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Jordanien auf dem Weg zur Solarnation

Großen Zuspruch erfuhr das dritte Internationale Investmentforum für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz (IIFREE) in Amman, Jordanien, vom 05. bis 07. Dezember 2016.

Investoren, Wissenschaftler, Regierungsvertreter und Medien trafen sich, um über den weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien in Jordanien zu diskutieren im Land mit der fünftgrößten Solarstrahlung im Weltvergleich und einem großen Windreichtum. Eröffnet wurde die Konferenz vom Mitglied der jordanischen Königsfamilie, Prinzessin Sanaa Assem, die dem Komitee der arabischen Erneuerbaren Energien Kommission (AREC) vorsteht.

Aktuell werden 97 % des jordanischen Energiebedarfs mit Energieimporten gedeckt, insbesondere Erdöl und Erdgas, was etwa 18% des jordanischen Inlandsprodukts verschlingt. Die Wasserarmut ist im von großen Wüsten bedeckten Land besonders bedrohlich und verschärft sich aktuell massiv mit dem ausbleibenden herbstlichen Regen – eine Folge der Welterwärmung. 2010 hatte die jordanische Regierung eine grüne Wachstumsökonomie in den Sektoren Energie, Landwirtschaft, Verkehr, Wasser u.a. beschlossen. Im Sektor Energie sollen die Erneuerbaren Energien bis 2020 10% des gesamten Energieverbrauches erreichen, was mit den aktuellen tatsächlichen Investitionen deutlich überfüllt werden dürfte, im Gegensatz zu Deutschland, wo der Erneuerbaren Energien Anteil in etwa bei 12% eher stagniert als wächst. So hat das kleine Jordanien 2 Gigawatt an Wind- und Solarprojekten im Bau und in der aktuellen Planung, die bis 2018 verwirklicht sein werden.

Auf Einladung des Geschäftsführers der AREC, Mohammed Al Taani, gab ich die Keynote zur Eröffnung. Ich betonte die wichtige Rolle Jordaniens als Stabilitätsanker in einer ansonsten immer mehr im Krieg und Terror versinkenden arabischen Welt des mittleren Ostens. Besonderer Dank gilt dem armen Jordanien für die große humanitäre Hilfeleistung. Mit 2,5 Millionen Flüchtlingen insgesamt, alleine 1,5 Millionen aus Syrien, hat das kleine Land mit knapp 10 Millionen Einwohner wesentlich mehr Flüchtlingen aufgenommen, als das viel größere und reichere Deutschland.

In den Mittelpunkt meiner Rede stellte ich das Ziel einer 100%igen Vollversorgung mit Erneuerbaren Energien in Jordanien. Dass dies machbar ist, unterlegte ich mit den Ergebnissen der Studie der Lapeenranta Universität, Finnland, die für die Mena Region eine entsprechende Realisierbarkeit darstellt. 

Hans-Josef Fell stellte in seiner Rede heraus, dass Armutsbekämpfung der heimischen Bevölkerung gleichzeitig mit dem Ausbau der Erneuerbaren Energien und der Begrünung von Wüsten möglich ist. Solar- und Windenergie für Meerwasserentsalzung, große PV-Anlagen zur Beschattung der trockenen Böden zusammen mit Biokohle zur Erhöhung von Fruchtbarkeit und Wasserrückhaltefähigkeit können große jordanische Flächen wieder in die landwirtschaftliche Produktion bringen und so Einkommen für Millionen von Menschen schaffen. Großes Erstaunen und Interesse zeigten die Teilnehmer und meine Gesprächspartner im jordanischen Umweltministerium, dass China begonnen hat, mit PV-Anlagen landwirtschaftlich genutzte Flächen unter PV-Freiflächen selbst in der Wüste Gobi zu schaffen.

Obwohl die jordanische Regierung noch an 2008 beschlossenen Plänen für ein erstes Atomkraftwerk festhält, zeichnet sich ab, dass dieses nie realisiert werden wird. Viel zu teuer ist es im Vergleich zu Erneuerbaren Energien, wo die Ausbaudynamik bereits groß ist, wobei das Atomprojekt von Anfang an nicht vorankam und ein politisches Wunschdenken geblieben ist.

Quelle

Hans-Josef Fell 2016Präsident der Energy Watch Group (EWG) und Autor des EEG

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