‹ Zurück zur Übersicht

© Sonnenseite

Im Rechenzentrum Energiesparen

Betreiber der IT-Anlagen können jedoch heute schon etwa die Hälfte des Stroms einsparen, wenn sie die Energieeffizienz verbessern.

Der Stromverbrauch in Rechenzentren hat sich in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt und wird in Zukunft noch deutlich steigen. Betreiber der IT-Anlagen können jedoch heute schon etwa die Hälfte des Stroms einsparen, wenn sie die Energieeffizienz verbessern. Voraussetzung dafür ist, dass sie den Energieverbrauch ihrer Informationstechnik, der Klimatisierung und anderer Rechenzentrumsinfrastruktur kontinuierlich messen und daraus Energiesparmaßnahmen ableiten.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Öko-Instituts haben eine Methodik entwickelt, welche Daten innerhalb eines energiesparenden Rechenzentrums erhoben und welche Einsparmöglichkeiten regelmäßig geprüft werden müssen. Unternehmen, die diese Kriterien anwenden, können sich um eine Auszeichnung mit dem Umweltzeichen „Der Blaue Engel“ bewerben.

„Ein großer Teil der Rechenzentrumsbetreiber kann heute keine Auskunft über den Energieverbrauch des Gesamtrechenzentrums und der Informationstechnik geben“, bemängelt Siddharth Prakash, Experte für Informations- und Kommunikationstechnologien. „Wir wissen aber, dass nur durch kontinuierliches Monitoring des Energieverbrauchs große Einsparpotenziale aufgedeckt werden können. Wir möchten Rechenzentrumsbetreiber dazu motivieren, ein Energiemonitoringsystem zu etablieren. Damit können sie Ineffizienzen in den jeweiligen Anlagen sichtbar machen und Maßnahmen zur Optimierung ableiten.“

Kriterien für ein umweltfreundliches Rechenzentrum

Um den Blauen Engel für den energiesparenden Betrieb eines Rechenzentrums zu erhalten, muss ein Unternehmen die folgenden Kriterien verbindlich erfüllen: Es muss zunächst den Energieeffizienzindex (Energy Usage Effectiveness – EUE) des Rechenzentrums über einen Zeitraum von 12 Monaten messen und den Zustand seiner Anlage prüfen lassen. Darauf aufbauend ist der Betreiber verpflichtet, ein Energiemanagementsystem zu etablieren, das Einsparziele und Strategien zu ihrer Umsetzung festschreibt.

Das mit dem Umweltzeichen ausgezeichnete Unternehmen verpflichtet sich zudem, bei der Neuanschaffung von Geräten, wie Server und Netzteile, auf effiziente Modelle zurückzugreifen und seinen Strom möglichst vollständig aus erneuerbaren Energiequellen zu beziehen. Auch für die Serverraumtemperatur, die Effizienz der Kälteanlagen sowie den Wirkungsgrad der Unterbrechungsfreien Stromversorgung (USV) macht das Umweltzeichen Vorgaben, um den Betrieb möglichst umweltfreundlich zu gestalten.

Energieeffizienzberichte und weitere Verbesserungen

„In einem jährlichen Bericht stellen die Betreiber von Rechenzentren mit dem Blauen Engel dar, welche Anstrengungen sie unternommen haben, um für Server und Co. Energie zu sparen“, fasst Prakash zusammen. „So können sie über einen längeren Zeitraum ihren realen Energieverbrauch dokumentieren, Ineffizienzen aufdecken, den Stromverbrauch senken und so schließlich echte grüne Rechenzentren betreiben.“

Die Expertinnen und Experten des Öko-Instituts haben zudem eine Reihe von Empfehlungen entwickelt, welche die Effizienz der Rechenzentren weiter verbessern können. Dazu gehören unter anderem Maßnahmen zur Vermeidung von Luftvermischungen im Serverraum, die energetische Nutzung der Abwärme und regelmäßige Konsolidierung von Hardware und Daten.

Daten und Fakten zu Rechenzentren

Rechenzentren als Orte der Verarbeitung, Speicherung und Verbreitung umfangreicher elektronischer Daten sind das Gerüst unserer digitalisierten Informationsgesellschaft. Ihr Stromverbrauch spiegelt dies wider: 2007 nutzen Server und Rechenzentren insgesamt rund 9,1 Terrawattstunden Strom. Das entspricht nach Angaben des Umweltbundesamtes in etwa der Stromproduktion von vier mittelgroßen Kohlekraftwerken.

Sowohl Hersteller als auch die Verbände der Informations- und Telekommunikationsbranche gehen davon aus, dass der Sektor auch künftig Wachstumspotenziale verzeichnet und zugleich große Einsparpotenziale noch unerschlossen sind. Studien schätzen, dass etwa die Hälfte des Energieverbrauchs durch die eigentliche Informationstechnik bedingt ist und die andere Hälfte der zusätzlich benötigten Infrastruktur wie zum Beispiel Klimatisierung und Unterbrechungsfreie Stromversorgung zugeordnet werden kann.

PROSA – Methode für die Kriterienentwicklung für Umweltkennzeichnung

Für die Ableitung von Vergabekriterien für das Umweltzeichen prüft das Öko-Institut gemäß ISO 14024, welche Umweltauswirkungen für die potenzielle Vergabe eines Klimaschutz-Umweltzeichens relevant sind. Neben dem Energieverbrauch und dem Treibhausgasausstoß werden weitere wichtige Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekte analysiert wie die umweltgerechte Produktion, die Schadstofffreiheit, der Gesundheits- und Arbeitsschutz, die Reparaturfreundlichkeit oder die Recyclingfähigkeit.

Grundlage für die Kriterienentwicklung ist jeweils eine Nachhaltigkeitsanalyse mit der vom Öko-Institut entwickelten Methode PROSA (Product Sustainability Assessment). Ausgehend von einer Marktanalyse beinhaltet PROSA eine vereinfachte Ökobilanz an repräsentativen Produkten, die Berechnung typischer Lebenszykluskosten und eine Nutzenanalyse der Produktgruppe. Entlang des Produktlebenswegs werden Nachhaltigkeitsaspekte untersucht und die besonderen Hot-Spots des Produktes identifiziert und daraus Vergabekriterien abgeleitet.

Weitere Informationen

Quelle

Öko-Institut e.V. 2011

Diese Meldung teilen

‹ Zurück zur Übersicht

Das könnte Sie auch interessieren