Energie frei Haus
Den täglichen Stromverbrauch vom eigenen Dach decken und überschüssige Energie an die Nachbarn verkaufen.
Das ist der neue Trend auf dem Strommarkt und die wahre Energiewende von unten. Ein Unternehmer aus Oberbayern zeigt, wie es geht. Die Sonne knallt vom Himmel. „Wollen Sie einen Espresso?“, fragt Justus Schütze und schaltet die Kaffeemaschine an. „Die zieht schon mal 1.000 Watt.“
Das reicht aber noch nicht, denn die Photovoltaikanlage auf dem Dach seines Hauses im oberbayerischen Wolfratshausen arbeitet auf Hochtouren. Gut 6.000 Watt liefern die schwarzsilbrig glänzenden Paneele gerade – man kann den Wert von einem Display im Keller ablesen. „Ich bin jetzt froh über jeden Stromverbraucher“, sagt Schütze, und eilt auf die Straße, wo sein Elektroauto parkt. Der betagte Peugeot 106, ein Elektroauto, das in den 90er Jahren in Kleinserie gebaut wurde, tut bis heute abgasfrei und klaglos seine Dienste. „Eine Stunde aufladen reicht für 20 Kilometer, also für die meisten Strecken, die wir hier zurücklegen müssen.“
Justus Schütze ist Strom-Selbstversorger. Er folgt einem Trend, der immer attraktiver wird, seit vergangenes Jahr die Vergütung für den solaren „Saft“ vom eigenen Dach nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz unter den durchschnittlichen Preis des Netzstroms gesunken ist. Für jede eingespeiste Kilowattstunde gibt es aktuell gerade noch rund 15 Cent. Haushaltsstrom dagegen kostet, je nach Bezugsgebiet, zwischen 24 und 27 Cent. Nur die überschüssige Energie, die er partout nicht selbst verbrauchen kann, speist Schütze ein.
Nach einer Erhebung des Bundesverbandes Solarwirtschaft ist rund ein Drittel der in diesem Jahr installierten Solarstromanlagen schon für denEigenverbrauch konzipiert. „Eigenverbrauch und Direktvermarktung sind ziemlich neue Phänomene, die aber in Zukunft immer wichtiger werden“, sagt Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Verbandes. Für sonnenarme Zeiten steht bei Justus Schütze übrigens ein kleines, mit Gas betriebenes Blockheizkraftwerk im Keller. „Wir haben unseren Bezug aus dem öffentlichen Stromnetz damit um 90 Prozent reduziert.“
Nur noch zehn Prozent des Stroms zukaufen
Doch der 42-Jährige profitiert von den neuen, revolutionären Verhältnissen auf dem Energiemarkt auf zweierlei Weise. Er ist auch Stromhändler. Knapp zehn Jahre stand er in den Diensten großer Energiekonzerne. „Irgendwann war ich es leid, Atomstrom zu verkloppen.“ Zusammen mit einem Werbefachmann und einem IT-Spezialisten gründete er das Webportal buzzn.net
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Quelle
KLIMARETTER.INFO | Georg Etscheit 2013