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Japan bis auf Weiteres atomstromfrei

Der letzte noch laufende Block im japanischen Atomkraftwerk Oi ist in der Nacht zum Montag heruntergefahren worden.

Der Betreiber Kepco nannte Wartungsarbeiten als Grund, doch ist ein Termin zur Wiederinbetriebnahme offen. Ob die Maßnahme auch damit zusammenhängt, dass das in den 1990er Jahren erbaute AKW auf einer aktiven Erdspalte steht, ist nicht bekannt. Japan ist jetzt wieder komplett atomstromfrei.

Schon im vergangenen Sommer waren alle japanischen Atomreaktoren als Konsequenz aus der Fukushima-Katastrophe zur Überprüfung vom Netz genommen worden. Lediglich zwei Blöcke in Oi wurden einige Wochen danach wieder hochgefahren – wegen befürchteter winterlicher Versorgungsprobleme, wie es hieß. Der erste der beiden Blöcke war schon Anfang September vom Netz gegangen. Das AKW befindet sich rund 100 Kilometer nördlich der Metropolregion Osaka, wo 17,5 Millionen Menschen leben.

Vor dem dreifachen Super-GAU in Fukushima kam ein Drittel der japanischen Energie aus Atomkraftwerken. Nun werden fossile Energiequellen wieder stärker genutzt, darunter viele Importe, und es wird Energie eingespart. Erneuerbare Energien kommen in Japan erst jetzt richtig in Gang – parallel zu einer heftigen Atomausstiegs-Debatte.

Unterdessen geht die Katastrophe in Fukushima weiter, obwohl der japanische Premierminister Shinzo Abe vor einer Woche die Olympischen Spiele 2020 mit einer festen Zusicherung nach Tokio holte: Im havarierten AKW sei alles unter Kontrolle. Laut japanischen Medienberichten erklärte aber ein Mitarbeiter des Fukushima-Betreibers Tepco am vergangenen Freitag öffentlich das Gegenteil. Zwar tat er dies bei einer Veranstaltung der oppositionellen Demokratischen Partei, dennoch spricht vieles für diese pessimistische Einschätzung.

Denn am gleichen Tag wurden aus Fukushima neue Rückschläge gemeldet: Die Trockenlegung eines wichtigen Verbindungstunnels auf dem AKW-Gelände misslang wegen des Einbruchs von verstrahltem Wasser. In Grundwasserproben wurden neue Rekordwerte von radioaktivem Tritium gemessen. Über einem Reaktor wurde mehrmals Dampf unbekannter Herkunft beobachtet.

Zudem gelangten radioaktive Stoffe wahrscheinlich über einen Abflussgraben ins Meer. Selbst ein Experte der US-Atomindustrie hatte für die bisherigen Maßnahmen und die Informationspolitik von Tepco nur harsche Kritik übrig.

Quelle

KLIMARETTER.INFO | mb 2013

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