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Der Dalai Lama: Warum exportiert Deutschland Waffen?

Der Dalai Lama befürchtet, dass in westlichen Ländern der Buddhismus zu einer Modeerscheinung und „Religion light“ verkomme.

„Ohne Waffen gibt es keine Kriege. Ich kann einfach nicht verstehen, warum ein Land wie Deutschland Waffen exportiert“, sagt der Dalai Lama auf die Frage nach den Kriegen in der Ukraine, Syrien und im Irak in dieser Woche bei seinem Besuch in Hamburg. 7.000 Besucher klatschen zustimmend. Vier Tage lang kamen zweimal am Tag viele tausend zu den Belehrungen des Papstes aus dem Osten ins Hamburger Kongress-Zentrum. „Und was ist die tiefere Ursache für den derzeitigen Mord und Totschlag?

„Wir geben unseren negativen Emotionen zu viel Raum und unserem Verstand und unseren Mitgefühl zu wenig, ergänzt der populärste buddhistische Lehrer unserer Zeit.  Nachfrage: „Und wie entwickelt man Mitgefühl?“ „Indem wir    a l l e Lebewesen als unsere eigene Mutter verstehen.“

Es ist keine leichte Kost, die der Dalai Lama seinen westlichen Zuhörern in stundenlangen „Belehrungen“ zumutet. Oft sagt er: „That’s very difficult“. Oder auch: „Davon habe ich keine Ahnung“. Aber er kommt seinen Zuhörern immer wieder auch mit einem Witz oder mit seinem weltberühmten gurgelnden Lachen entgegen.

Auf die Frage, warum er mit seinen 79 Jahren noch so fit und gesund sei, meint er: „Das ist ganz einfach. 50 Jahre kein Abendessen.“ Er fügt mit spitzbübischem Kichern hinzu, dass er diesen Rat einmal einer holländischen Prinzessin gegeben habe. „Sie war einfach viel zu dick.“ Er deutet mit einer weitausholenden Geste an wie dick sie wirklich an und lacht gefühlte fünf Minuten über seinen Witz und steckt den ganzen Saal damit an.

Vom Religionswechsel hält er gar nichts. „Das ist für die meisten von Ihnen viel zu schwierig.“ Er befürchtet, dass in westlichen Ländern der Buddhismus zu einer Modeerscheinung und „Religion light“ verkomme. „Bleibt in der Tradition Eures Landes. Zu Deutschland und Europa passt das Christentum, zu uns Tibetern der Buddhismus“.

„Alle Religionen haben die Pflicht, die Menschen zum inneren und äußeren Frieden zu führen. Wenn wir diese Welt besser machen wollen, dann müssen wir selber bessere Menschen werden. Einen bequemeren Weg gibt es nicht. Wir müssen in unseren Feinden zunächst die Menschen sehen. Bei Jesus in der Bergpredigt heißt das ‚Feindesliebe‘. In unserem eigenen Interesse sollten wir alles tun, damit es allen Lebewesen gut geht.“

Die EU habe nach 1945 den richtigen Weg der Kooperation gewählt. So wurden aus Feinden Freunde. Der Dalai Lama ist auch immer für Überraschungen gut: Die NATO könnte ihr Hauptquartier ja nach Moskau verlegen. Dann würden die Russen merken, ob es der Westen ernst meint mit der Freundschaft.

Ob der nächste Dalai Lama auch eine Frau sein könne, wird er schließlich von Journalisten gefragt. „Warum nicht? Aber sie sollte attraktiv sein“. Danach lacht er besonders lange und herzlich. Noch eine letzte Frage an den Religionsführer: Was denn der Kern aller Religionen sei? „Die Liebe zu allen Wesen“.

Quelle

© Franz Alt 2014

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