Energiewende geht günstiger, Herr Gabriel!
juwi-Gründer Fred Jung und Matthias Willenbacher kritisieren „Eckpunktepapier“ des Wirtschaftsministers zur EEG-Reform als gefährlich, inkonsequent und viel zu teuer.
Heftige Kritik an dem am Wochenende von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) vorgelegten „Eckpunktepapier“ haben die Gründer der Wörrstädter juwi-Gruppe, Fred Jung und Matthias Willenbacher, geübt. „Die in dem Entwurf skizzierten Pläne zur Reform des Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) sind geeignet, der Energiewende als Ganzes den Todesstoß zu versetzen“, befürchten die EE-Pioniere.
„Die Vorschläge zerstören das Vertrauen von Investoren, verunsichern Kommunen, Bürger und Genossenschaften und verteuern die Energiewende statt den Stromkunden zu entlasten.“ Noch seien Gabriels Vorstellungen vage und interpretationsbedürftig. „Doch bereits das Grobkonzept lässt für die noch auszuformulierenden Details nichts Gutes erwarten,“ sagen Jung und Willenbacher.
Die zerstörerische Brisanz der Gabriel-Vorschläge für das einmalige Zukunftsprojekt „Energiewende“ lässt sich nach Auffassung von Jung und Willenbacher an drei zentralen Punkten exemplarisch aufzeigen:
- Der für Millionenprojekte wie Wind- und Solarparks notwendige Vertrauensschutz wird mir nichts, dir nichts ausgehebelt. In einer Art Nacht- und Nebelaktion sollen die Förderbedingungen für erneuerbare Energien geändert werden. Mit fatalen Folgen für Gemeinden, Planer und Genossenschaften, die bereits viel Geld in ihre Projekte gesteckt haben. Laut Gabriel-Papier gelten die aktuellen EEG-Regelungen nur für Anlagen, die vor dem 1. August 2014 in Betrieb gehen. Es sei denn, sie werden bis zum 22. Januar – also morgen!!! – genehmigt. „Kein Investor wird bei so viel Unsicherheit sein Geld in ein EE-Projekt stecken“, befürchten die juwi-Chefs. Die Folge wäre ein mindestens achtmonatiges Moratorium. Die Energiewende käme zum Stillstand, viele innovative Arbeitsplätze würden so bewusst gefährdet.
- Auch die vor Gabriel angekündigte verpflichtende Direktvermarktung werde sich als Investorenschreck und betriebswirtschaftlicher Unsinn erweisen, sagen Jung und Willenbacher. „Es gehört zum Wesen der Erneuerbaren, dass die Anlagen selbst teuer sind und über viele Jahre verzinst und abgeschrieben werden. Dafür ist der Betrieb aufgrund fehlender Rohstoffkosten konkurrenzlos günstig“, rechnen die juwi-Gründer vor. Diesen Vorteil können EE-Kraftwerke aber nur bei einer langfristig verlässlichen Vergütung ausspielen. Ist dies nicht der Fall und die Strombörse mit ihrem Auf und Ab bestimmt allein den Preis der regenerativ erzeugten Kilowattstunde, werden Investoren und Banken – falls sie sich nicht komplett aus diesem Markt zurückziehen – die Schwankungsrisiken in ihre Zinssätze und Margen einpreisen. „Die Folge wäre ein völlig unnötiger Anstieg der Strompreise“, so Jung und Willenbacher.
- Nicht nachzuvollziehen ist die im Gabriel-Papier skizzierte EEG-Vergütungsstruktur für Neuanlagen im Jahr 2015. Danach soll ausgerechnet die mit fast 20 Cent pro Kilowattstunde teuerste EE-Technologie – die Offshore Windenergie – am stärksten ausgebaut und gefördert werden. „Um dennoch eine gemäßigte Umlage zu erreichen, wird die günstigste unter den Erneuerbaren – Wind Onshore – gedeckelt und im Ausbau begrenzt“, kommentieren die juwi-Gründer kopfschüttelnd. Dabei könnte man ohne Offshore aber mit mehr an Land erzeugter Windenergie und zusätzlichen Biogasanlagen die gleiche Menge sauberen Strom erheblich günstiger produzieren. „Etwa 30% Ersparnis sind so locker drin“, lautet die Rechnung von Jung und Willenbacher. Gabriels wahnwitziges Konzept sei auch industriepolitisch völlig daneben. Jung und Willenbacher: „In der Onshore-Windbranche gibt es zehn Mal so viele Arbeitsplätze wie im Bereich Offshore.“ Außerdem ist der Exportanteil bei Windkraft an Land schon heute sehr hoch.
Ein dicker Balken teurer Offshore-Wind, Durchschnittskosten von fast 13 Cent pro Kilowattstunde: So sieht die EEG-Vergütungsstruktur im Jahr 2015 bei Sigmar Gabriel aus. (Siehe Bild 1)
Kein Offshore – dafür mehr Bio, Solar und Onshore-Wind: Mit diesem klugen Mix könnte die durchschnittliche Vergütung pro Kilowattstunde nicht nur unter 10 Cent gesenkt werden. Die Energiegewinnung wäre dann auch noch flexibler und verlässlicher – durch eine bessere räumliche Verteilung der Anlagen und den höheren Anteil stetiger Bioenergie. (Siehe Bild 2)
„Werden die Gabriel-Pläne ein zu eins umgesetzt, steht nicht nur die Energiewende auf dem Spiel. Zahlreiche regionale, mit vielen kommunalen Partnern geplante Energieprojekte werden dann trotz bereits getätigter Investitionen ein jähes Ende finden“, resümieren die beiden juwi-Gründer.
„Dieses Signal wird weltweit verheerende Folgen haben“. Nicht nur, dass Deutschland seinen traurigen Spitzenplatz beim Ausstoß klimaschädlicher Gase verteidigen wird. Ein ganzer Wirtschaftszweig, den das Ausland mit großer Bewunderung verfolgt, wird seiner Existenzgrundlage beraubt.
„All dies könnte Bundesminister Gabriel mit nur einem Gesetz gelingen“, zeigen sich Jung und Willenbacher fassungslos.
Das einzig wahre Eckpunktepapier
Quelle
juwi 2014