Im Steinbruch soll das grösste Photovoltaik-Kraftwerk der Schweiz entstehen
Die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ) prüfen den Bau der grössten Photovoltaik-Anlage der Schweiz.
In einem Vorprojekt wird abgeklärt, ob im Steinbruch Schnür in der Nähe von Quinten am Walensee eine Photovoltaik-Anlage mit einer Leistung von neun Megawatt gebaut werden kann. Dazu sollen die Anliegen der Umweltverbände aufgenommen sowie die technische Machbarkeit geklärt werden.
Der Kiesabbau im Steinbruch Schnür in Quinten wird Ende 2012 eingestellt. Die Ortsgemeinde Quinten hat sich deshalb Gedanken über die Zukunft ihres Dorfes gemacht und nach einer Lösung für den Steinbruch gesucht. „Quinten ist ein naturverbundenes, autofreies Dorf, das langfristig erhalten werden soll. So sind wir zum Schluss gekommen, dass die Südausrichtung der Felswand ideal für die Produktion von Solarstrom wäre“, erklärt Alois Janser, Präsident der Ortsgemeinde Quinten. „Mit dieser Idee haben wir das Gespräch mit den EKZ gesucht, die sich in den vergangenen Jahren stark für erneuerbare Energien engagiert und ihr Know-how mit verschiedenen Pilotanlagen ausgebaut haben.“
Der Steinbruch befindet sich im BLN-Gebiet (Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung), weshalb während den kommenden Monaten in einem Vorprojekt weitere Abklärungen betreffend Bewilligungsverfahren und Landschaftsschutz mit Umweltverbänden und Behörden im Kanton St. Gallen erfolgen. Die EKZ haben für das Projekt in Quinten die Umweltverbände zu Gesprächen eingeladen, bei denen sie Gelegenheit haben, ihre Anliegen einzubringen. Freistehende Photovoltaik-Anlagen, sogenannte Freiflächenanlagen, sind hierzulande umstritten. „Das ist beim knappen Siedlungsraum verständlich. Doch verlangt der Ausstieg aus der Kernkraft nach innovativen Konzepten für die Stromversorgung der Zukunft“, erklärt Peter Franken, Leiter Geschäftsbereich Energieverteilung bei den EKZ.
„Alleine mit Photovoltaik-Dächern und Windenergie kann die langfristige Stromversorgung in der Schweiz nicht sichergestellt werden. Tragfähige Lösungen für den Ausbau der erneuerbaren Energien können deshalb nur gemeinsam mit den Umweltverbänden entstehen. Hier in Quinten haben wir hervorragende Voraussetzungen für eine Freiflächenanlage, die keinen Siedlungsraum kostet und langfristig Chancen für eine Renaturierung bietet.“
Bis sich im Steinbruch wieder Wald entwickeln kann, vergehen noch Jahrzehnte. Die Photovoltaik-Anlage ist als Zwischennutzung der kahlen Felswand während etwa 25 bis 30 Jahren geplant. Das hätte nach Ansicht der EKZ sogar Vorteile für die Renaturierung des Felsens. Denn die im Gestaltungsplan ursprünglich vorgesehene Renaturierung ist aufgrund der hohen Felstemperaturen im Sommer nicht realisierbar.
Bisherige Bepflanzungsversuche an der heissen Felswand waren wenig erfolgversprechend. Den grössten Erfolg für die Renaturierung erwartet man durch die natürliche Besiedlung mit Pionierpflanzen, die nach und nach eine Humusschicht bilden. Dieser Vorgang wird aufgrund der Beschattung durch die Solaranlage sogar begünstigt: Das Wasser verdunstet weniger schnell und die Temperaturen sind viel niedriger.
Quinten verfügt über ein mediterranes Klima und verzeichnet eine überdurchschnittliche Sonneneinstrahlung. Durch eine nahezu senkrechte Befestigung der Panels erwarten die EKZ besonders im Frühjahr und Herbst hohe Erträge, zu Zeiten also, bei denen andere Photovoltaik-Anlagen wenig Strom produzieren. Gemeinsam mit der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) wollen die EKZ mit einer kleinen Testanlage untersuchen, wie sich die Wasserspiegelung auf die Solarstromproduktion auswirkt.
Eine weitere Untersuchung soll aufzeigen, wie die Solarpanels auf der andern Seeseite wahrgenommen werden. Allerdings haben die EKZ aufgrund der steilen Anordnung der Module keine Bedenken, dass die Solarpanels die Anwohner der andern Seeseite blenden könnten. Der Lichtreflex tritt praktisch immer auf den Walensee.
Mit der Befestigung von grossen Solaranlagen am Felsen betreten die EKZ Neuland, da sind Kreativität und Pioniergeist gefragt. Um eine technisch gute und finanzierbare Lösung zu finden, vergeben die EKZ mehrere Studienaufträge. Interessenten, die im Rahmen dieses Studienauftrages eine mögliche Befestigungslösung erarbeiten möchten, finden ab dem 2. Dezember 2011 auf der Plattform SIMAP zusätzliche Informationen zur Bewerbung und Teilnahme. Nach der Vergabe der Studienaufträge erarbeiten die ausgewählten Ingenieure mögliche Befestigungslösungen, aus denen die EKZ dann die erfolgversprechendste auswählen wird.
Das Vorprojekt für den Bau dieser Photovoltaik-Anlage dauert etwa sechs bis acht Monate. Nachdem die technischen Details, die Anliegen der Umweltverbände aber auch die Ertragsaussichten der Anlage geklärt sind, entscheiden die EKZ, ob sie das Baubewilligungsgesuch bei der Gemeinde Amden einreichen werden, die für das Gebiet des Steinbruchs Schnür zuständig ist.
Quelle
Elektrizitätswerke des Kantons Zürich 2011