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Energiewende soll Bürger-Werk werden

Der erste Bürgerenergie-Konvent hat am Freitag in Fulda begonnen.

Zum Auftakt übte der Bundestagsabgeordnete Josef Göppel (CSU) vor rund 130 Vertretern von Energiegenossenschaften, lokalen und regionalen Projekten, Energieunternehmen und Initiativen scharfe Kritik am Umgang mit dem Ökostrom. Der EEG-Strom werde derzeit einfach auf den Börsen-Spotmarkt“geschüttet“ und das nenne sich dann Direktvermarktung, so der Umweltpolitiker.

Es sei eine „Perversion, dass Wind- und Solarstrom, sobald er das Netz berührt, juristisch zu Strom unbekannter Herkunft wird“, bemerkte Göppel und spielte auf den daraus resultierenden „Graustrom“ an. Aus seiner Sicht müsse Ökostrom direkt vom Erzeuger zum Endkunden gebracht werden, sagte der fränkische Abgeordnete.

Dazu habe der Bundeswirtschaftsminister endlich die Verordnungsermächtigung zum Grünstrom zu nutzen und dabei die Akteursvielfalt zu erhalten.

Göppel brachte nicht nur ein neues Mitglied für das Bürgerbündnis mit – die Regionalstrom Franken eG –, er beschrieb auch die Möglichkeiten, im dortigen Netzbereich mit inzwischen 46.000 Stromerzeugern und 36 Stadtwerken einen regionalen Strommarkt zu schaffen.

Für Göppel kann die Bürgerenergie „machtvoll“ werden, wenn sie koordiniert vorgehe, aber individuell auf die jeweilige politische Situation im Wahlkreis zugeschnitten werde, denn „die nächste EEG-Renovierung kommt“.

Bei der EEG-Reform könne man nicht von einer Energiewende sprechen, betonte Ursula Sladek von den Elektrizitätswerken Schönau (EWS). Auch sie prangerte das kürzliche Auslaufen des Grünstromprivilegs an und hofft nun, dass per Verordnungsermächtigung wieder die Möglichkeit geschaffen wird, Ökostrom direkt an die Kunden zu verkaufen. Ihr Unternehmen sei dabei bereit, Genossenschaften zu unterstützen, die in Erneuerbare investieren wollen. Die Enegiewende könne nicht das Werk von Einzelnen sein, sondern sie sei eines von „hunderten, tausenden oder hunderttausenden Bürgern“.

Sladek zeichnete nach, wie die Höhe der EEG-Umlage nach 2009 förmlich explodierte, als der sogenannte Wälzungsmechanismus im Stromvertrieb geändert wurde und große Mengen Ökostrom an der Börse verkauft werden mussten. Es sei nicht die Bürgerenergie, die die Preise nach oben treibe,sondern die Politik, die erstens kein vernünftiges Strommarktdesign hinbekomme und zweitens die Industrierabatte bei der EEG-Umlage zulasse.

Erst im Januar dieses Jahres hatte sich das Bündnis Bürgerenergie (BBEn) gegründet. Der Zusammenschluss von Energiegenossenschaften und -initativen sowie Einzelakteuren will auf dem Kongress Erfahrungen austauschen, sich enger vernetzen und weiterbilden. Heute haben Bürgerenergieprojekte bundesweit an der installierten Leistung von Solar-, Onshore-Wind- und Biomasse-Strom einen Anteil von deutlich über 40 Prozent.

Quelle

KLIMARETTER.INFO | jst 2014

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