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FlorianK | WikimediaCommons | Selten sah man Günter Grass auf Fotos ohne seine Pfeife. Günter Grass, Buchmesse, Frankfurt am Main

© FlorianK | WikimediaCommons | Selten sah man Günter Grass auf Fotos ohne seine Pfeife. Günter Grass, Buchmesse, Frankfurt am Main

Günter Grass: Ein literarischer Seismograf

Der große Literat war bekannt dafür, sich einzumischen. Auch für die Energiewende trat der bedeutende deutschsprachige Autor immer wieder ein und fiel mit seiner Kritik an der Kohlepolitik zuletzt sogar „seiner“ SPD in den Rücken.

Am 26. April, dem Tschernobyl-Gedenktag, wird die Bühne in Hamburg nicht leer bleiben. Alle Räder sind in Gang gesetzt, um ein würdiges Programm auf die Beine zu stellen – nun auch in Gedenken an den Mann, der einer der großen deutschsprachigen Schriftsteller der Gegenwart war.

Günter Grass – manchen intellektuelles Vorbild, anderen ewiger Quälgeist, niemandem egal – wollte an dem Sonntag beim Festival „Lesen ohne Atomstrom“ eigentlich selbst Texte vortragen. Punk-Ikone Nina Hagen sollte mit einem Brecht-Programm zur Show beitragen. Jetzt ist Grass am heutigen Montag im Alter von 87 Jahren in einer Lübecker Klinik an den Folgen einer Infektion verstorben, wie der Steidl Verlag bestätigte

Gegen Atomkraft

Auch in Umweltfragen nimmt Grass kein Blatt vor den Mund. So spricht er sich gegen die Nutzung von Atomkraft aus, besonders nach der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima. 2010 fordert er die Zivilgesellschaft gemeinsam mit rund 70 anderen Künstlern dazu auf, sich an den Protesten gegen den Castor-Transport ins niedersächsische Gorleben zu beteiligen. Als 2011 der Verein „Kultur für alle“ erstmals zum „Lesen ohne Atomstrom“ lädt – damals unter dem Motto „Anti-Vattenfall-Lesung“ –, ist Grass als einer der ersten Autoren dabei und kritisiert eine enge Verflechtung von Politik und Atomindustrie: „Der Naivste begreift mittlerweile, wie käuflich die Regierung geworden ist“, kritisiert er auf der Hamburger Bühne, nachdem er den Text „1955“ aus seinem Werk „Mein Jahrhundert“ verlesen hat…

… und gegen die Kohle

Auch den deutschen Kohlekurs verurteilt der Nobelpreisträger – und fällt in dieser Sache auch Teilen „seiner“ SPD in den Rücken. „Wir bekommen einen Bericht nach dem anderen über die Klimaveränderung und ihr zunehmendes Tempo – und eine Konferenz nach der anderen vertagt sich“, sagt er zum Beispiel 2014 im Interview mit der Zeit. „Selbst in der Bundesrepublik, wo wir meinten, Meister einer neuen Klimapolitik zu sein, wird verstärkt auf Braunkohle gesetzt, was nachweisbar zu einer größeren Verschmutzung führt“, kritisiert er die Politik der Großen Koalition.

Hier finden Sie den kompletten Artikel

„Mehr als eine grüne Lunge“ Ein Wald-Bekenntnis von Günter Grass
Im Gespräch: Günter Grass und Olaf Tschimpke

Foto: Florian K | WikimediaCommons 2015

Quelle

KLIMARETTER.INFO | Susanne Schwarz 2015

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