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claudiakemfert.de | Roland Horn | Claudia Kemfert, Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin

© claudiakemfert.de | Roland Horn | Claudia Kemfert, Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin

„EEG-Systemwechsel ist falsches Rezept“

Am Freitag debattiert der Bundestag über die umstrittene Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Die Große Koalition möchte den konventionellen Energien mehr Zeit geben, weiter am Markt zu bestehen, kritisiert Energieexpertin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW).

klimaretter.info: Frau Kemfert, das neue EEG wird am Freitag im Bundestag behandelt. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel spricht von einem Paradigmenwechsel. Windräder und Solaranlagen seien ausgereifte Technologien und müssten sich nun dem Wettbewerb stellen. Hat er recht?
Claudia Kemfert:
Die erneuerbaren Energien werden tatsächlich immer ausgereifter, die Kosten sinken weiter und es bedarf immer weniger Förderungen. Nur: Der jetzt geplante Systemwechsel von den festen Vergütungen zu Ausschreibungen ist das falsche Rezept. Ausschreibungen führen nicht automatisch zu mehr Wettbewerb, da die Vielfalt der Akteure sinken kann. Bürgerenergie-Genossenschaften jedenfalls werden es künftig schwerer haben. Und gerade sie waren eine tragende Säule der Energiewende.

Die Ausschreibung von Windparks und Solaranlagen soll die Kosten des Ökostroms senken und die EEG-Umlage bezahlbar halten. Nicht sinnvoll?
Die Kosten werden nicht automatisch sinken, da es größere finanzielle Unsicherheiten gibt. Erfahrungen aus anderen Ländern – etwa Großbritannien – zeigen, dass die Kosten sogar steigen können, da es höhere Kosten für die Bewerbung, mögliche Strafzahlungen oder finanzielle Aufschläge geben kann. Eine Kostenkontrolle könnte man mit einem Preissteuerungsmodell, wie es das bisherige Vergütungsmodell des EEG vorsieht, viel besser erreichen.

Was müsste geschehen, damit die EEG-Umlage nicht weiter steigt?
Windkraft und Solarenergie sind so günstig geworden, dass ihr Ausbau die EEG-Umlage nur gering erhöht. Daher müsste man an die eigentlichen Faktoren der Erhöhung heran. Vor allem müsste der überschüssige Strom aus konventionellen Kraftwerken – besonders aus alten Kohlekraftwerken – vermindert werden. Durch das geringere Angebot würde der zurzeit extrem niedrige Börsenstrompreis steigen und die EEG Umlage, die sich aus der Differenz der Förderbeträge und des Strompreises errechnet, sinken. Zudem müssten die EEG-Ausnahmen für die Industrie vermindert werden. All das würde den EEG-Aufschlag wirklich substanziell sinken lassen.

Der Ökostrom-Anteil wird laut dem im Kabinett beschlossenen EEG-Entwurf bis 2025 auf maximal 45 Prozent gedeckelt, obwohl heute schon 33 Prozent erreicht sind. Damit wird das bisherige Wachstum gebremst. Was steckt dahinter?

Hier können Sie das ganze Interview lesen

Quelle

Das Interview wurde von der Redaktion „KLIMARETTER.INFO“ (Joachim Wille) 2016 verfasst – das Nachrichten- und Debattenmagazin zu Klima und Energiewende – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung von „Klimaretter.info“ (post@klimaretter.info) weiterverbreitet werden!

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