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Bayern legt neues Energiekonzept vor

Neues Energiekonzept für den Freistaat Bayern: Bis zum Jahr 2025 soll der Anteil der Erneuerbaren Energien an der bayerischen Stromerzeugung auf 70 Prozent ansteigen. Umweltschützer zeigen sich verärgert über das Konzept und reden von Augenwischerei.

Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) hat das bayerische Energiekonzept überarbeitet und dabei neue Ziele gesetzt: Bis zum Jahr 2025 soll der Anteil der Erneuerbaren Energien an der bayerischen Stromerzeugung auf 70 Prozent steigen. Aktuell liegt der Ökostrom-Anteil bei etwa 36 Prozent. Aigner will das überarbeitete Energiekonzept der Staatsregierung in den kommenden Tagen präsentieren.

Das neue Konzept ist bereits überfällig – sollte es doch ursprünglich im Frühjahr 2014 kommen. Aufgrund des lange anhaltenden Streits zwischen der bayerischen Landesregierung und der Bundesregierung in Berlin war es jedoch immer wieder nach hinten geschoben worden. Bayern besitzt bereits ein Energiekonzept aus dem Jahr 2011. Der neue Entwurf orientiert sich an diesem.

So legt er ebenfalls die Ziele für den Ausbau der Erneuerbaren Energien in Bayern in einem Zeitkorridor von zehn Jahren fest. Maßstab der Angaben soll jedoch künftig die Stromerzeugung sein und nicht wie bisher der Verbrauch. Allerdings: Was sich gut anhört, nehmen Umweltschützer genauer ins Visier. Sie sehen in den neuen Vorgaben Aigners keinen Fortschritt für die Energiewende, da mit Abschalten der Akw der Anteil der Erneuerbaren am bayerischen Strommix automatisch steigt. Raimund Kamm, Vorstand des FORUM Gemeinsam gegen das Zwischenlager und für eine verantwortbare Energiepolitik e.V, erklärte: „Bislang gab Bayern die verschiedenen Stromquellen in Prozent vom Stromverbrauch an. Zukünftig will die Staatsregierung die Bilanz nicht nur frisieren, sondern auf den Kopf stellen und die Stromquellen in Prozent von der Stromerzeugung angeben. Da bisher fast die Hälfte der Stromerzeugung in Bayern aus Atomkraft stammt und dieser Anteil wegfallen muss, verdoppelt sich anschließend bei dieser Bilanzmanipulation der Anteil der Erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung.“ Tatsächlich hat eine Anfrage des Grünen-Politikers Ludwig Hartmann an das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie gezeigt, dass München keinen Ausbau der Erneuerbaren Energien vorsieht, sondern vielmehr davon ausgeht, die Hälfte des Stroms künftig aus Importen zu beziehen.

Aigner mahnte an, Berlin müsse mehr Augenmerk auf die System- und Marktintegration der Erneuerbaren Energien legen. Zudem fordert sie einen „intelligenten“ Ausbau, den sie auch daran fest machte, ob unnötiger Stromtransport – und damit zusätzliche Leitungen – entsteht und ob die Stromherstellung so gestaltet wird, dass der Bedarf jederzeit sicher gedeckt werden kann. Die bayerische Wirtschaftsministerin hatte vor einigen Wochen für Empörung in den Nachbarländern gesorgt, weil sie die geplante Stromtrasse SuedLink so gebaut sehen wollte, dass sie nicht durch den Freistaat sondern stattdessen größtenteils durch Hessen und Baden-Württemberg verläuft. Das berichtete die „Rundschau“ des Bayerischen Fernsehens unter Berufung auf eine Stellungnahme des bayerischen Wirtschaftsministeriums zu einem Entwurf der Bundesnetzagentur. Aigner argumentierte demnach, Unterfranken solle nicht zur „nationalen Stromdrehscheibe“ werden.

Bayern wird seine letzten Atomkraftwerke im Rahmen des Atomausstiegs bis spätestens 2022 abschalten müssen. Auch deswegen ist es notwendig, sich über die künftige Stromversorgung in Süddeutschland Gedanken zu machen. Erneuerbare Energien könnten etwa verstärkt dezentral vor Ort ausgebaut werden. So wären Produktion und Verbrauch nahe beieinander, der Strom wäre „Made in Bayern“. Alternativ könnte das Land große Mengen Windstrom aus Windparks auf der Nordsee beziehen. Für diese weniger dezentrale Versorgungsvariante allerdings wären große Stromtrassen notwendig, um die Energie über weite Strecken transportieren zu können.

Quelle

energiezukunft.eu | rr 2015

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