Klimawandel verändert Reisegewohnheiten
Mehr als ein Fünftel der deutschen Touristen wollen zukünftig Reiseziele mit hohen Temperaturen meiden. Kein Urlaub bei 40 Grad.
Das zeigten Kasseler Wirtschaftsforscher in ihrer Studie zum Einfluss der globalen Erwärmung auf die Tourismusbranche.
Die europäische Tourismusbranche ist von enormer wirtschaftlicher Bedeutung, aber auch stark anfällig für Veränderungen des Klimas. Vor diesem Hintergrund haben Prof. Dr. Andreas Ziegler und Claudia Schwirplies vom Fachgebiet Empirische Wirtschaftsforschung untersucht, wie deutsche Touristen ihre Reisegewohnheiten an die Folgen der globalen Erwärmung anpassen. Die Studie ist Teil des Forschungsprojekts „Evaluating climate mitigation and adaptation policies“ (Eval-MAP), bei dem kürzlich über 6000 repräsentativ ausgewählte deutsche Haushalte befragt wurden. Mehr als 22 Prozent der deutschen Touristen wollen demnach ihre Reisepläne an steigende Temperaturen anpassen und gegebenenfalls auf kühlere Reiseziele ausweichen.
Die statistisch-ökonometrischen Analysen zeigen auch, von welchen Faktoren es abhängt, ob ein Tourist in Zukunft seine Reisegewohnheiten aufgrund höherer Temperaturen ändert. Eine besonders große Rolle spielte für die Studienteilnehmer, ob sie die Folgen des Klimawandels als negativ bewerten, wie anfällig sie für starke Hitze sind und ob sie finanziell flexibel sind, um notfalls auf teurere Ferienorte auszuweichen.
Diese Ergebnisse unterstreichen einige Herausforderungen, die sowohl die Tourismusbranche selbst als auch die Politik bewältigen müssen, um die touristische Infrastruktur und das touristische Angebot an den Klimawandel anzupassen. Dabei identifiziert die Studie insbesondere wesentliche Zielgruppen für die Entwicklung erfolgreicher und zukunftsträchtiger Produktstrategien für die Tourismusbranche. Eine wichtige Rolle scheint dabei die zunehmende und für die Tourismusbranche immer bedeutsamere Gruppe älterer Touristen zu spielen, die aufgrund ihrer Anfälligkeit für hohe Temperaturen besonders stark ihre Reisegewohnheiten an die Folgen des Klimawandels anpassen werden.
Die Kasseler Forscher arbeiten gemeinsam mit Wissenschaftlern des Rheinisch-Westfälisches Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) Essen, der Ruhr-Universität Bochum und des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) Mannheim an dem Forschungsprojekt. Eval-MAP wird im Rahmen des Förderprogramms „Ökonomie des Klimawandels“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziell gefördert.
Quelle
Universität Kassel 2013