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Klimawandel: Temperaturerhöhung trifft besonders Tierarten in den Tropen

Arten reagieren auf veränderte Umweltbedingungen klassischerweise mit Aussterben, Anpassung oder Abwanderung.

Die meisten in den gemäßigten Breiten beheimateten Säugetier- und Vogelarten werden in ihren Lebensräumen auch im Jahr 2080 noch Temperaturen vorfinden, die innerhalb ihrer Toleranzbereiche liegen. Kritisch wird es aber Richtung Äquator: der Anteil der Tierarten, denen die höheren Temperaturen besonders zusetzen, nimmt gen Tropen zu, wie Forschende des LOEWE Biodiversität und Klima Forschungszentrums (BiK-F) und der Goethe-Universität herausgefunden haben. Jedoch dürften auch in den gemäßigten Breiten indirekte Effekte der klimawandelbedingten Temperaturerhöhung den Tieren zu schaffen machen. Die Studie erscheint heute im Fachjournal „Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences”.

Arten reagieren auf veränderte Umweltbedingungen klassischerweise mit Aussterben, Anpassung oder Abwanderung. In einer der größten Studien dieser Art haben Forschende des LOEWE Biodiversität und Klima Forschungszentrums (BiK-F) und der Goethe-Universität nun gezeigt, dass es auch eine vierte realistische Möglichkeit gibt – Aushalten. Dazu wurden knapp 460 Vogel- und Säugetierarten daraufhin untersucht, welche Temperaturen sie tolerieren. Die Ergebnisse wurden mit Daten zu Verbreitungsgebieten und den dort vorherrschenden heutigen Temperaturen und mit verschiedenen Klimawandelszenarien kombiniert. Die Auswahl stellt einen repräsentativen Ausschnitt der physiologischen Vielfalt der Vogel- und Säugetierarten aus aller Welt dar.

Lässt der Klimawandel die Arten der gemäßigten Breiten kalt?

Global betrachtet werden mehr als 54 % der untersuchten Vogel- und 62% der untersuchten Säugetierarten in über der Hälfte ihres derzeitigen Verbreitungsgebietes zeitweise kritisch hohen Temperaturen ausgesetzt sein. „Es gibt jedoch erhebliche regionale Unterschiede. In den gemäßigten Breiten wird ein Großteil der untersuchten Säugetier- und Vogelarten vermutlich auch im Jahr 2080 in signifikanten Teilen ihres jetzigen Verbreitungsgebiets Temperaturen vorfinden, mit denen sie leben können. Damit sind sie jedoch nicht aus dem Schneider, denn auch andere Faktoren, die mit dem Klimawandel einhergehen, setzen den Tieren zu. So können höhere Temperaturen z.B. zu einem reduzierten Nahrungsangebot führen und Krankheitserreger und Konkurrenten begünstigen“, so Dr. Christian Hof, Biodiversität und Klima Forschungszentrum (BiK-F).

In den artenreichen Tropen wird es für Tierarten besonders eng

Während die in den gemäßigten Breiten lebenden Arten Temperaturerhöhungen wohl weitgehend verkraften können, steigt zum Äquator hin der Anteil von Arten, auf die Temperaturen oberhalb ihrer Toleranzschwelle zukommen – und das, obwohl in Polargebieten und Regionen mit gemäßigtem Klima der erwartete Temperaturanstieg sogar höher ausfallen dürfte. „Vogel- und Säugetierarten, die in tropischen Regionen vorkommen, leben tendenziell bereits am oberen Limit ihres Temperaturtoleranzbereichs. Auch minimale Anstiege der Umgebungstemperatur machen ihnen daher zu schaffen“, so der Leitautor der Studie, Imran Khaliq, Doktorand am BiK-F. Zudem wird in vielen tropischen Regionen mit weniger Niederschlag gerechnet. Ausreichend Wasser ist aber für endotherme Arten, die ihre Körpertemperatur selbst regulieren (Säugetiere und Vögel), notwendig, um Überhitzung zu verhindern.

Vögel passen sich physiologisch an Klimabedingungen an, Säugetiere durch Verhalten

Präzise Vorhersagen sind für Säugetiere besonders schwer zu treffen, da der gemessene Zusammenhang zwischen tolerierten Temperaturen und Verbrei-tungsgebieten bei ihnen geringer ist als bei den Vögeln. Dabei dürfte eine Rolle spielen, dass beide Tiergruppen Extremtemperaturen mit unterschiedlichen Strategien begegnen. Während Vögel sich an hohe Temperaturen eher physiologisch anpassen, kompensieren Säugetiere klimatische Extreme durch Verhalten: Sie bauen beispielsweise Höhlen oder Gänge, in denen besondere Mikroklimate herrschen.

Quelle

Senckenberg 2014

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