Luftverschmutzung: Unterschätzte Folgen für die Gesundheit
Neue Erkenntnisse belegen dringenden Handlungsbedarf.
Die Auswirkungen der Luftverschmutzung auf die menschliche Gesundheit sind viel dramatischer als bisher angenommen. Zu diesem Ergebnis kommt ein heute vorgestellter Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO).
Die vier deutschen Umweltverbände, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Deutsche Umwelthilfe (DUH), Naturschutzbund Deutschland (NABU) sowie der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD) fordern die EU, die Bundesregierung sowie alle Bundesländer und Städte auf, den Empfehlungen der WHO zu folgen und die Luftschadstoffbelastungen nachhaltig und mit aller Entschiedenheit zu reduzieren. Dazu gehöre auch, die Studienergebnisse bei der anstehenden Überarbeitung der Luftqualitätspolitik im Herbst zu berücksichtigen.
Die Neubewertung der WHO ist alarmierend und macht deutlich: Feinstaub, Methan und Ozon gefährden noch immer die Gesundheit hunderttausender EU-Bürger. Ferner sind sie für wesentlich mehr Krankheiten verantwortlich, als bisher bekannt. So verursachen die Luftschadstoffe neben Lungen- und Herzkreislauferkrankungen auch Arteriosklerose, Fehlentwicklungen des Nervensystems, erhöhen das Diabetesrisiko insbesondere bei Kindern und können Geburten beeinträchtigen.
Derzeit sind europaweit über 80 Prozent der Bevölkerung gesundheitsschädigenden Feinstaubkonzentrationen ausgesetzt. Deshalb empfiehlt die WHO dringend, zusätzliche Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität in Europa zu ergreifen und kündigte an, der EU in den kommenden zwei Jahren konkrete Gesetzesvorschläge zur Luftreinhaltung zu präsentieren.
Hubert Weiger, BUND-Vorsitzender: “Die durchschnittliche Lebenserwartung jedes Europäers sinkt durch die Feinstaubbelastung um fast neun Monate. Es ist höchste Zeit, dass sich endlich alle politischen Ebenen mit Nachdruck für eine Reduzierung der Luftverschmutzung einzusetzen.“ Auch für Stickstoffdioxid werden die Gesundheitsauswirkungen – insbesondere auf die Atemwege – durch diesen Bericht noch klarer belegt. Sie führen zu mehr Krankenhausaufenthalten und einer erhöhten Sterblichkeit.
Michael Ziesak, Bundesvorsitzender des ökologischen Verkehrsclubs VCD, unterstreicht: „Die in diesem Jahr anstehenden Revisionen von EU-Richtlinien sind Möglichkeit und Verpflichtung zugleich. Die Politik muss endlich entschieden gegen die Luftschadstoffe vorgehen – alles andere ist grob fahrlässig.“
Der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH), Jürgen Resch, ergänzt: „Die deutsche Gesetzgebung hinkt den wissenschaftlichen Erkenntnissen bei der Luftreinhaltung um Jahre hinterher. Die Bundesregierung muss endlich verbindliche Maßnahmen zur Reduktion von Ruß- und NOx-Emissionen ergreifen und finanziell fördern – und zwar für alle neuen Dieselantriebe in Bussen, Schienenfahrzeugen, Baumaschinen und Binnenschiffen.“ Resch machte darauf aufmerksam, dass insbesondere Dieselruß auch mitverantwortlich für den Klimawandel ist.
NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller: „Heute können wir mit technischen Mitteln die Menge an ausgestoßenen Luftschadstoffen deutlich reduzieren. Doch mit freiwilligen Maßnahmen allein setzt sich diese Technik jedoch nicht schnell genug durch, es braucht verbindliche und ambitionierte Vorgaben seitens des Gesetzgebers.“ Neben rein technischen Lösungen forderte Miller aber auch ein grundsätzliches Umdenken in puncto Mobilität und Energieversorgung, um die Luftschadstoffbelastung deutlich zu reduzieren.
Umweltkommissar Janez Potocnik hat 2013 zum „Jahr der Luft“ ausgerufen. Vor diesem Hintergrund fordern die vier Umweltverbände der Kampagne „Rußfrei fürs Klima“ die EU, die Bundesregierung sowie alle Bundesländer und Städte auf, die Empfehlungen der WHO umzusetzen und die Risiken der Luftverschmutzung für Umwelt und Gesundheit deutlich zu reduzieren.
Quelle
Deutsche Umwelthilfe 2013