Der Schutz der Nacht ins Licht gerückt
Die dunkle Nacht ist nicht nur die Hälfte des Tages, sondern sie betrifft zeitlich betrachtet auch die Hälfte des Naturschutzes.
Dennoch ist das Thema Lichtverschmutzung bislang kaum im öffentlichen Bewusstsein präsent, und dies obwohl Beeinträchtigungen durch nächtliches Licht mittlerweile dramatische Ausmaße angenommen haben: Neben Folgen für die menschliche Gesundheit sowie Aspekten des Klima- und Ressourcenschutzes treten Beeinträchtigungen zahlreicher Arten und Ökosysteme. Die vielen Facetten des Themas Lichtverschmutzung sowie Handlungsmöglichkeiten zeigt ein aktueller Skripten-Band des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) auf, der in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Akademie in Tutzing und dem Forschungsverbund „Verlust der Nacht“ am Leibniz-Institut für Gewässerökologie (IGB) in Berlin entstanden ist.
Licht ist unser wichtigster Zeitgeber und als Grundrhythmus dem Lebensablauf des Menschen und zahlreicher Lebewesen eingeprägt. In verschiedenen Artengruppen, etwa bei den Wirbellosen ist sogar der überwiegende Teil der Arten nachtaktiv. Unsachgemäße Beleuchtung kann einen regelrechten „Staubsaugereffekt“ auf die Insekten in einem weiteren Umfeld ausüben, etwa auf Wasserinsekten wie Köcherfliegen, die von Straßenlampen magisch angezogen werden und qualvoll verenden. Aber auch Fische, Vögel und Fledermäuse werden durch unsachgemäße Beleuchtung beeinträchtigt.
Die Beiträge in dem Band „beleuchten“ eingehend die Bedeutung von Licht nicht nur für verschiedene Artengruppen, sondern auch für die menschliche Gesundheit. Quellen, Intensität und spektrale Zusammensetzung künstlicher Lichtquellen werden beschrieben, die Folgen für verschiedene Organismengruppen, Ökosysteme und Biodiversität sowie die Gesundheit dargestellt. Breiten Raum nehmen Handlungsansätze ein, die von technischen Möglichkeiten, einem bewussten Umgang mit Licht, Gesetzen und Verordnungen sowie planerischen Ansätzen wie sogenannten Lichtmasterplänen reichen.
Deutlich wird dabei: Die Belange von Lichtverschmutzung und Schutz der Nacht reichen weit über den Naturschutz hinaus und berühren vielfältige Interessen auch der Astronomie, des Klimaschutzes, der Beleuchtungstechnik ebenso wie des Tourismus und der Stadtgestaltung. Handlungsmöglichkeiten sind gegeben, und es bestehen große Potenziale, bereits mit vergleichsweise einfachen Möglichkeiten wie einer richtigen Anordnung und spektralen Zusammensetzung von Lampen die Auswirkungen von Beleuchtung zu optimieren und zum Klimaschutz beizutragen.
Quelle
Bundesamt für Naturschutz 2013