Klimawandel: Stärkere Hochwasser in Mitteleuropa
Die aktuellen dramatischen Ereignisse zeigen die Notwendigkeit von Klimaschutz und adäquaten Anpassungsmaßnahmen auf.
Nach dem Jahrhundert-Hochwasser im vergangenen Jahr und den schweren Überflutungen in Großbritannien ist aktuell wieder ein großer Teil Europas von schweren Überflutungen betroffen. „Schäden an Personen, Leib und Leben wiegen am schwersten, aber auch manche Sachschäden haben großen Wert und können nur schwer ersetzt werden. Wir fühlen mit den Betroffenen, möchten aber auch darüber informieren, dass Österreich und weite Teile Europas in Zukunft sogar von noch stärkeren Hochwassern betroffen sein könnten“, sagt Johannes Wahlmüller, Klimasprecher von GLOBAL 2000.
So weist der letzte Teil des Berichts des Weltklimarates, der sich mit den Auswirkungen der globalen Erwärmung befasst, darauf hin, dass sich das Risiko von Hochwasser in Europa mittel- und langfristig massiv erhöhen wird, wenn nicht gegen gesteuert wird. Durch den Klimawandel werden sich einige grundlegende Faktoren ändern, die Extremwetterereignisse beeinflussen.
So ist beispielsweise die Schneefallgrenze in Österreich kontinuierlich im Steigen begriffen, seit 1950 ist sie bereits um 100 Meter hinauf gewandert. Wenn in großen Höhen Regen statt Schnee fällt, steigen die Pegelstände der Flüsse noch höher. In Österreich wird ein weiterer Anstieg der Schneefallgrenze erwartet, pro Grad Temperaturerwärmung um etwa 150 Meter. Schon bis Mitte des Jahrhunderts ist ein Anstieg der Temperaturen im Alpenraum um weitere ein bis zwei Grad prognostiziert.
„Wenn in großen Höhen Regen anstatt Schnee fällt, fallen Hochwasser schlimmer aus. Die gleiche Wetterkonstellation hat bei einem Temperaturanstieg also viel drastischere Auswirkungen, als bei aktuell niedrigeren Temperaturen“, erklärt Wahlmüller.
Weiters halten es KlimawissenschafterInnen für sehr wahrscheinlich, dass im Zuge der Erwärmung des Mittelmeeres mehr Wasser verdunsten wird, was potenziell zu höheren Regenmengen führen kann. Je nach Wetterlage kann diese dann dort zu heftigeren Starkregenereignissen führen, wo die Wolkenfront dann auftrifft – häufig sind das die Alpen. Das Risiko erhöht sich aber auch mit der immer weiter voranschreitenden Verbauung in Österreich.
Allen Warnungen zum Trotz werden pro Tag in Österreich 20 Hektar Land für Straßen, Gebäude und Infrastruktur geopfert – pro Jahr ist das eine Fläche, die größer ist als die Stadt Salzburg. „Bebautes Land verliert nicht nur all seine ökologischen Funktionen, es kann dort auch kein Wasser versickern. In der Folge steigt das Hochwasserrisiko weiter an. In der Raumordnungspolitik sollten deshalb rasch weiterführende Schritte gesetzt werden, die die Zersiedelung in die Schranken weisen“, fordert Wahlmüller.
Es müssen endlich Maßnahmen ergriffen werden, die gewährleisten, dass die österreichische Bevölkerung möglichst große Sicherheit vor Hochwassergefahren bekommt. „Den betroffenen Menschen muss im Akutfall rasch und unbürokratisch geholfen werden, es sollten dann aber auch Strategien verfolgt werden, die die langfristigen Klimagefahren minimieren. Das bedeutet vor allem, dass Österreich seinen fairen Beitrag zur Verringerung von Klimagefahren leistet und ambitionierte Zielsetzungen auf EU-Ebene unterstützt“, betont Wahlmüller .
Quelle
GLOBAL 2000 2014