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Kühle Witterung und verstärkte Kohleverstromung lassen CO2-Emissionen in Deutschland 2012 steigen

Nach ersten Schätzungen sind die energiebedingten CO2-Emissionen in Deutschland im Jahr 2012 im Vergleich zum Vorjahr um 1,9% gestiegen.

Nach wie vor hoher klimaschutzpolitischer Handlungsbedarf

Wesentlich hat dazu die gegenüber 2011 deutlich kühlere Witterung beigetragen, die dazu führte, dass der Primärenergieverbrauch trotz einer der eher schwachen konjunkturellen Entwicklung von 0,7% um 0,9% zunahm. Über das Jahr gerechnet waren die Gradtagzahlen 2012 als Indikator für die Außentemperaturen immerhin um 8,4% höher (also „kälter“) als 2011.

Der im Vergleich zum Primärenergieverbrauch höhere Anstieg ist in erster Linie auf die verstärkte Verstromung von Stein und Braunkohle zurück zu führen. Unter Berücksichtigung des vermutlichen Rückgangs der prozessbedingten CO2-Emissionen um etwa 3 % dürfte die Reduktion der gesamten Kohlendioxidemissionen etwa 1,6% betragen haben.

Insgesamt wurden 2012 knapp 13 Mio. t CO2 mehr emittiert als 2011. Während die CO2-Emissionen auf Basis der flüssigen Brennstoffe geringfügig sanken und bei den gasförmigen Brennstoffen mit gut 2 Mio. t bzw. 1,4% nur leicht zunahmen, stiegen sie bei den festen Brennstoffen um fast 14 Mio. t bzw. 4,2%. Die im Unterschied zu den energiebedingten Emissionen gesunkenen prozessbedingten Emissionen verwundern kaum angesichts des Produktionsrückgangs insbesondere auch bei den energieintensiven Wirtschaftszweige wie die Herstellung von Glas, Keramik und Verarbeitung von Steinen und Erden (-4,3%), die Metallerzeugung und -bearbeitung (-3,7%) oder die chemische Industrie (-3,6%).

Bereinigt man die Ursprungswerte der CO2-Emissionen um den Einfluss der Temperatureffekte, wären die energiebedingten Emissionen im Jahr 2012 nur um rund 3,0 Mio. t CO2 oder um 0,4% gestiegen, statt (wie nach den Ursprungswerten) um etwa 14 Mio. t oder um 1,9%. Einschließlich der prozessbedingten Emissionen kann die Zunahme der gesamten CO2-Emissionen auf ein leichtes Plus von 1,3 Mio. t bzw. 0,2% veranschlagt werden.

Unter Einschluss der vom Umweltbundesamt für 2012 vorgelegten ersten Schätzung der Emissionen für die Treibhausgase jenseits der Kohlendioxidemissionen, also für die Treibhausgase CH4, N2O, HFC, PFC und SF6, ergibt sich für die Treibhausgasemissionen (Ursprungswerte) insgesamt für 2012 ein Anstieg um 1,3%; gegenüber dem Basisjahr 1990/1995 bedeutet dies eine Emissionsminderung um rund 26%.

Temperaturbereinigt wäre noch mit einer marginalen Erhöhung der Treibhausgasemission um 0,1% zu rechnen; die Minderung gegenüber dem Basisjahr macht damit knapp 27% aus. Demnach ist das 21%-Ziel für die Periode 2008/2012 ungefährdet. Das gilt auch für den Durchschnitt dieser Fünf-Jahresperiode, in der die Treibhausgasemissionen rund 935 Mio. t CO2äquiv. betrugen; das sind reichlich 25% weniger als im Basisjahr (temperaturbereinigt: -26%). Diese Etappe hat Deutschland somit erfolgreich bestanden.

Bezogen auf das für 2020 von der Bundesregierung verfolgte Ziel einer Reduktion der Treibhausgasemissionen um 40% gegenüber dem Basisjahr ist man jedoch 2012 nicht weiter gekommen. Um dieses Ziel noch zu erreichen, ist in den kommenden acht Jahren eine weitere Reduktion um 176 Mio. t oder um 19% notwendig. Das setzt voraus, dass die Nutzung erneuerbarer Energien weiter verstärkt vorangetrieben und die Energieproduktivität erheblich gesteigert wird. Erkennbar erfordert dies eine wesentliche Intensivierung der darauf gerichteten Politik. Hier besteht noch ein erheblicher Handlungsbedarf.

(Die ausführliche Analyse der Veränderungen der CO2-Emissionen in Deutschland im Jahr 2012 ist in Heft 5 der Zeitschrift „Energiewirtschaftliche Tagesfragen“ Anfang Mai 2013 veröffentlicht worden).

Quelle

Dr. Hans-Joachim Ziesing 2013

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