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Tepco | Fukushima

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Fukushima-Betreiber technisch überfordert

Internationale Staatengemeinschaft sollte eingreifen. GLOBAL 2000 zum Status der zerstörten Reaktoren sechs Jahre nach den Super-GAUs.

Im November 2016 wurde nach dreißig Jahren die neue Schutzhülle über den explodierten Tschernobyl-Reaktor geschoben, die Aufräumarbeiten und die Bergung der geschmolzenen Brennelemente ermöglichen soll. Die Ukraine war schon vor dem Bürgerkrieg überfordert mit dieser Menschheitsaufgabe, nur eine internationale Staatengemeinschaft ermöglichte das „New Safe Confinement“ – und wird auch weiter technisch und finanziell helfen müssen.

„Die gleiche Situation wie in Tschernobyl zeigt sich auch im hochindustrialisierten Japan: Die Betreibergesellschaft TEPCO und die japanische Regierung sind sechs Jahre nach den Super-GAUs von Fukushima völlig überfordert mit der technischen Lage und haben auch heute noch keinen Plan zur Bergung des hochradioaktiven Brennstoffes“, sagt Reinhard Uhrig, Anti-Atom-Sprecher der österreichischen Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000.

„Eine internationale Koalition sollte jetzt genauso unterstützen wie im Falle von Tschernobyl – und die offenkundige Lehre sollte gezogen werden, dass Atomkatastrophen auch Industrieländer überfordern und Atomkraftwerke sofort stillzulegen sind.“

TEPCO – Stümperei auf niedrigem Niveau

Die Betreibergesellschaft TEPCO fällt schon seit Jahrzehnten und besonders seit den von ihr verursachten Fukushima-Super-GAUs durch stümperhaften Umgang mit hochradioaktiven Bauteilen und Reaktoren auf: Der letzte Erkundungsversuch im am wenigsten zerstörten Reaktor 2 endete wieder mit dem Verlust eines High-Tech-Roboters, dessen Elektronik aufgrund der starken Strahlung von 650 Sievert pro Stunde ausfiel, sodass auch dieser – mittlerweile fünfte – Roboter direkt unter dem geborstenen Reaktor aufgegeben werden musste.
Die Erkundung zeigte auch, dass die TEPCO-Analysen und -Annahmen der letzten Jahre falsch waren: Direkt nach Ausfall der Kühlwasserpumpen durch den Tsunami am 11.3.2011 kam es zur Kernschmelze und zum Durchschmelzen des Reaktordruckbehälters, glühende Brennelemente brannten sich durch Stahl und Beton und verteilten sich in einer unkontrollierbaren schwarzen Masse unter dem explodierten Reaktor – genauso wie in den noch stärker zerstörten Reaktoren 1 und 3.

Für 344 Millionen Dollar hatte das japanische Wissenschaftsministerium rund um die Anlage den größten unterirdischen Kühlschrank der Welt errichten lassen – die Theorie war, dass dieser ‚Eiswall‘ den Zustrom von Grundwasser in die radioaktiv belasteten Ruinen stoppen würde, praktische Erfahrungen mit dieser Technik gibt es nur für die kurzfristige Abschottung von Baustellen, nicht für jahrzehntelangen Betrieb. Der ‚Eiswall‘ ist durch eine Vielzahl von Rohren und Bauteilen unterbrochen und damit auch ein Jahr nach Betriebsbeginn weiter undicht, beim Ausfall der elektrisch betriebenen Kühlaggregate droht er zu schmelzen – die von GLOBAL 2000 und internationalen Experten bereits 2011 geforderte Spundwand um die Anlage wäre kostengünstiger und verlässlicher, um den Zustrom und die Verseuchung von täglich 210.000 Litern Grundwasser aufzuhalten.

„Japan mit seiner pro-atomaren Regierung hält fest an technischen Lösungen, die der Herausforderung nicht gewachsen sind und der Bevölkerung demonstrieren sollen, dass die Lage beherrschbar und AKWs wieder hochzufahren seien. Die österreichische Vertretung bei der Internationalen Atomenergie Organisation IAEO in Wien sollte sich dafür einsetzen, im Sinne der Menschen diese Fiktion aufzugeben und jetzt gemeinsame Lösungen für die Ewigkeitslasten Atommüll in Fukushima zu finden“, betont Uhrig abschließend.

Quelle

GLOBAL 2000.at 2017

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