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Der Papst: „Eine Schande für Europa“

Die Bürgermeisterin von Lampedusa sagt, den Afrika-Flüchtlingen, die jetzt ertrunken sind,  hätte schneller geholfen werden können. Doch „unmenschliche Gesetze“ hätten rasche Hilfe verhindert. Der Papst spricht von einer „Schande für Europa“ und Italiens Regierung ist „entsetzt“. Doch für wahrscheinlich mehrere hundert Tote kommt jede Diskussion und jede Einsicht zu spät.

Schon am ersten Tag wurden über 120 Leichen geborgen. Am zweiten Tag mussten die Bergungsarbeiten wegen Unwetter eingestellt werden. Die Rettungsmannschaften konnten bis Donnerstagmittag nur etwa 150 Menschen  retten.

Das Flüchtlingsboot mit rund 500 Afrika-Flüchtlingen war am Donnerstagmorgen in Küstennähe gesunken – darunter 30 Kinder und viele Frauen. Es ist die zweite Flüchtlingstragödie innerhalb einer Woche. Am Montag waren bereits 13 Menschen in Küstennähe ertrunken. Die Besatzung soll die gestrandeten Passagiere mit Peitschenhieben ins Wasser getrieben haben, obwohl viele nicht schwimmen konnten.

2013 versuchten bereits mehr Menschen aus Afrika übers Mittelmeer nach Europa zu fliehen als im gesamten Jahr 2012. In Afrika sind zurzeit über 18 Millionen Flüchtlinge aus Gründen der Klimaerwärmung und aus Wassermangel unterwegs. Der Flüchtlingsexperte Lorenzo Pezzani von „Watch the Med“ sagt, überlebende Flüchtlinge haben berichtet, dass Boote an ihnen vorbeigefahren seien, ohne Hilfe zu leisten. Die Politik der unterlassenen Hilfeleistung auf See sei ein „Verbrechen an der Menscheit“.

Flüchtlingsorganisationen berichten, dass in Italien sogar bestraft wird, wer Bootsflüchtlinge aus Seenot rettet wie zum Beispiel der frühere Chef der Hilfsorganisation „Cap Anamur“, Elias Bierdel.

An der Berliner Mauer wurden in 29 Jahren etwa 160 Flüchtlinge getötet. Die moralische Empörung war riesig. Im Mittelmeer sind in den letzten Jahren beinahe 10.000 Menschen durch rigorose EU-Abwehrpolitik ertrunken. Aber die Moral kommt gegen die Politik einfach nicht an. In Wahrheit ermorden wir die Flüchtlinge.

Der Papst würde eher gehört werden, wenn der Vatikan sich bereit erklären würde, zunächst 10 Flüchtlinge symbolisch im Vatikan aufzunehmen. Dann müssten die großen Länder wohl nachziehen.

Quelle

© Franz Alt 2013

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