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„Der mutige Papst“

„Mit seiner Umwelt-Enzyklika stellt sich Papst Franziskus auf die Seite der Wissenschaft,“ so schreibt Professor Dr. Mojib Latif, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Klima-Konsortiums (DKK), in seinem heutigen Kommentar.

„Wie ich es nicht anders erwartet hatte, spricht Franziskus in seiner Enzyklika Klartext. Er beklagt die gewaltige Umweltzerstörung auf der Erde. Er prangert den maßlosen Ressourcenverbrauch einiger weniger an, die mit ihrer Technologie die Welt beherrschen. Er zeigt deutlich, dass Umweltzerstörung eine gewaltvolle Tat einer reichen Minderheit gegenüber einer armen Mehrheit ist.“

Damit zeige Papst Franziskus einen Mut, den Mojib Latif bei Entscheidungsträgern aus Wirtschaft und Politik schmerzlich vermisse, so der renommierte Klimaforscher und Meteorologe, der den Forschungsbereich Ozeanzirkulation und Klimadynamik am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel leitet und im Mai 2015 zum DKK-Vorstandsvorsitzenden gewählt wurde.

Vor allem vertraue der Papst „der Wissenschaft, die diese Zerstörung tausendfach dokumentiert hat und inzwischen genau genug weiß, wohin es führt, wenn wir weiter machen wie bisher. Es ist also ausgerechnet der Papst, das Oberhaupt der katholischen Kirche – vielfach kritisiert und belächelt als nicht mehr zeitgemäß in unserer ja ach so modernen Welt – der sich seines Verstandes bedient. (.) Der Papst sieht in der Wissenschaft das bevorzugte Instrument, über das wir die Schreie der Erde hören können. Wie wahr! In meinem letzten Buch Das Ende der Ozeane schreibe ich: ,Ihre Hilferufe (die der Ozeane) hören wir nicht.'“

Der Papst zeige noch in einer weiteren Hinsicht großen Mut: „Er verbindet die wissenschaftliche Erkenntnis mit dem religiös-ethischen Aufruf zum Handeln. Als Klimaforscher erfahre ich seit Jahrzehnten leidvoll, dass die Bereitstellung von eindeutigem Wissen nicht automatisch zu einer konsequenten Umsetzung führt. (.) Der Papst hat den Mut zu einer moralischen Forderung: Du sollst. Du darfst Dich nicht taub stellen gegenüber den Schreien der Erde. Auch wenn es sich für Dich selbst nicht rechnet – sondern „nur“ für Deinen Nächsten im fernen Afrika oder „nur“ für Deine Urenkel, die Du nicht kennenlernen wirst.“

Der Kommentar von Mojib Latif schließt mit den Worten: „Franziskus hat die Wechselbeziehungen auf unserem Planeten begriffen und die Schwachstellen menschlichen Handelns klar formuliert. Er hat den Mut, das Offensichtliche zu benennen und Konsequenzen und eine Umkehr zu fordern. Dabei scheut er auch die innerkirchliche Auseinandersetzung nicht. Nur so mutig und beherzt können wir die dringend benötigten Veränderungen gemeinsam vorantreiben. Ich bin froh, den Papst dabei auf der Seite der Wissenschaft und des Fortschritts zu wissen.“

Den Kommentar von Prof. Dr. Mojib Latif in voller Länge finden Sie hier

Quelle

Deutsches Klima-Konsortium e.V. (DKK) | Prof. Dr. Mojib Latif 2015

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