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Physiker Sariçiftçi: „2050 schon 100 Mio. Klimaflüchtlinge“

Top-Physiker setzt auf Solarenergie gegen drohende Migrationswelle.

Wenn die Menschheit es nicht schafft, sich von ihrer Abhängigkeit von fossilen Energiequellen zu lösen, steuert sie schon Mitte dieses Jahrhunderts auf eine dramatische Klimakatastrophe zu. Diese wird nicht nur zu extremen Dürren und Hungersnöten führen, sondern auch zu einer gewaltigen Migrationswelle mit 100 Mio. Klimaflüchtlingen aus den südlichen Ländern dieser Welt. Zu diesem ernüchternden Schluss kommt der renommierte Physiker Niyazi Serdar Sariçiftçi von der Johann Keppler Universität Linz (JKU), der im pressetext-Gespräch aber auch einen Ausweg aus der drohenden Misere anbietet: Solarenergie.

Unlimitierte, kostenlose Energie

„In den vergangenen eineinhalb Jahren hat sich deutlich gezeigt, dass schon eine Kriegsregion der Welt ausreichen kann, um die Kooperation auf europäischer Ebene zum Erliegen zu bringen. Wenn wir im Bereich der Energiewirtschaft weiterhin so verfahren wie bisher, droht uns aber schon 2050 eine weitaus größere klimabedingte Migration, die die aktuelle um ein Vielfaches übersteigen wird“, fasst Sariçiftçi zusammen. In der Wissenschaft sei man sich dem Ernst der Lage schon länger bewusst. „In Politik und Gesellschaft mangelt es aber noch am nötigen Problembewusstsein“, kritisiert der Experte.

Dabei gebe es doch längst einen Ausweg aus der bevorstehenden Klimakatastrophe, wie Sarçiftçi auch am 12. Mai im Rahmen eines kurzen Vortrags und einer anschließenden Diskussion bei den Europäischen Toleranzgespräche in Fresach klarstellen will. „Stellen Sie sich vor, Sie haben eine unlimitierte, demokratisch-verwendbare Energie zur Verfügung, die noch dazu vollkommen kostenlos ist. Es existiert bereits eine Quelle, die uns diese Energie liefern kann: die Sonne. Sie muss nur richtig genutzt werden“, so der Forscher.

„Revolution bereits im Gange“

Dass wir uns immer noch so verhalten, als wären wir von fossilen Energiequellen abhängig „wie ein Morphium-Junkie von seiner täglichen Dosis“, liege an den wirtschaftlichen Interessen der fossilen Energiebranche. „Diese Unternehmen sind heute mächtiger als die Rüstungsindustrie. Aber auch sie begreifen mittlerweile, dass der Abbau von Öl, Kohle und Co nicht mehr rentabel ist und sich ein Umstieg auf erneuerbare Alternativen auch durchaus wirtschaftlich gesehen lohnt“, betont Sariçiftçi.

Längerfristig sei ein Umstieg auf erneuerbare Energieträger jedenfalls nicht aufzuhalten. „Die Revolution ist bereits im Gange. Wenn man sich die gegenwärtige Entwicklung in Ländern wie den USA, China oder auch in Europa ansieht, gibt das Grund zur Hoffnung. Weltweit steigt der Anteil an Solarenergie von Jahr zu Jahr um 20 bis 30 Prozent“, schildert der Physiker. Und dieser große Zuwachs sei auch wichtig: „Je schneller wir die Abhängigkeit vom Öl aufgeben, desto eher können wir die klima- beziehungsweise umweltbedingte Migration noch abwenden.“

Geehrt und engagiert

Wenn es um das Potenzial erneuerbarer Energiequellen wie Solarenergie geht, gilt Sariçiftçi international als einer der führenden Köpfe. Der Physiker, der unter anderem das Institut für Physikalische Chemie und das Institut für Organische Solarzellen an der JKU leitet, zählt weltweit zu den am meisten zitierten Wissenschaftlern in seinem Fachgebiet und wurde bereits mit zahlreichen Ehrungen ausgezeichnet, darunter etwa der Kardinal-Innitzer-Preis 2010, der Wittgenstein-Preis 2012 sowie mehrere Ehrendoktorate. 2008 wurde er zudem zum „Österreicher des Jahres“ in der Kategorie Forschung gewählt.

Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit – Studien in Istanbul, Wien, Stuttgart, Santa Barbara (USA) und aktuell Linz – engagiert sich Sariçiftçi auch seit geraumer Zeit insbesondere für den Ausbau von erneuerbaren Energieträgern auf dem afrikanischen Kontinent. 2011 hat er hierfür das technisch-wissenschaftliche Netzwerk ANSOLE (African Network for Solar Energy) ins Leben gerufen. „Ziel ist es, den 1,1 Mrd. Menschen, die in Afrika leben, klarzumachen, dass erneuerbare Energiequellen die Zukunft sind“, resümiert der Physiker.

Quelle

pressetext.redaktion | Markus Steiner 2016

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