirkungen verschleiert werden.
Quelle
KLIMARETTER.INFO | scz 2014