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EU-weiter Handel mit Emissionszertifikaten drückt CO2-Ausstoß

Emissionen teilnehmender Industrieunternehmen deutlich gefallen. Energieeffizienz steigt, Einsatz fossiler Brennstoffe sinkt. Kein Verlust an Wettbewerbsfähigkeit erkennbar.

Das umstrittene EU-Handelssystem für Emissionszertifikate hat in den ersten Jahren seines Bestehens zu einer Senkung des CO2-Ausstoßes beigetragen. Firmen, die Emissionszertifikate besitzen müssen, haben ihren CO2-Ausstoß um ein Fünftel stärker gesenkt als Unternehmen, die der Pflicht nicht unterliegen, so das Ergebnis einer vom Institut für Weltwirtschaft (IfW) vorgelegten Studie. Entgegen häufig geäußerter Befürchtungen, finden die Wissenschaftler keine Anzeichen, dass das Emissions­handelssystem den Umsatz, die Wettbewerbsfähigkeit oder die Zahl der Arbeitsplätze in den teilnehmenden Unternehmen verringert.

Für die Studie haben die Wissenschaftler umfangreiche Daten des Statistischen Bun­desamtes zu deutschen Industrieunternehmen aus den Jahren 2005 bis 2010 ausgewertet – den ersten Jahren, in denen das Zertifikatesystem zum Einsatz kam. Während in der Testphase des Zertifikatesystems bis 2007 noch kaum eine Wirkung feststellbar war, sanken in den ersten drei Jahren des regulären Betriebs bis 2010 die Emissionen messbar. „In dieser Phase haben die Unternehmen ihre Energieeffizienz stark verbessert und außerdem die Nutzung von Öl und Gas reduziert“, sagt IfW-Forscher Sebastian Petrick. Schritte wie die effizientere Nutzung von Prozesswärme führten dazu, dass die Emissionen gesunken sind, nicht jedoch der Umsatz.

Industrieunternehmen, die am EU-Zertifikathandel teilnehmen, senkten ihre CO2-Emissionen zwischen 2007 und 2010 um durchschnittlich 25 Prozentpunkte mehr als vergleichbare Unternehmen, die nicht teilnehmen. Die CO2-Intensität im Verhältnis zum Umsatz fiel bei den einbezogenen Unternehmen um 18 Prozentpunkte schneller.

„Wir haben uns auf Deutschland konzentriert, weil es der größte Emittent von CO2 in Europa ist, und weil hier besonders detaillierte Daten vorliegen“, sagt Ulrich J. Wagner, Wissenschaftler von der Universidad Carlos III de Madrid. „Da das Produzierende Gewerbe stark exportorientiert ist, sind die Ergebnisse außerdem relevant für die Beurteilung von Wettbewerbseffekten des EU-Zertifikatesystems“.

Die Auswertung der Unternehmensdaten ergab auch, dass bei den vom Emissionshandel betroffenen Unternehmen – im Gegensatz zu der von Industrieverbänden geäußerten Befürchtung – keine signifikanten Verringerungen der Exporte, des Umsatzes oder der Beschäftigung messbar sind.

Das 2005 ins Leben gerufene EU-Emissionshandelssystem ist das zentrale Element der EU-Klimapolitik. Es ist ein marktwirtschaftliches Instrument zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes. Das System legt eine Obergrenze für die gesamte CO2-Emission fest und verpflichtet Unternehmen, „Verschmutzungslizenzen“ für ihren jeweiligen CO2-Ausstoß zu kaufen. Verringert ein Unternehmen seinen Schadstoffausstoß, so kann es seine entsprechenden Verschmutzungslizenzen an andere Unternehmen verkaufen.

In jüngster Zeit ist das System aufgrund der stark gefallenen Preise für die Verschmutzungslizenzen in die Kritik geraten. Waren die CO2-Preise zwischen 2008 und 2010 bereits von knapp 30 auf unter 15 EUR gefallen, erlebte der Markt in der zweiten Jahreshälfte 2011 einen weiteren Preissturz. Inzwischen liegt der Preis für CO2-Zertifikate bei nur noch rund 5 EUR, so dass mittlerweile die Effektivität des Instruments als stark eingeschränkt gilt.

Quelle

ifw – Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel 2014

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