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TEPCO | Atomkatastrophe in Fukushima

© TEPCO | Atomkatastrophe in Fukushima

Atom-Geschäfte „bis in alle Ewigkeit“?

Anzeigenaktion aus Anlass des Jahrestages des Atomunfalls in Fukushima. Die Anzeige erscheint heute in der Süddeutschen Zeitung.

Tschernobyl, Fukushima, Atomausstieg

Jahrzehntelang machten die Stromkonzerne riesige Gewinne mit dem Betrieb ihrer Atomkraftwerke. Dann kamen die Katastrophen von Tschernobyl und Fukushima und der Ausstiegsbeschluss in Deutschland. Für die Stilllegung der Atomkraftwerke und die Atommüll-„Entsorgung“ müssen die Atomkonzerne mit ihren Rückstellungen finanziell aufkommen. Eigentlich.

Tatsächlich aber setzen sie alles daran, weiterhin zu kassieren statt zu zahlen:

• Mehr als 15 Milliarden Euro wollen sie mit Entschädigungsklagen vom Staat und somit von den Steuerzahlern eintreiben.

• Mit der Übertragung des Atomgeschäfts auf eine öffentlich-rechtliche Stiftung soll überwiegend die Allgemein­heit für den Abriss der Atomkraftwerke und für die Atommüll-Lagerung bezahlen. E.ON kündigte bereits an, den Atombereich in eine Art „atomare bad bank“ auszulagern, um das eigene Kapital dauerhaft dem öffentlichen Zugriff für die Folgekosten zu entziehen.

• Die Atomwirtschaft will mit dem Abriss der Atomkraftwerke und mit der Entsorgung des Strahlenmülls Milliardengewinne einfahren. Sie interessiert sich dabei nicht für die Gesundheitsgefährdung der Bevölkerung.

• Große Mengen radioaktiven Abfalls aus abgerissenen Atomkraftwerken und aus dem Uranbergbau sollen „freigemessen“ und so der Zuständigkeit des Atomgesetzes und der Strahlenschutzverordnung entzogen werden. Dieser Strahlenmüll kann dann auf normalen Mülldeponien „entsorgt“ oder im Straßenbau verwendet werden. Es besteht die Gefahr, dass stärker belasteter Müll mit anderen Materialien „verdünnt“ wird, um ihn freimessen zu können. Die kontinuierliche Strahlenbelastung der Bevölkerung würde erheblich erhöht.

• Für den hochaktiven Atommüll war bisher „Endlagerung“ geplant, jetzt strebt man „Rückholbarkeit“ an. Diese Option entlastet die nachfolgenden Generationen nicht. Sie öffnet dem Missbrauch des eingelagerten spaltbaren Materials Tür und Tor. Die Atomindustrie könnte auf Dauer viel Geld damit verdienen, ihre strahlenden Hinterlassen­schaften irgendwo zu bergen und an anderer Stelle wieder einzulagern.

Wir leben in einer absurden Situation: Je mehr Atommüll-Probleme, desto mehr profitable Geschäfte.

Was auch immer die „Endlagersuchkommission“ empfehlen wird, wir sollten uns kein fragwürdiges Atommüllkonzept aufzwingen lassen.

In jedem Fall wird der strahlende Müll mit seiner Gefahr für Leben und Gesundheit die Menschheit langfristig begleiten. Alle Entscheidungen zum Umgang mit dem Atommüll müssen sich an dem Ziel orientieren, die Bevölkerung nicht zu gefährden.

Die Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges / Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. und die Unterzeichner fordern:

  1. Die verbliebenen Atomkraftwerke sind sofort stillzulegen. Jedes Kilogramm neuen Strahlenmülls ist eines zu viel.
  2. Die Atomwirtschaft darf aus der finanziellen Verpflichtung für die Atommüll-Entsorgung nicht entlassen werden. Die Brennelementsteuer ist beizubehalten.
  3. Die Atommüll-Entsorgung muss sich am Schutz der Gesundheit orientieren, nicht an den Geschäftsinteressen der Atomfirmen.
  4. Bürger und Kommunen müssen für die Energieversorgung zuständig sein, nicht einige wenige Konzerne.

Unterzeichnet von 2.205 Ärztinnen und Ärzten sowie Förderern der IPPNW

Weiterführende Informationen:
IPPNW-Fukushima-Newsletter, Studien Gesundheitliche Folgen von Tschernobyl (2011) und Gesundheitliche Folgen von Fukushima (2015), IPPNW-Information Gefahren ionisierender Strahlung (2014) und IPPNW-aktuell zu Fukushima (2015) | www.fukushima-disaster.de

ippnw.de | Anzeige in der Süddeutschen Zeitung
Quelle

Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges /
Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW) 2015

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