Arzneimittel aus dem Wasserhahn
Obwohl immer wieder Arzneimittelrückstände im Trinkwasser gefunden werden, sind regelmäßige Analysen nicht gesetzlich vorgeschrieben.
ÖKO-TEST hat in der aktuellen September-Ausgabe Trinkwasser aus 69 deutschen Städten auf Gadolinium untersuchen lassen und wurde vor allem in Städten an Rhein und Ruhr fündig. Aber auch das Wasser in Nürnberg, Münster und Fürth wies „erhöhte“ oder „leicht erhöhte“ Gehalte auf.
Dass im Grundwasser Rückstände von Arzneimitteln zu finden sind, ist kein Geheimnis: Das Umweltbundesamt weist in einem Bericht aus dem Jahr 2011 bereits 55 Positivbefunde aus, in Oberflächengewässern sogar 131. Medikamente gelangen in das Wasser, weil sie über den Urin und Stuhl ausgeschieden werden oder über die Toilette bzw. den Ausguss entsorgt werden. Kläranlagen reinigen zwar das Abwasser, doch im Kampf gegen Arzneimittel ziehen sie häufig den Kürzeren. Denn diese sind oft wasserlöslich, so dass sie kaum im Klärschlamm, in Ablagerungsgesteinen oder in Schwebstoffen hängen bleiben.
Leider legt die Trinkwasser-Verordnung gesetzlich keine Grenzwerte für Arzneimittelrückstände fest, weshalb bei den Wasserwerken nur eine geringe Bereitschaft besteht, entsprechende Analysen durchzuführen. ÖKO-TEST hat nun in 69 Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern stichprobenhaft Trinkwasserproben entnommen und exemplarisch auf Gadolinium untersuchen lassen. Dieser Stoff wird als Kontrastmittel in der Magnetresonanztomografie verwendet.
Bei der Untersuchung zeigte sich, dass Städte an Rhein und Ruhr, aber auch Westberlin besonders betroffen sind. Der Grund ist, dass ein Teil des Trinkwassers aus Uferfiltraten stammt. Auf den ersten Blick überraschend ist, dass auch in Münster, Nürnberg und Fürth erhöhte oder leicht erhöhte Gadoliniumgehalte gefunden wurden. Während die Befunde für Nürnberg und Fürth nicht ohne weiteres erklärbar sind, könnte es in Münster daran liegen, dass hier ein Teil des Trinkwassers aus Oberflächenwasser gewonnen wird.
Zwar ist von den nachgewiesenen Gadoliniumgehalten keine gesundheitliche Gefahr zu erwarten, weil die analysierten Mengen sehr gering sind. Aber es ist ungeklärt, ob es chronische Effekte nach sich zieht, wenn Menschen dauerhaft geringe Konzentrationen von Arzneimitteln aufnehmen. ÖKO-TEST rät daher: Um den Arzneimitteleintrag in die Umwelt so gering wie möglich zu halten, sollten Dosierungsangaben beachtet werden und kleinste Packungsgrößen gewählt werden. Abgelaufene Medikamente gehören zudem in den Restmüll und nicht in die Toilette.
Das ÖKO-TEST-Magazin September 2014 gibt es seit dem 29. August 2014 im Zeitschriftenhandel. Das Heft kostet 4,50 Euro.
Quelle
ÖKO-TEST 2014