Nachhaltigkeitsstrategie: Unterm Strich Defizite statt politischem Wandel
Die Bundesregierung hat die Neufassung der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie zur Umsetzung der Agenda 2030 verabschiedet.
Der Deutsche Naturschutzring (DNR), das Forum Umwelt und Entwicklung sowie VENRO bewerten die Neufassung als Verbesserung zur bisherigen Nachhaltigkeitsstrategie, kritisieren aber das Fehlen ehrgeiziger Ziele zu entscheidenden Herausforderungen und fordern eine konsequent nachhaltige Politik.
„Mit ihrer Orientierung an den globalen Entwicklungszielen ist die Nachhaltigkeitsstrategie eine Grundlage, um die deutsche Politik nachhaltiger zu gestalten. Nun kommt es darauf an, sie im politischen Handeln auch umzusetzen und da gibt es noch erhebliche Defizite in nahezu allen Bereichen“, kritisiert Dr. Bernd Bornhorst, Vorstandsvorsitzender von VENRO. „Die deutsche Politik braucht mehr Mut und Ambitionen, um die vereinbarten Nachhaltigkeitsziele weltweit und in Deutschland zu erreichen. In der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie fehlt es an ehrgeizigen globalen Zielen, um dringende weltweite Probleme wie Armut, Hunger und Krankheiten zu bekämpfen. Auch der Widerspruch zwischen dem Fokus auf mehr Wirtschaftswachstum einerseits sowie dem notwendigen sozialen Miteinander und den endlichen Ressourcen andererseits wird in der Strategie nicht gelöst.“
„Deutschland will Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit und Umsetzung der Agenda 2030 sein und hat gleichzeitig einen enormen ökologischen Fußabdruck. Durch diese überarbeitete Nachhaltigkeitsstrategie muss der massive Ressourcenverbrauch reduziert werden“, so Jürgen Maier, Geschäftsführer des Forum Umwelt und Entwicklung. „Eine Wirtschaftspolitik, die auf der Ausbeutung von Natur und Mensch aufbaut, die fortschreitende Industrialisierung der Landwirtschaft und eine Handelspolitik, die auf immer höhere Exportüberschüsse setzt – das ist genau das Gegenteil von nachhaltig. Das muss sich ändern.“
„Wenn die Bundesregierung ihre Verpflichtungen im Rahmen der Agenda 2030 erfüllen will, wird Deutschlang sauberer, gerechter und zukunftsfähiger werden müssen. Die Nachhaltigkeitsstrategie ist ein guter Anfang“, so DNR-Präsident Prof. Dr. Kai Niebert. „Indikatoren alleine reichen jedoch nicht. Wir brauchen eine Politik, die Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit nicht in homöopathischen Dosen verabreicht. Künftig sind alle Ressorts gefragt, denn unser Weg in eine ökologisch verträgliche und sozial gerechte Gesellschaft entscheidet sich nicht im Umweltministerium, sondern auf unseren Straßen, in der Industrie-, Finanz- und Sozialpolitik.“
Eine ausführliche Kommentierung der neuen Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie durch zivilgesellschaftliche Organisationen wird zeitnah veröffentlicht.