Energiewende: „Gesellschaft zum Umdenken zwingen“
Studie attestiert Österreichs Klimaregionen positive Wirtschaftseffekte.
Die mittlerweile 83 in Österreich existierenden Klima- und Energiemodellregionen haben langfristig positive Effekte auf die Wirtschaft. Investitionen und Maßnahmen in Energieeffizienz führen teilweise zu beträchtlichen Betriebskosteneinsparungen und wirken sich günstig auf Bruttoinlandsprodukt sowie Beschäftigung aus.
Dies geht hervor aus einer aktuellen Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO). Diskutiert wurden die Ergebnisse im Rahmen eines Pressegesprächs des Klima- und Energiefonds mit internationalen Experten.
Langfristig denken
Dass der Anteil erneuerbarer Energien in den kommenden Jahren gesteigert werden muss, um die groß proklamierte Energiewende zu schaffen, ist gesellschaftlicher Konsens. Trotzdem wird es in wenigen Jahrzehnten zu einer „Klima-Krise“ kommen, so die pessimistische Prognose von Jorgen Randers in seinem neuesten Buch „2052“, Zukunftsforscher an der Norwegian Business School
„Die Gesellschaft wird künftig dazu gezwungen sein, die Investitionen in erneuerbare Energien massiv zu erhöhen. Im Moment scheinen die Kosten hoch, doch langfristig zahlt es sich aus. Nur an das Hier und Jetzt zu denken und deshalb die billigsten Lösungen zu präferieren, ist zu kurzsichtig“, erklärt Randers gegenüber pressetext.
Mit gutem Beispiel gehen die österreichischen Klima- und Energiemodellregionen voran. Mit Hilfe des staatlichen Klima- und Energiefonds stellen die daran beteiligten 873 Gemeinden mit rund zwei Mio. Menschen die Weichen in Richtung Energieautarkie. Seit 2009 hat der Fonds die Regionen mit insgesamt 17 Mio. Euro unterstützt.
Die Folgen sind eine höhere regionale Wertschöpfung, die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen und ein verstärkter Eigenversorgungsgrad. „Es ist gut zu sehen, dass die Maßnahmen in unseren Modellregionen greifen werden. Für uns bedeutet das, nun vor allem die nationale und internationale Vernetzung zu fördern. Nur durch raschen Know-how-Transfer können Maßnahmen schnell greifen und Erfolgsmodelle großflächig umgesetzt werden“, sagt Klimafonds-Geschäftsführer Ingmar Höbarth.
Lokale Wirtschaft im Mittelpunkt
Ein weiterer Vorreiter in Sachen Energieautarkie ist die dänische Insel Thy. Die Stadtverwaltung und die Gemeinden nutzen zu 100 Prozent erneuerbare Energien zur Deckung ihres Strombedarfs. Der Heizbearf der Kommune Thisted wird mit mindestens 80 Prozent erneuerbaren Energien gedeckt. Preben Maegaar, Direktor des Nordic Folkecenter für Erneuerbare Energie, hat das Erfolgsgeheimnis der rund 46.000 Einwohner zählenden Region näher erläutert.
Für ihn sind drei Hauptfaktoren ausschlaggebend: „Die Bevölkerung ist in den Prozess involviert, die Energieversorgung findet dezentral statt und lokale Unternehmen sind maßgeblich an der Umsetzung und der Wertschöpfung beteiligt“, so Maegaar gegenüber pressetext.
Der Däne betont, dass die Akzeptanz der Menschen vermutlich nicht ausreichend wäre, wenn von der Forcierung erneuerbarer Energien auf Thy ausschließlich große Multis profitieren würden.
„Green Economys gehört die Zukunft. Sie werden in der Lage sein, Krisen viel besser zu bewältigen als Volkswirtschaften, die weiterhin auf fossile Brennstoffe und Atomenergie setzen“, schließt Maegaar.
Quelle
pressetext 2012Sebastian Köberl 2012