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EU-Forschungszentrum bestätigt: Cocktaileffekte bewirken Umweltschäden trotz Einhaltung von Grenzwerten

GLOBAL 2000 fordert Berücksichtigung bei der Grenzwert-Festlegung

Fische, Frösche, Algen und Mikrorganismen werden durch Chemikalien bereits bei Konzentrationen, die innerhalb der gesetzlichen Grenz- bzw. Toleranzwerte liegen, nachweislich geschädigt, wenn diese Stoffe nicht einzeln sondern in Mischungen, sogenannten Chemikalien-Cocktails auftreten.

Das ist die zentrale Erkenntnis eines umfassenden Forschungsprojekts, welches vom EU-Joint Research Center, jenem EU-Forschungszentrum, das der EU-Kommission in wissenschaftlichen Fragen zuarbeitet, durchgeführt wurde. In ihrer Conclusio empfehlen die Studienautoren, dass Europa die Einschätzung von Umweltrisiken durch Cocktaileffekte dringend aktualisieren müsse. Vorsorgemaßnahmen zur Vermeidung von Umweltschäden müssten auch dann umgesetzt werden, wenn einzelne Giftstoffe in scheinbar harmlosen Konzentrationen vorlägen.

„Umweltexperten werten die Ergebnisse der vorliegenden EU-Studie weniger als Überraschung denn als Bestätigung ihrer bisherigen Beobachtungen“, sagt DI Dr. Helmut Burtscher, Umweltchemiker der österreichischen Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000. „Überraschend ist aber die Deutlichkeit, mit der diese EU-finanzierte Studie die Schwächen der traditionellen Risikobewertung aufzeigt.

Damit kratzt sie ganz gehörig am Fundament, auf dem praktisch alle gesetzlichen Grenzwerte, gesundheitlichen Richtwerte sowie Umwelt-Qualitätsnormen in der EU basieren. Denn sie bestätigt, dass kleine Mengen eines Umweltgiftes, die im Laborversuch harmlos scheinen, in den realen Umweltumgebungen, wo bekanntlich noch andere Schadstoffe dazukommen, bereits schädliche Wirkung entfalten.“

Die in dieser Studie untersuchten Gemische setzen sich aus 14 bzw. 19 Chemikalien zusammen. Dazu zählten verschiedene Pestizide, Arzneimittel, Phthalate und Schwermetalle in Konzentrationen rund um die EU-Grenzwerte. Obwohl die Einzelkonzentrationen aller verwendeten Substanzen als sicher gelten, wurden anhand von 35 ausgewählten Bioassays negative Auswirkungen auf Mikroorganismen, Algen, Fisch- und Froschembryonen festgestellt. Labortests zeigten überdies Auswirkungen auf die Gen-Expression und auf hormonelle Steuerungsprozesse.

Dass solche Schadstoffgemische auch in Österreichs Umwelt leider Realität sind, zeigten die kürzlich veröffentlichten Fließgewässer-Tests von GLOBAL 2000. In Wassertests von 42 österreichischen Flüssen und Bächen fand GLOBAL 2000 im vergangenen Mai 60 verschiedene Pestizide sowie zahlreiche Arzneimittelwirkstoffe, Phthalate und andere Chemikalien.

„Es ist allerhöchste Zeit, dass die Cocktailwirkung bei der Festlegung von gesetzlichen Grenzwerten und bei der Zulassung von Pestiziden und Bioziden berücksichtigt wird“, fordert Burtscher, „egal ob es sich um Umweltnormen handelt oder um gesundheitliche Richtwerte bzw. Grenzwerte, wie sie beispielsweise für Pestizidrückstände oder Zusatzstoffe in Lebensmitteln oder Lebensmittelverpackungen gelten!“

Weitere Links dazu:

Quelle

GLOBAL 2000 2014

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