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Die Lehren aus dem Fall Prokon

Nach der Prokon-Pleite will die Bundesregierung den grauen Kapitalmarkt stärker regulieren, Genussrechte gelten plötzlich als besonders riskante Anlageform.

Doch die zusätzliche Regulierung bringt kaum mehr Sicherheit für die Anleger, warnt die Bewegungsstiftung. Stattdessen werde für Bürgerenergieprojekte der Zugang zu Geld erschwert.

Die drohende Insolvenz der Windkraft-Firma Prokon bringt auch den grauen Kapitalmarkt im Allgemeinen und Genussrechte im Besonderen in Misskredit. Das Genussrecht sei eine „besonders riskante“ Anlageform, ist seitdem zu hören, mit einem Totalverlust müsse gerechnet werden. Zudem, so die Argumentation, werde der graue Kapitalmarkt zu wenig reglementiert. Damit sei es allerlei schwarzen Schafen allzu leicht möglich, mit überhöhten Zinsversprechen den Menschen die Spargelder aus der Tasche zu locken. Nun plant die Bundesregierung, einzelne Finanzprodukte zu beschränken oder sogar zu verbieten.

Doch wer nach weiteren Regeln ruft, sollte sich bewusst sein, dass der graue Kapitalmarkt eigentlich ein bunter ist. Die relativ niedrigen Hürden ermöglichen es gerade kleinen und mittleren Projekten, günstig an Geld zu kommen, das ihnen eine Bank gar nicht leihen würde.

Der bunte Kapitalmarkt bietet beispielsweise Kuhaktien des Kattendorfer Hofs. Dividende gibt es in Naturalien, nämlich alle Erzeugnisse des Biobauernhofs in Schleswig-Holstein. Was hier den Namen Aktie trägt, ist ein Genussschein. Oder es finden sich Nachrangdarlehen, die dem Genussschein in der Haftung ähnlich, aber mit einer festen Verzinsung versehen sind und nicht mit einer gewinnabhängigen Dividende wie beim Genussschein.

Ohne solche Nachrangdarlehen würden viele Wohnprojekte nicht entstehen, würde kaum ein Bürgerenergieprojekt ein Windrand finanzieren können. Eine stärkere Regulierung würde all diesen gesellschaftlich innovativen Projekten den Zugang zum Kapitalmarkt erschweren.

Regulierung schützt nicht vor Totalverlust

Gut beraten ist, wer bei hohen Zinsversprechen skeptisch bleibt

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Quelle

KLIMARETTER.INFO | Jörg Rohwedder 2014Jörg Rohwedder, Jahrgang 1968, war bis 2012 Geschäftsführer der Bewegungsstiftung. Der Sparkassenkaufmann und Sozialökonom hat die Geldanlagestrategie der Bewegungsstiftung mitentwickelt, die einen Teil ihres Kapitals gezielt im sogenannten grauen Markt investiert, um alternativen Wirtschaftsprojekten Geld zur Verfügung zu stellen.

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