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Deutsche E-Autos ohne deutsche Batterien

Das erste Elektroauto in Deutschland fuhr Werner von Siemens im Jahr 1896. Anfang des 20. Jahrhunderts fuhren in New York mehr Elektroautos als Benziner. Lautlos glitten sie durch die Straßen der Weltstadt. Zur Olympiade 1972 begleitete in München ein Elektroauto von BMW die Athleten des Marathonlaufs durch die Münchner Innenstadt.

Zwölf-Volt-Batterien, versteckt in einem damit vollgestopften Kofferraum, lieferten den Strom. Varta, seinerzeit weltbekannt für seine Stromspeicher, hatte die Blei-Blöcke geliefert. Aber erst 2013, 41 Jahre später also, begann BMW mit der Serienproduktion der E-Autos, mit dem Modell i3.

Doch die Batterien für dieses erste deutsche Serienauto kommen aus Fernost. Wir haben in Deutschland die Weltelektronikkonzerne Siemens und Bosch. Aber das Herzstück der Zukunftsautos muss importiert werden. Die Lithium-Ionen-Zellen produziert und liefert Samsung aus Südkorea. Fachleute – auch bei BMW – schätzen Samsung als derzeit weltweit besten Batterie-Hersteller.

Der „Spiegel“ zitiert in der letzten Woche (Nr.35/2014) den deutschen Batteriefachmann Alfred Jarczewski: „Das Wissen ist weg. Wir haben unsere technologische Führerschaft verspielt.“ Jarczewski war in den Siebzigern Betriebsleiter bei Varta, wechselte später aber zum US-Unternehmen Exide, welches die Akkumulatoren-Fabrik „Sonnenschein“ im hessischen Büdingen übernommen hatte. Er bedauert, dass es keine eigenständige deutsche Batterie-Produktion für das große Geschäft der Zukunft, Elektroautos eben, mehr gibt.

Ein riesiger Verlust für den Wirtschaftsstandort Deutschland! Daimler, BMW, VW und Audi sind deshalb auf die Schlüsselindustrie von morgen nicht wirklich vorbereitet. Natürlich wird das Benzin-Auto noch eine Zeit lang eine Rolle spielen. Aber: Benzin wird immer teurer, Ökostrom immer preiswerter. Man kann heute in Deutschland schon Elektroauto mit Solarstrom fahren für ein Fünftel dessen, was an der Tankstelle das Benzin kostet. Das macht langfristig die noch teure Batterie wieder wett.

Ab 2030/2035 werden die meisten Autos auch hierzulande elektrisch fahren und Benziner kaum noch gekauft werden – aus ökologischen, aber auch aus ökonomischen Gründen. E-Autos sind natürlich nur dann umweltfreundlich, wenn der Stoff, mit dem sie fahren, aus Wind und Sonne stammt. Da diese beiden Energiequellen zwar viel, jedoch nicht ständig Energie liefern, wird die Batterie-Technologie für das Gelingen der Energiewende und der elektronischen Mobilität eine zentrale Rolle spielen.

In dieser Technologie stellte Deutschland mit Varta, Sonnenschein, Hagen Batterie aus Soest und Deta aus Bad Lauterberg einst die Schlüsselindustrie. Es wird mühsam sein, diese Position wieder zu gewinnen. Ohne die Lithium-Batterie und ohne Brennstoffzelle sind die gesamten Kommunikations- und Mobilitäts-Technologien der Zukunft kaum denkbar.

Die Geschichte der Batterien in Deutschland beweist wieder einmal, dass es hierzulande nicht an Wissen, wohl aber an Strategien zur Umsetzung des Wissens mangelt. Roland Berger prognostiziert für 2016 diese Weltmarkt-Anteile für Elektroautos: Japan 62%, Südkorea 16%, Deutschland 4%. Die deutschen Autobauer haben den Anschluss an die Auto-Zukunft verschlafen.

Quelle

© Franz Alt 2014

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