Lavieren der EU-Finanzminister kostet 60 Millionen Euro pro Tag
Verhandlungen erneut vertagt – Schäuble-Ankündigung wird nicht eingehalten. Jeder Tag, den sich die Einführung der Finanztransaktionssteuer verzögert, kostet die Staatskassen der beteiligten Länder 60 Millionen Euro, jede Stunde 2,5 Millionen.
Pia Schwertner, Koordinatorin der Kampagne zur Finanztransaktionssteuer bei Oxfam Deutschland, kommentiert: „Mit ihrer Verzögerungstaktik verschenken die Finanzminister täglich Einnahmen in Millionenhöhe. Neun Jahre nach der Finanzkrise müssen sich die Minister endlich entscheiden: Wollen sie diese kleine aber wichtige Steuer einführen und die Finanzmärkte stabilisieren, oder wollen sie vor der Finanzlobby einknicken?“
Nachdem sich die Finanzminister bei ihrem Treffen im Oktober dieses Jahres grundsätzlich auf die Finanztransaktionssteuer geeinigt hatten, kündigte Finanzminister Wolfgang Schäuble eine endgültige Entscheidung bis zum Jahresende an. Doch ein ursprünglich für den 5. Dezember vorgesehenes Finanzministertreffen der zehn EU-Mitgliedsstaaten, die eine Einführung der Steuer anstreben, konnte gar nicht erst einberufen werden. Der Grund: Zu viele technische Fragen sind weiterhin ungeklärt, etwa die Höhe der Steuersätze oderwelche Ausnahmen von der Steuer es geben soll. Beim heutigen EU-Finanzministertreffen in Brüssel konnten Schäuble und seine Kolleg/innen deshalb erneut keinen Erfolg vermelden.
„Die Finanzminister haben die Verantwortung, endlich eine Entscheidung herbeizuführen und Finanzminister Schäuble muss klare Führung zeigen, statt den Prozess der Verstärkten Zusammenarbeit immer wieder in Frage zu stellen“, so Schwertner. Dies liege auch im Interesse von Wolfgang Schäuble und der Bundesregierung. Denn die Einführung der Finanztransaktionssteuer ist ein Prestigeprojekt im Koalitionsvertrag der Großen Koalition.