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IPPNW fordert Neubewertung der Sicherheit von Atomkraftwerken

Die ärztliche Friedensorganisation IPPNW warnt seit vielen Jahren vor der Gefahr eines terroristischen Angriffs auf ein Atomkraftwerk.

Angesichts der beunruhigenden Nachrichten aus Belgien, wo die maroden Katastrophenmeiler Doel und Tihange offenbar konkret ins Visier von Terroristen genommen wurden, erscheint die Gefahr einer „schmutzigen“ radioaktiven Bombe oder eines gezielten Anschlags auf ein Atomkraftwerk aktueller den je. Die Sicherheit der Atomkraftwerke in Europa muss daher von den Behörden und der Politik grundsätzlich neu bewertet werden. Ärztinnen und Ärzte der IPPNW fordern, dass die belgischen Atomkraftwerke Doel und Tihange in einem ersten Schritt sofort stillgelegt werden und sich die Bundesregierung in Brüssel für einen europaweiten Atomausstieg so schnell wie möglich einsetzt.

Dass radioaktives Material aus Einrichtungen der Atomindustrie entwendet und mithilfe konventionellen Sprengstoffs in eine „schmutzige Bombe“ verwandelt wird, oder dass diese Einrichtungen selbst zu Anschlagszielen werden, halten ExpertInnen für sehr wahrscheinlich. „Letztlich ist es nicht die Frage ob, sondern wann und wo wir das erste Mal mit einer solchen Situation konfrontiert sein werden,“ so Dr. Alex Rosen, Vorstandsmitglied der deutschen IPPNW. „Der Aufwand für die Terroristen wäre im Verhältnis zu den katastrophalen Folgen für die Zivilbevölkerung relativ gering, solange weiter tagtäglich Unmengen radioaktives Material kreuz und quer durch Europa gefahren und an unzureichend gesicherten Orten aufbewahrt werden: Auf dem Gelände der rund 200 europäischen Atomkraftwerke, in atomaren Zwischenlagern wie Ahaus oder Gorleben, in Brennelementfabriken wie Lingen, in Urananreicherungsanlagen wie Gronau oder in Forschungsreaktoren wie in Berlin-Wannsee, Garching bei München oder Jülich.“

SicherheitsexpertInnen sind sich einig, dass Atomkraftwerke nicht wirksam gegen Terroranschläge zu schützen sind. Vorkehrungs- und Schutzmaßnahmen gegen gewaltsame Angriffe und Cyberattacken durch Hacker oder Computerviren wurden bei den AKW-„Stresstests“ der EU nicht abgefragt. Mögliche Anschlagsszenarien, wie sie in der jüngsten Studie des BUND dargelegt wurden, reichen von konventionellen Sprengstoffanschlägen über Angriffe mit Hubschraubern, tragbaren panzerbrechenden Waffensystemen bis hin zum gezielten Absturz eines Flugzeugs über dem Reaktorgebäude. „Die mögliche Folge solcher Anschläge wäre eine Zerstörung des Reaktordruckbehälters, der Kühlsysteme oder elektronischer Komponenten mit der Folge einer Kernschmelze und dem Austritt großer Mengen an Radioaktivität,“ so Rosen.

Quelle

Internationale Ärzte zur Verhütung eines Atomkriegs (IPPNW) 2016

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