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Erdgas ersetzen laut IWES-Studie möglich

Bislang ist Deutschland  in sehr hohem Maße abhängig von Energieimporten aus Russland.

Putin drohte als Reaktion auf die europäischen Sanktionen mit der Ankündigung, die Erdgaspreise anzuziehen. Eine Studie zeigt, wie Deutschland ohne Importe auskommt.

Eine aktuelle Studie des Fraunhofer-Instituts für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES) hat im Auftrag der Grünen-Bundestagsfraktion untersucht, ob und wie sich Deutschland durch eine beschleunigte Energiewende von Erdgasimporten unabhängig machen könnte. Die Ukraine-Krise und die aktuell sehr schwierigen diplomatischen Beziehungen zu der russischen Regierung in Moskau lassen die Untersuchung auch für nicht ökologisch ausgerichtete Politiker an Bedeutung gewinnen.

Bislang ist Deutschland  in sehr hohem Maße abhängig von Energieimporten aus Russland, das im vergangenen Jahr 38 Prozent des hierzulande verbrauchten Gases lieferte. Der heimische Erdgasverbrauch stieg 2013 nach Angaben der AG Energiebilanzen um 6,4 Prozent auf 956 Milliarden Kilowattstunden. Die inländische Förderung ging um knapp vier Prozent zurück, gleichzeitig nahmen die Erdgasimporte um acht Prozent zu. Der Erdgasverbrauch der privaten Haushalte sowie der Gewerbe – und Dienstleistungsunternehmen nahm im vergangenen Jahr um fast zwölf Prozent zu. Diese Entwicklung wurde unterstützt durch eine steigende Anzahl an Erdgasheizungen. Insgesamt waren am Jahresende 2013 rund 20 Millionen Wohnungen oder gut 49 Prozent des Bestands mit einer Erdgasheizung ausgestattet. Im Neubaumarkt lag die Erdgasheizung bei einem Marktanteil von 46,5 Prozent.

Die aktuelle Studie des IWES zeigt auf, wie die Entwöhnung der Abhängigkeit von russischem Erdgas gelingen kann. Demnach glückt die Unabhängigkeit von Erdgasimporten erst im Jahr 2050, sollte die Energiewende so umgesetzt werden, wie es die Bundesregierung aktuell vorsieht. Bei einer ambitionierteren Umsetzung der Energiewende wäre ein Verzicht auf russisches Gas bereits 20 Jahre früher möglich.

Wie die Autoren schreiben, wird der Umbau des Energie- und Heizsystems erst einmal teuer: in den ersten 15 Jahren, also bis 2028, sei eine Vorlaufinvestition von 300 Milliarden Euro zu leisten. Danach jedoch könnten in jedem Jahr Einsparungen gegenüber dem heutigen Primärkostenniveau erzielt werden. Selbst wenn man keine Preissteigerungen bei den fossilen Brennstoffen unterstelle, könne  die Energiewende inflationsbereinigt eine Rendite von 2,3 Prozent pro Jahr erzielen.

Je nach Preissteigerungsrate bei den fossilen Brennstoffen ergäben sich realistische Renditen im Bereich von 4 – 6,7 Prozent pro Jahr. Insgesamt müssten rund 1,5 Billionen Euro investiert werden. Die Studie legt jedoch auch ein Konzept vor, wie diese Gelder refinanziert werden könnten. Durch Einspareffekte bei verminderten Öl- und Gasimporten beispielsweise, hervorgerufen durch eine Energiewende in den Bereichen Wärme und Verkehr, könnte zügig viel Primärenergie mit hohen Beschaffungskosten eingespart werden.

Das Szenario der Studie geht von einer weitgehenden Substitution herkömmlicher Wärmequellen durch Alternativen wie Wärmepumpen und Pelletheizungen sowie von einer Elektrifizierung des Verkehrssektors aus. Zudem seien deutliche Steigerungen in der energetischen Gebäudesanierung notwendig. Um die benötigte Primärenergie bereitstellen zu können, werde Strom aus Erneuerbaren Energien in einer Größenordnung von 1.000 Terrawattstunden benötigt.

Insgesamt, so das Fazit der Wissenschaftler, sei eine ambitionierte Energiewende volkswirtschaftlich kosteneffizient zu erreichen – und eine Entwöhnung von der Abhängigkeit russischer Gasimporte machbar.

Quelle

energiezukunft.eu | rr 2014

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